Buchsprint Lost in Führung

'Agile Inhalte brauchen agile Methoden'

„Lost in Führung“ – unter diesem Titel ist zur Messe Zukunft Personal ein Buch der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft erschienen. Es handelt sich aber nicht, wie man bei dem Titel vermuten könnte, um Erzählungen gestrandeter Führungskräfte, vielmehr hat der Weiterbildungsanbieter eine Navigationshilfe durch den Führungsdschungel schaffen wollen. Fast noch spannender als die eigentlichen Inhalte ist aber die Entstehungsgeschichte des Buches – durch einen agilen Buchsprint.

Was muss man sich unter einem Buchsprint vorstellen?

Christin Latk: Spannung, heiße Diskussionen und ganz viel Leidenschaft: In einem Buch-Sprint arbeiten fünf bis zehn Autoren an einem Manuskript. Vorgaben gibt es wenig, dafür aber ein ambitioniertes Ziel: innerhalb einer sehr kurzen Zeit ein sehr gutes Buch zu verfassen. Wir haben vier Tage und vier Nächte dazu gebraucht.

Warum haben Sie das Buch auf diese Art geschrieben?

Ilga Vossen: Agile Inhalte brauchen agile Methoden. Wir wollten die Vorteile und das Neue ebenso wie die Tücken und die Bauchschmerzen von Teams, die agil und unter Zeitdruck arbeiten, selbst erspüren und für unsere Leser erlebbar machen. Außerdem wollten wir allein durch die Art und Weise der Texterstellung unser Selbst- und Trainingsverständnis ausdrücken: Ja, wir sind Experten für agiles Arbeiten, Wandel und Führung. Aber auch wir müssen uns immer wieder auf neue Herausforderungen und Ungewissheiten einlassen. Und wir sind nicht allwissend…

Was war dabei die größte Herausforderung?

Christin Latk: Trainerseelen sind empfindsam. Wenn dann in Windeseile Texte besprochen, geändert, gekürzt und am Ende vielleicht ganz abgelehnt werden, tut das natürlich weh. Vor allem, weil es ja um unser berufliches Lebensthema und unsere Herzensangelegenheit geht: die Zukunft der Führung und der Führungskräfte. Jetzt, mit etwas Abstand, sind wir froh, dass wir alle so ehrlich im Umgang gewesen sind: Auch nach Druckschluss vermisst niemand eine Passage, die wir nach langer Diskussion gestrichen hatten.

Was haben Sie als Trainer/Berater dabei gelernt?

Ilga Vossen: Wir haben gelernt, wie schwer es fällt, das Neue mit dem Alten zu verbinden. Agilität und agiles Managen versprühen ja den Charme des Ausprobierens, Prüfens und Verbesserns. Dadurch entsteht Qualität. Der klassische Buchdruck aber zwingt zur Festlegung, zu klaren Worten und zu eindeutigen Aussagen. Was einmal geschrieben ist, lässt sich auch in einigen Jahren noch nachlesen. Das Ringen um gute Formulierungen und klare Aussagen fällt unheimlich schwer und tut auch unheimlich gut – es festigt den eigenen Standpunkt.

Was hat die Entstehung mit dem Inhalt des Buches zu tun?

Ilga Vossen: Dieses Buch entstand mit dem Wissen, dass die Führungsherausforderungen unserer Zeit sehr divers sind und die Antworten auf die Führungsfragen dieser Vielfalt gerecht werden müssen. Deswegen steht eben nicht ein Autorenname auf dem Buchdeckel, sondern gleich zehn.

Christin Latk: Unsere Geschäftsführerin Lucia Sauer Al-Subaey hat uns sehr für unseren Mut bewundert, uns auf dieses Experiment einzulassen. Aber ist es nicht genau das, was uns in Zukunft immer stärker begegnen wird: Agilität, Co-Working, Kooperation, dynamische Prozesse, kurze Entscheidungsphasen, neue Projektstrukturen, kreative Methoden usw.? All das haben wir leibhaftig praktiziert und erlebt. Das Buch und die Texte sind in einem gemeinsamen Prozess entstanden. Kein Kapitel wurde durch eine Person allein geschrieben, sondern alle sind das Ergebnis unserer Zusammenarbeit. Das hat uns gezeigt, dass Dinge und Ergebnisse möglich sind, die man sich vorher so nicht vorstellen kann. Als einen kleinen Nebeneffekt zu all den anderen Impulsen, die wir unseren Lesern mitgeben wollen, möchten wir sie auch ermutigen, sich offen, neugierig und unvoreingenommen auf kreative Wege einzulassen.

Was ist die Kernaussage des Buches?

Ilga Vossen: Zeitgemäße Führung lässt sich nicht mehr in feste Formeln fassen, die einen konkreten Weg aufzeigen. Es entstehen immer mehr Führungssituationen, die offen sind und Unsicherheit auf allen Seiten auslösen. Gute Führungskräfte sind schöpferische Gestalter, die den Raum für neue Ideen, Experimente und Innovationen schaffen. Die gute Nachricht: Es gibt Navigationshilfen durch den Führungsalltag. Man ist eben nicht zwangsläufig „lost in Führung.“

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Foto 1: Christin Latk ist Senior-Produktmanagerin der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft. Foto 2: Dr. Ilga Vossen verantwortet seit 2013 den Bereich Akademie Inhouse – Training und Beratung.

18.10.2017
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