Tutorial | Zeit neu denken

Es gibt viele Zeiten.

Mit dem Aufkommen der mechanischen Uhr hat sich die Vorstellung verbreitet, dass es nur eine Zeit gibt, nämlich die, die die Uhr uns anzeigt. Tatsächlich gibt es aber unendlich viele Zeiten. So hat jedes natürliche System seine eigenen Zeitzyklen, in denen es etwa wächst, regeneriert oder sich ausbalanciert. Dass wir uns der Natur gegenüber oft so gleichgültig verhalten und Rohstoffe, die über Hunderttausende von Jahren entstanden sind, innerhalb kürzester Zeit verfeuern, hat viel mit diesem U(h)r-Irrtum über die Zeit oder besser gesagt die Zeiten zu tun. Sich diesen Irrtum bewusst zu machen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem bewussteren und nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt und auch mit uns selbst. Denn wir alle haben ebenso unsere Zeiten – in denen wir besonders kreativ sind, besonders leistungsfähig oder unser Gehirn eher auf Sparflamme läuft.

Pünktlichkeit ist nicht zwingend.

Pünktlichkeit ist eine Tugend. Diese Vorstellung haben wir von klein auf internalisiert. Und so hetzen wir durch die (Arbeits-)Welt, um ja zu keinem Termin zu spät zu kommen – ob die eigene pünktliche Anwesenheit dort nun wirklich notwendig ist, oder nicht. Damit setzen wir uns nicht nur selbst permanent unter Zeitdruck, sondern verpassen auch gute Gelegenheiten, die sich „unterwegs“ eröffnen, unterbrechen unsere Konzentrationsphasen oder lassen Kreativzeiten ungenutzt. Ein flexibleres Verhältnis zur Pünktlichkeit kann folglich nicht nur für erhebliche Entstressung sorgen, sondern auch für mehr Produktivität. Vorausgesetzt: In tatsächlich zeitkritischen Fällen werden Termine eingehalten und in allen anderen Fällen potenziell wartende Personen informiert.

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