Reflexion

Besser verunsichert
Besser verunsichert

Der Schaden von Selbstverbesserung

Selbstoptimierung ist in. Doch was, wenn der Wunsch, sich zu verbessern, nicht Ausdruck von Selbstliebe, sondern Folge innerer Ablehnung ist? Im neuen Teil seiner Serie zeigt Coach und Berater Klaus Eidenschink, dass Selbstverbesserung oft nur eine Tarnung von Selbstablehnung ist – und warum echte Selbstakzeptanz oft dort beginnt, wo es wehtut.

Dass man an sich „arbeiten“ soll, ist inzwischen ein weithin akzeptiertes und gepflegtes Narrativ. Man fühlt sich z.B. leer, unsicher, ängstlich, allein, voller Schuld oder Scham, desorientiert, angespannt, hässlich, aggressiv, voller Groll oder gefühllos. Diese unangenehmen Gefühle sollen ersetzt werden. Man möchte sich selbst verbessern: schöner, klüger, kompetenter, erfolgreicher, unabhängiger, selbstsicherer und begehrter weiterkommen, sinnerfüllter sein oder entspannter werden, die Liste ist lang. Kurzum, man will anders sein, als man ist. Dieses Vorgehen ist in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert und wird auch oft im Beratungssetting gepflegt. Doch was geschieht in solchen Fällen? Schauen wir genauer hin.

In den allermeisten Fällen wiederholt man bei Selbstverbesserungsversuchen ein erlebtes Muster. Das, was man im Außen schon mal erlebt hat – einen ablehnenden Umgang, verpackt in der Botschaft „Sei anders, als du bist!“ –, praktiziert man nun selbst mit sich: Man sieht in manchen Aspekten seiner Person einen Mangel. Dieser Mangel soll ausgemerzt werden. So versucht man, sich auf eine weniger mangelhafte Version upzugraden, und begibt sich in einen Kampf gegen die vermeintlichen Schwächen oder wirklichen Unzulänglichkeiten.

In den allermeisten Fällen wiederholt man bei Selbstverbesserungsversuchen ein erlebtes Muster.

Wie destruktiv das ist, fällt nicht so auf, weil es im Namen der Selbstverbesserung läuft. Der Slogan „Werde die beste Version deiner selbst!“ wird zur Parole einer Perfektion des neurotischen Musters. Dabei weiß die Psychologie – z.B. im transaktionsanalytischen Konzept der Antreiber nach Ian Stewart und Vann Joines – seit Langem, dass die Konditionierung „Ich bin nur dann in Ordnung, wenn ich …!“ einer der sichersten Hinweise ist, dass man sich irrt in dem, was gut für einen ist. Selbstverbesserung wird so die Tarnung der Selbstablehnung.

Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem Artikel

Lesen Sie jetzt weiter …

mit unserer Testmitgliedschaft von Training aktuell:

für nur 10 EUR einen Monat lang testen

Zugriff auf alle Artikel von Training aktuell

Kostenfreier Testzugriff auf den trainerkoffer

Sofortrabatte für Bücher, Trainingskonzepte & Toolkits

Training aktuell
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
nach oben Nach oben