Bewusste Irritationen in Organisationen

Wissen Sie, was ein Capriccio ist? Vielleicht kennen Sie den Begriff aus der Musik, wo er gebraucht wird für ein Stück mit recht freier Form. In der Kunsttheorie meint Capriccio einen absichtlichen Regelverstoß, eine fantasievolle Überschreitung von Normen, ohne die Norm außer Kraft zu setzen. In diesem Sinne tut Capriccio auch Organisationen gut, ist der Autor unseres diesmaligen Titelthemas überzeugt. Hans A. Wüthrich ist nach der Analyse etlicher Unternehmen zu dem Schluss gekommen: Capriccio ist genau das, was gebraucht wird, um Krisen und stets neue Herausforderungen zu meistern.

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie zeigt, dass für Unternehmen wie Führungskräfte Unvorhersehbarkeit nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Immer weniger lässt sich die Zukunft als Verlängerung der Gegenwart begreifen. Und immer weniger helfen Unternehmen vorab geschmiedete Pläne und Regeln, die in der Vergangenheit nützlich waren. Was sie dagegen brauchen, sind spezielle Kompetenzen, die sie frei in der jeweiligen Situation zum Einsatz bringen können. Hans A. Wüthrich nennt diese Kompetenzen Metakompetenzen. Drei hält er für besonders elementar. Sie prägen sich dann aus, wenn Führung darauf ausgerichtet ist, nicht primär im, sondern am System zu arbeiten. Und das bedeutet laut Wüthrich, gewohnte Pfade zu verlassen, Experimente und Eigen-Sinniges zuzulassen – ganz so, wie es die Kunst mit Capriccio kennt.

„Nicht schon wieder!“ – Das denken viele Mitarbeitende, wenn in ihren Unternehmen wieder einmal ein Changeprozess gestartet wird. Und sie haben nicht Unrecht mit ihrer Skepsis. Denn viele dieser groß angelegten Vorhaben scheitern. Neuerdings sind die Vorhaben sogar noch größer geworden. Von Transformation ist die Rede, von der Notwendigkeit, Organisationen auf ein neues, den volatilen, komplexen und unsicheren Zeiten gemäßes Level von Selbstorganisation und Agilität zu heben. Dies mit klassischem Changemanagement angehen zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Dieser Überzeugung ist zumindest der Unternehmer und Berater Niels Pfläging. Seiner Ansicht nach sitzt das klassische Changemanagement einigen Glaubenssätzen auf, mit denen es sich das Leben unnötig schwer macht. Etwa der Vorstellung, Change müsse immer eine lange, beschwerliche Reise sein. Pfläging schlägt stattdessen ein konträres Bild vor: die Changearbeit als Flippen der Verhältnisse, als kurze Irritation im Jetzt, die eine beobachtbare, sofortige Wirkung hat. Mehr dazu in dem Beitrag „Plötzlich anders“.

Das gesamte Heft gibt es übrigens hier zum Download. Viel Spaß beim Lesen und viel Erkenntnisgewinn!

23.10.2020
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