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Beitrag von Klaus Eidenschink aus Training aktuell 10/25, Oktober 2025
Dass man an sich „arbeiten“ soll, ist inzwischen ein weithin akzeptiertes und gepflegtes Narrativ. Man fühlt sich z.B. leer, unsicher, ängstlich, allein, voller Schuld oder Scham, desorientiert, angespannt, hässlich, aggressiv, voller Groll oder gefühllos. Diese unangenehmen Gefühle sollen ersetzt werden. Man möchte sich selbst verbessern: schöner, klüger, kompetenter, erfolgreicher, unabhängiger, selbstsicherer und begehrter weiterkommen, sinnerfüllter sein oder entspannter werden, die Liste ist lang. Kurzum, man will anders sein, als man ist. Dieses Vorgehen ist in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert und wird auch oft im Beratungssetting gepflegt. Doch was geschieht in solchen Fällen? Schauen wir genauer hin.
In den allermeisten Fällen wiederholt man bei Selbstverbesserungsversuchen ein erlebtes Muster. Das, was man im Außen schon mal erlebt hat – einen ablehnenden Umgang, verpackt in der Botschaft „Sei anders, als du bist!“ –, praktiziert man nun selbst mit sich: Man sieht in manchen Aspekten seiner Person einen Mangel. Dieser Mangel soll ausgemerzt werden. So versucht man, sich auf eine weniger mangelhafte Version upzugraden, und begibt sich in einen Kampf gegen die vermeintlichen Schwächen oder wirklichen Unzulänglichkeiten.
In den allermeisten Fällen wiederholt man bei Selbstverbesserungsversuchen ein erlebtes Muster.
Wie destruktiv das ist, fällt nicht so auf, weil es im Namen der Selbstverbesserung läuft. Der Slogan „Werde die beste Version deiner selbst!“ wird zur Parole einer Perfektion des neurotischen Musters. Dabei weiß die Psychologie – z.B. im transaktionsanalytischen Konzept der Antreiber nach Ian Stewart und Vann Joines – seit Langem, dass die Konditionierung „Ich bin nur dann in Ordnung, wenn ich …!“ einer der sichersten Hinweise ist, dass man sich irrt in dem, was gut für einen ist. Selbstverbesserung wird so die Tarnung der Selbstablehnung.
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