Invasion der virtuellen Adventskalender

Es mag schon fast ein wenig spät erscheinen, am 6. Dezember noch einen Artikel zu posten, der sich den virtuellen Adventskalendern widmet. Aber bevor ich über die auch dieses Jahr wieder inflationär im Netz herumschwirrenden Klick-Aufforderer schreiben kann, muss ich sie ja angeschaut haben. Hier meine Ausbeute aus dem Bereich Weiterbildung, die keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Wie bereits im vergangenen Jahr bietet das Stimme-Netzwerk stimme.at einen Audio-Adventskalender an: Jeden Tag gibt es einen Stimmtipp zum Anhören und Lesen, bereitgestellt von Mitgliedern des Netzwerkes zum Zwecke ihres Marketings. Ob sich die Tipps vom vorherigen Jahr unterscheiden, kann ich nicht beurteilen. Inhaltlich solide, optisch nicht gerade der Knaller.

Im regelrechten Adventsfieber sind dieses Jahr offensichtlich die Verlage. So bietet der Spotlight-Verlag einen Adventskalender mit Gewinnspiel an: Zu gewinnen gibt es etwa einen Multimedia-Komplettkurs Englisch, Hörbuch-Downloads oder Sprachenspiele, bereitgestellt jeweils von Sprachenanbietern. Dafür muss man seine Adresse angeben, und dann hoffen, dass man von wem auch immer als Gewinner gezogen wird.

Auch der Gabal-Verlag hat sich dieses Jahr in die Reihe der Adventskalender-Provider gestellt. Per Twitter wird informiert, was jeweils zu erwarten ist. Das ist weihnachtliches Einerlei, ohne erkennbaren Zusammenhang zum Verlag und seinen Produkten: etwa eine Einladung zur Weihnachtsfeier als PDF-Faxvorlage oder ein Rezept für eine heiße Trinkschokolade oder die Möglichkeit, online die „Levenshtein Distanz“ (Ähnlichkeit von Zahlenketten) zu bestimmen... Positiv: kein nerviges Marketing, negativ: recht beliebig.

Dergestalt kreativer und marketingtechnisch schlauer kommt der Kalender des Carl-Auer Verlags daher: Die Macher haben zu ihren Klassikern jeweils ein Video gedreht, das Anleihe nimmt zu einem Hollywood-Klassiker, etwa Forrest Gump. Kommuniziert hat der Verlag dazu eine Geschichte: Carl Auer war ein großer Cineast, bevor er sich der Systemtheorie zuwandte, er produzierte viele Filmchen mit Super-8-Kamera und Statisten, die so genial waren, dass sie zu Vorlagen für die heutigen Hollywood-Schinken wurden. Und das Archiv der alten Filme wurde nun für den Adventskalender geplündert und mit Gewinnspiel versehen: Wer das Hollywood-Remake erkennt und den Carl-Auer-Klassiker benennen kann, kann jeden Tag aufs Neue eines von drei Exemplaren des Buches „Einführung in die eigenen Gedanken“ gewinnen. Abgesehen von dem einfallslosen Gewinn (24 Tage lang das gleiche Buch) ist das einer der witzigsten Kalender, finde ich.

Auf ein Gewinnspiel setzt auch das Online-Magazin ChangeX mit seinem Adventsrätsel. Jeden Tag gibt es eine Frage nach Details aus Artikeln, die im Laufe des Jahres bei ChangeX erschienen sind. Nette Idee, weil es aufmerksame Leser anspricht, leider aber sauschwer. ChangeX betont zwar, dass die Rätsel durch Recherche im Archiv zu lösen seien, doch wer macht das schon? Leser mit viel Zeit und viel Liebe für die Vergangenheit vielleicht? Zu gewinnen gibt es Bücher von verschiedenen Verlagen.

Den meiner Ansicht nach peinlichsten Adventskalender bietet „Next Culture“ an. Hinter den 24 Türchen des Trainingsanbieters verbirgt sich jeweils ein YouTube-Video mit den so genannten „Next Culture News“ – Meldungen aus der nächsten Kultur. Die Nachrichten reichen von „Feedback wird modern“ bis zu „Wohnblock wird von Wertschätzung überflutet“. Sollte wohl lustig sein...

Wer weitere virtuelle Kalender aus dem Bereich Weiterbildung findet, bitte melden. Ich persönlich bevorzuge weiterhin Offline-Adventskalender.
06.12.2010
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