Corporate Learning Camp 2019

Lieber gemeinsam lernen

Das Motto - „Lernen braucht Netzwerke!“ - war Programm beim zehnten Corporate Learning Camp, #CLC19KO, das am 12. und 13. September 2019 in Koblenz stattfand: In den Räumen der dortigen Hochschule wurden Kollegen um Rat gebeten, Methodentipps geteilt, bewährte Tricks weitergereicht, gemeinsame Nenner entdeckt und neue Verbindungen geschaffen - und das alles unter dem Zeichen des gemeinsamen Weiterkommens.

Ein Beitrag von Sylvia Lipkowski

In einer Zeit, da Arbeiten immer mehr Zusammenarbeit sowohl in virtuellen wie auch physischen Räumen bedeutet, ist betriebliches Lernen ohne Netzwerken kaum noch denkbar, machte Moderator und Mitorganisator Karl-Heinz Pape in der Begrüßung deutlich: „In Netzwerken ist jeder mal Lehrender und mal Lernender“. Das aber ist nötig, um überhaupt Schritt halten zu können mit dem Übermaß an Input, Informationsquellen und Inspiration, mit dem wir es heute zu tun haben – und das keiner mehr alleine verarbeiten kann. Oder wie Harald Eder von der DATEV AG es formuliert: „Wenn Arbeiten VUKA wird, dann muss auch Lernen VUKA werden.“

Wie das praktisch aussehen kann, macht die veranstaltende Corporate Learning Community (CLC) nicht nur mit dem Camp in Koblenz vor. Der Netzwerkgedanke ist die prägende Leitidee für die ganze Community: Seit der Gründung vor über zehn Jahren wird hier Offenheit genauso konsequent gelebt wie Flexibilität und Selbstorganisation. Einstiegshürden gibt es keine, formale Strukturen kaum. Mitglied ist, wer sich als solches versteht und eben mitmacht, sei es als aktive Gestalterin oder als passiver Mitleser. Das einzige strukturelle Zugeständnis ist eine gemeinnützige UG, die ein harter Kern von sieben Leuten Anfang 2019 gründete, um wenigstens Rechnungen ausstellen zu können. Netzwerke nämlich sind in unserer Gesellschaft nicht rechtsfähig.

Attraktiv aber sind sie nichtsdestotrotz. Zwar kann angesichts der radikalen Offenheit keiner sagen, wie viele CLC-Mitglieder es genau gibt. Doch dass sie zahlreich sind, beweisen etwa aktive Gruppen in Yammer, Facebook, LinkedIn und XING. Aber auch die Tatsache, wie schnell das Camp ausgebucht war: Innerhalb von nur 28 Stunden waren die gut 200 Plätze weg. Letzteres mag zwar auch an dem unglaublich günstigen Ticketpreis liegen, der dadurch möglich ist, dass das Barcamp im bescheidenen Ambiente stattfindet und sich fast ausschließlich über die zahlreichen willigen Sponsoren finanziert. Doch sicher nicht nur.

Denn vor Ort kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Veranstaltung für die Anwesenden eine wertvolle Lerngelegenheit ist, die viele offenbar kaum erwarten können: Schon während der Anmoderation quetschen sich Anwesende aus den engen Bankreihen des Koblenzer Hörsaals in die Seitengänge, um sich für die Programmgestaltung möglichst gut zu positionieren.

„Das nennt man Lernen in Netzwerken: Die Teilgeber stehen schon Schlange, bevor sie dazu aufgerufen wurden“, meint Matthias Blank, Lernexperte bei Volkswagen. Dem klassischen Barcamp-Format entsprechend gibt es auf dem Coporate Learning Camp nämlich kein offizielles Programm, sondern nur zehn freie Räume und fünf Zeitfenster, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die selbstorganisierte Gestaltung zur Verfügung stehen.

Die 50 Slots sind – an beiden Camp-Tagen – im Nu belegt. Die thematische Bandbreite ist enorm: Es gibt PE´ler, die ihr neu konzipiertes Talentmanagement-Programm vorstellen, um den Rat der Kolleginnen und Kollegen einzuholen, aber auch welche, die erklären, wie sie selbst eine Mitarbeiterbefragung improvisiert haben oder wie sie mit Office 365 den internen Wissenstransfer fördern möchten.

Viele stellen auch Grundsatzfragen zur Diskussion mit Session-Titeln wie: • Welche Grundsätze braucht eine Netzwerk-Lernkultur? • Was sind eure Dos und Don´ts im Blended Learning? • Was braucht Lernen, damit es gelingt?

Zudem gibt es auch viele konkrete Methoden-Tipps, z.B. • Twitter als Lern-Tool (wozu die Erklärvideo-Experten und Camp-Sponsoren youknow hier auch einen Film zur Verfügung gestellt haben) • oder der kosten- und lizenzfrei nutzbare Methoden-Baukasten von Liberating Structures, mit denen sich Meetings, Teamtreffen, Großgruppenveranstaltungen bereichern lassen, indem sie Teilnehmer und Teilnehmerinnen zur Teilgabe einladen.

Weiteren Raum für Vernetzung und Horizonterweiterung bieten erstmals auch sogenannte „Assemblies“: Dort können sich Interessierte unabhängig vom Session-Takt zu einem bestimmten Thema auch mal länger austauschen, beispielsweise zum Selbstentwicklungsformat lernOS (das wir hier kürzlich vorgestellt haben) oder der Vision zur Zukunft des Corporate Learning, die seit 2017 im Netzwerks entwickelt wird (Link).

Das zentrale Thema, das sich in den meisten Assemblies wie Sessions wiederfindet, ist die Suche nach einer neuen Lernkultur. „Wir brauchen eine Liberalisierung des Lernens“, stellte etwa Pivi Scamperle von der Schaeffler AG fest. Weg von den klassischen PE-Angeboten, hin zu mehr Selbststeuerung und Eigeninitiative.

Doch leider – auch das war ein zentrales Thema der beiden Camp-Tage – lässt sich beides nicht so einfach ins Unternehmen tragen wie ein übersichtlicher Seminarkatalog. Die Idee, den Mitarbeitenden informelles Lernen zu erlauben, macht vielen dort geradezu Angst. „Der Kampf, den viele intern kämpfen, heißt ‚Mach sie fit, aber störe sie nicht bei der Arbeit‘.“, so das Resumé von Isabell Schuller von der Akademie der DGFP nach dem ersten Tag.

Den meisten Lernprofis ist deshalb klar: Die Veränderung von Lernen braucht einen langen Atem. „Aber es ist spürbar, dass etwas in Bewegung kommt – nicht zuletzt, weil die Technik die Dinge vorantreibt“, meint Scamperle und ist damit in Koblenz mit Sicherheit nicht allein. Insbesondere die Verbreitung der vernetzten Office-365-Anwendungen – die in vielen Sessions Thema war – verändert nicht nur die internen Abläufe, sondern fördert zum Beispiel auch das Teilen von Wissen und die Vernetzung mit Experten.

Und auch das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten – etwa mit Google-Docs – verstärkt die Zusammenarbeit. Konsequent im Sinne des Mottos gibt es ein solches Dokument deshalb auch für die gemeinsame Sammlung der Ergebnisse des #CLC19KO. Das ist wichtig für die Community, weil die individuellen Lernerlebnisse so auch anderen zugänglich werden, was die Vernetzung fördert, wie Veranstalter Pape betont. „Es ist aber auch wichtig für den eigenen Lernerfolg, denn Dokumentieren ist Lernen.“

Papes Traum, so verkündete er vor ab, ist, dass alle Teilgebenden zur Dokumentation der vielen Sessions und Gespräche beitragen: „Jeder auf seine Weise“. Bei dem Engagement, das in Koblenz zu spüren war, ist es nicht ausgeschlossen, dass dieser Traum sogar wahr wird. Ein Team von Freiwilligen, die den wilden Input aus Fotos, Videos, Links und Notizen zu einer lesbaren Dokumentation zusammenführen wollen, gibt es jedenfalls schon. Sie werden viel zu tun haben.

Foto 1 - Die Inputgeberinnen und Inputgeber warteten zahlreich und geduldig darauf ihre Sessionvorschläge vorzustellen. Foto 2 - Die Vorschläge wurden auf die 50 Slots verteilt, die es an beiden Tagen gab. Foto 3 - Der Assembly-Tisch, an dem Simon Dückert das Selbstlern-Tool lernOS vorstellt.

Fotos von Sylvia Lipkowski

19.09.2019
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