COPETRI Convention 2024

Zwischen Inspiration und Transpiration

„Constant Change – Let’s Turn It Into Chances!“ So lautete das Motto der Copetri Convention, die am 14. und 15. Mai 2024 zum dritten Mal auf dem ehemaligen Industriegelände Fredenhagen in Offenbach stattfand. Es ging bei dem Event um große Herausforderungen – und darum, wie Unternehmen ihnen begegnen können. Dabei setzte der Veranstalter erneut auf eine quirlige Festival-Atmosphäre und eine enorme Vielfalt von Inhalten und Formaten, die das Besuchererlebnis zwischen Inspiration und Transpiration changieren ließ.

Opening der COCON 2024 mit COPETRI CEO Ralf Hocke und Moderatorin Chérine de Bruijn. Foto: Alexander Scheuer

„Probleme gibt’s genug, die Frage ist: Wie gehen wir damit um? (…) Betrachten wir das Glas als halb leer oder halb voll?“ – Mit diesen Worten stimmte Veranstalter Ralf Hocke in seinem Opening die Teilnehmenden der Copetri Convention 2024, kurz: COCON, auf zwei Eventtage ein, die in schwierigen Zeiten ganz im Zeichen von Optimismus und Aufbruchstimmung stehen sollten.

Schon seit die Frankfurter Eventmanagementagentur Copetri die COCON im Jahr 2022 erstmals an den Start gebracht hat, verfolgt sie mit dem Event (einer Mischung aus Kongress und Expo mit ausgeprägten Networking-Möglichkeiten) hohe Ansprüche. Die Convention soll weniger HR-Veranstaltung als vielmehr Treffpunkt einer multidisziplinären Community sein, die auch über die Veranstaltung hinaus an der Zukunft der Arbeitswelt strickt. Stattfinden soll diese Netzwerkarbeit nicht zuletzt unter dem Dach der Copetri GmbH, die dafür übers Jahr eine Reihe von kostenpflichtigen, aber auch kostenlosen Formaten bereitstellt. Adressaten und Adressatinnen sind dabei Vertreter aus den Feldern People, Transformation und Innovation – aus denen sich (gemeinsam mit dem Begriff „Community“) auch das Akronym Copetri ableitet. Die Idee dahinter: Organisationsentwicklung und Innovation können nur zusammen mit HR erfolgreich angegangen werden – und umgekehrt. Zukunftsgestaltung kann also nur übergreifend gedacht und angegangen werden, und außerdem, so der Tenor auf der COCON 2024: nur mit Zuversicht und Mut.

Ein Trendforscher machte Zukunftsmut

Als Eröffnungsredner stand daher auch ein Mann auf der Bühne, der sich von Berufs wegen mit Zukunftsfragen bestens auskennt: Trendforscher Tristan Horx. Überraschenderweise machte der Futurologe den Teilnehmenden zunächst einmal mittels eines Blicks in die Historie Mut. Die Geschichte zeige, so Horx, dass „zwischen Old Normal und New Normal stets die Turbulenzen des Übergangs liegen“. Dass also einer Krisenphase in der Regel eine „neue Phase des Wohlstands und Wachstums“ folge.

Horx sprach allerdings auch über Probleme, die uns den Epochenwechsel schwerer machen, als er sein müsste. Dabei taxierte er vor allem den Generationenkonflikt, der sich auf verschiedenen Ebenen äußere. Etwa, darin dass das Geld bei der Generation der Babyboomer gebunden ist und für Innovationen nicht zur Verfügung steht. Aber auch darin, dass sich eine mentale Kluft zwischen den Generationen auftut, die das verhindert, was wir jetzt laut Horx eigentlich bräuchten, nämlich: „das Rebellische der Jugend, kombiniert mit der Weitsicht des Alters“.

Trendforscher Tristan Horx erklärte in seiner Eröffnungsrede, wieso eine zuversichtliche Haltung in Bezug auf die Zukunft gerechtfertigt ist. Foto: Alexander Scheuer

Doch kollektives, Grenzen überschreitendes Denken und Handeln fällt uns schwer, haben wir uns, so Horx, doch längst in eine hoch individualistische Gesellschaft verwandelt. Eine Gesellschaft, die zwar „nach Gemeinschaft lechzt“, aber noch nicht die Mittel gefunden hat, diese wiederzubeleben. Das Netz jedenfalls ist ein solches Mittel nicht, meint Horx, denn: „Das Netz löst Verbindungs-, aber keine Beziehungsfragen“. Viele Kontakte, trotzdem einsam – so sieht sie aus, die Bilanz in unseren social-media-dominierten Zeiten.

Das dichte Programm erforderte Fokussierungsfähigkeit

Bei der Copetri Convention indes waren Live-Begegnungen in Hülle und Fülle möglich, wenn auch die Teilnehmendenzahl aus dem Vorjahr von über 4.000 diesmal nicht erreicht werden konnte. Dennoch tummelten sich an den beiden Kongresstagen laut Veranstalterangaben insgesamt 3.208 Teilnehmende auf dem Gelände – Vortragende, Sessiongebende, Ausstellende, Community-Mitglieder und externe Besucherinnen und Besucher zusammengerechnet; man differenziere da nicht gern, erklärte Hocke.

Den Teilnehmenden verlangte unterdes das Veranstaltungsprogramm ausgeprägte Differenzierungs- und Fokussierungsfähigkeiten ab, war es doch mit 241 Sessions extrem dicht bestückt. So dicht, dass man – trotz praktischer talque-App – angesichts zahlreicher zeitlicher Überschneidungen und Parallelitäten durchaus ins Schwitzen kommen und zuweilen auch das ein oder andere Rede-Highlight übersehen konnte. „Freut euch an dem, was ihr gesehen habt und ärgert euch nicht darüber, was ihr nicht gesehen habt“, gab Hocke den Besucherinnen und Besuchern bei der Eröffnung schon vorsorglich mit auf den Weg.

Man verstand schnell, was er meinte, zumal zur inhaltlichen Dichte, eine enorme Vielfalt der Formate kam. Wie auch schon in den Vorjahren, galt es auszuwählen zwischen Vorträgen, Panel-Diskussionen, Workshops, Deep Dives und einer stattlichen Auswahl an Interaktionsformaten. Und hatte man sich dann bei einem Format seiner Wahl eingefunden, war unter Umständen einmal mehr Fokussierungsfähigkeit gefragt. In der Read & Meet Area beispielsweise, wo man mit Autoren und Vortragenden im intimen Rahmen ins Gespräch kommen konnte, bestand die Herausforderung darin, den herüberwehenden Sound der nahe gelegenen Loft Stage auszublenden.

In der Read & Meet Area war thematisches Deep Diving angesagt. Foto: Alexander Scheuer

Schwerpunktthema KI: Zwischen ungeahnten Chancen und Gefahren

Eine Folge der Fülle war auch, dass das Thema KI weniger deutlich aus dem Gesamtprogramm mit Themen wie OE, Leadership, Talentmanagement, Skills, Innovation und Nachhaltigkeit hervorstach, als man es hätte erwarten können. Denn eigentlich war gerade die Künstliche Intelligenz als Themenschwerpunkt vom Veranstalter forciert und auch stärker kuratiert worden.

Wer gezielt suchte und sich klugerweise per App im Vorfeld seinen persönlichen roten Faden durchs Programm erstellt hatte, konnte dennoch intensiv ins Thema einsteigen – und landete beispielsweise bei einem Vortrag von Peter Fischer. Der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Eurosysteam hatte einiges über ungeahnte Einsatzmöglichkeiten von KI im Kontext von Innovationsprozessen zu berichten. Zum Beispiel, dass KI nicht nur als Trainer, Creative Agent oder Berater taugt, sondern auch als „Teammitglied“ fungieren kann, das die nötige Diversität im Denken in Innovationsprozesse einbringt. Oder dass man sich per KI eine persönliche Führungskraft designen kann, die – im Gegensatz zu manch menschlichem Chef – mit Engelsgeduld agiert und Empathie zwar nicht hat, aber bestens simulieren kann.  

Keynote-Speakerin und KI-Expertin Mina Saidze machte unterdes darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, Künstliche Intelligenz in Organisationen unter der Beachtung ethischer Gesichtspunkte einzusetzen, da sonst Diskriminierungsgefahren drohen. Gleichzeitig verdeutlichte sie aber auch die Chancen, die im KI-Einsatz liegen – genauer gesagt, im reflektierten Einsatz von People Analytics im HR-Bereich. Dadurch nämlich werde es, so Saidze, erstmals möglich, evidenzbasiert „Zusammenhänge zwischen kultureller und Business Performance eines Unternehmens festzustellen“. Angesichts hochsommerlicher Temperaturen machte vielen das Networking in der Chill out Area auf der COCON doppelt Spaß. Foto: Alexander Scheuer

Festival Feeling auf kleinerer Fläche

Anders als das Kongressprogramm präsentierte sich die zum Event gehörende Ausstellung diesmal merklich geschrumpft. Statt wie noch im Vorjahr über hundert, waren nur 85 Stände vor Ort vertreten. Sie konzentrierten sich auf den Innenbereich in den kultigen Fredenhagener Industriehallen. Wer dazwischen hindurchschlenderte, musste schon genau hinsehen, wer da wo steht. Denn aufgrund der wiederverwendbaren Holzstellwände – die bei der Copetri aus Gründen der Nachhaltigkeit zum Einsatz kommen – entsteht ein recht homogenes Bild.

Allerdings hatte sich der Veranstalter diesmal verstärkt darum bemüht, den Anbietern auch noch jenseits der Expo Präsenz zu verschaffen. So gab es beispielsweise erstmals eine so genannte „Solution Stage“ im Outdoor-Bereich, auf der die Firmen ihre Lösungen vorstellen konnten. Beim ebenfalls neu entwickelten „Business Speed Dating“ konnten Interessenten verschiedene Anbieter zu einem spezifischen Thema hintereinander in kurzen Gesprächen kennenlernen. Das Riesenrad, das noch 2023 zu Zweiergesprächen eingeladen hatte, gab es diesmal dagegen nicht. Auch war die Ourdoorfläche diesmal insgesamt geschrumpft, die Gartenfläche, die im Vorjahr noch mit zwei Bühnen bestückt war, fehlte.

Doch auch ohne Riesenrad und kompakter gehalten, strahlte das Setting mit chilligen Sitzgelegenheiten, Sonnenschirmen, Foodtrucks, Bierbänken, drei Bühnen und sportlicher Spielecke im Outdoorbereich, umgeben von Backsteingemäuern und Stahlträgern, wieder die gewohnte Festivalatmosphäre aus. Und, anders als im vorigen Jahr, als sich manch einer einen zweiten Pulli herbeigesehnt hatte, hatte Petrus diesmal höchst sommerliche Temperaturen geschickt. Das zukunftsoptimistische Copetri-Konzept, einen nicht unerheblichen Teil des Events draußen stattfinden zu lassen, ging somit auf. Und mit der Sonne auf der Nase fiel manchem sicher auch das geforderte Denken in Chancen leichter.

 


Der Beitrag wurde geschrieben von

Sylvia Jumpertz
Sylvia Jumpertz, langjährige Redakteurin im Verlag managerSeminare, Bonn.
17.05.2024
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