Newsticker

Systemisches Coaching für den 'Zappelphilipp'

Petra Halbig hat eine spezielle Methode für eine Marktnische entwickelt: Coaching für von ADS betroffene Kinder und ihre Familien. Nun sucht sie Mitstreiter, die sich zum ADS-Coach zertifizieren lassen wollen.

Früher war ein hyperaktives Kinder einfach ein 'Zappelphilipp', heute ist die Diagnose ADS/ADHS, also Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, in aller Munde: Ärzte, Lehrer, Therapeuten und Krankenkassen kennen die Krankheit und die speziellen Bedürfnisse der betroffenen Kinder. Brauchen sie also tatsächlich auch noch einen Coach? Ja, meint Petra Halbig: 'Betroffene Familien kommen schnell an ihre Grenzen und bekommen zu wenig Unterstützung.' Mit ihrer ADS-Lernwerkstatt in Nürnberg versucht die Beraterin seit November 2007 diese Lücke zu schließen: Dort bietet sie Coaching für Kinder mit ADS und ihre Familien.

ADS-Coachs gesucht

Die Nachfrage ist laut Halbig enorm – und das, obwohl die meisten der Coachees Privatzahler sind. Deshalb will die Beraterin ihr Angebot nun bundesweit verfügbar machen: Seit einem Jahr können sich interessierte Berater von ihr ausbilden lassen und den Abschluss 'Diplom-SystemCoach/ADS' erwerben, der von der Deutschen Gesellschaft für ganzheitliches Coaching (DGCo) zertifiziert ist. Im Januar 2010 startet erstmals eine Fortbildung speziell für Coachs mit passender Vorbildung. Alle Absolventen können Kooperationspartner werden und gegen Provision über die ADS-Lernwerkstatt Aufträge annehmen und abwickeln.

Eine eigene Methode für die spezielle Zielgruppe

Für ihre Nische hat die Diplom-Pädagogin mit systemischer Coachausbildung ein eigenes Coachingkonzept entwickelt: das MultiLernCoach-Konzept. Ihre Methode folgt dem systemischen Ansatz und bezieht alle Beteiligen – Kinder, Eltern, Betreuer, Therapeuten – in das Coaching mit ein. Zweitens ist die Methode strikt lösungsorientiert, betont Halbig. 'Wir suchen nicht nach dem ‚Warum‘, sondern konzentrieren uns darauf, was sich konkret zur Verbesserung der Situation unternehmen lässt.'

Dafür bekommen die fünf- bis 14-Jährigen ADS-Patienten in Einzel- und Gruppentrainings Techniken vermittelt, die ihnen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen. Welche das im Einzelnen sind, hängt von der individuellen Problematik ab. 'Nach dem Analysegespräch stellen wir die Schulungsinhalte bedarfsgerecht zusammen', erklärt Halbig. Denn ADS kann vielfältige Auswirkungen haben. So kann der Schwerpunkt des Coachings beispielsweise sein, die Sozialkompetenzen der Kinder zu schulen, oder aber ihre Konzentrationsfähigkeit zu trainieren oder passende Lerntechniken zu vermitteln. Auch zusätzliche Störungen, die bei ADS-Kindern vorkommen können, wie eine Lese- oder Rechenschwäche, sollen mit Hilfe des MultiLernCoach-Konzepts behandelt werden können.

Systemisch – und therapeutisch

Ergänzt wird das Konzept durch ein regelmäßiges Elterncoaching. Ziel dieser Gespräche ist es, den Transfer der vermittelten Techniken in den Alltag zu sichern, aber auch, den Eltern Handwerkszeug für den Umgang mit der eigenen Hilflosigkeit zu geben. Auch der Rest der Familie wird gegebenenfalls einbezogen, ebenso wie die Lehrer und Therapeuten des Kindes – soweit dies möglich ist. Der Ansatz ist sehr therapeutisch, gibt Halbig zu. Mehr noch, so die Nürnbergerin: 'Unser Coaching kann eine Therapie ersetzen und sogar schnellere Fortschritte erzielen, weil wir uns darauf konzentrieren, klare Hilfestellungen zu geben.'
Autor(en): (Sylvia Lipkowski)
Quelle: Training aktuell 11/09, November 2009
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
Akzeptieren Nicht akzeptieren
nach oben Nach oben