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Open Space-Konferenzen sollen Veränderungsprozesse beschleunigen

Die Beschreibungen von Open Space-Veranstaltungen klingen wie Anleitungen zum absoluten Chaos: Es gibt keine Tagesordnung und keine Referenten, dafür aber angeblich jede Menge Teilnehmer - nämlich bis zu 750 Personen. Die Verfechter dieser Konferenzform für Großgruppen - wie Dr. Matthias zur Bonsen, Berater für ganzheitliches Management, oder das Internationale Institut für lernende Organisationen (ILOI) - sind jedoch voll des Lobes. Ihrer Ansicht nach kann diese Veranstaltungsform Veränderungsprozesse im Unternehmen beschleunigen.
Die Grundzüge der Konferenz zeugen von ihrer Entstehungsgeschichte: Nachdem der Amerikaner Harrison Owen erfahren hatte, daß die Teilnehmer einer seiner Veranstaltungen die Kaffepausen als den nützlichsten Teil empfunden hatten, beobachtete er, wie in einem kreisförmig angeordneten Dorf in Afrika 500 Menschen ohne Planungskomitee ein Ritual feierten, sich sozusagen selbst organisierten. Aus diesen Eindrücken entwickelte er die Open Space-Technologie, die mittlerweile auch in Europa praktiziert wird.
Zu Beginn steht nur die zu lösende Aufgabe. Die Teilnehmer sitzen in einem oder mehreren Kreisen. Ein Moderator erklärt den Ablauf: Jeder Teilnehmer darf einen Schwerpunkt nennen. Einzige Bedingung: Er muß bereit sein, sich für dessen Ausarbeitung einzusetzen. Zur Bearbeitung der genannten Themen finden sich Kleingruppen, die auch gewechselt werden können. Am Ende werden die Ergebnisse, schriftlich zusammengefaßt, an die Teilnehmer verteilt. Zu den Themen, die auf das meiste Interesse stoßen, können nochmals Anregungen gegeben werden.Energieträger ausfindig machen

Geeignete Themen für eine Open Space-Veranstaltung sind nach Meinung der Experten solche, die erstens für alle Anwesenden von Bedeutung sind, zweitens von einer kleinen Gruppe nicht zufriedenstellend zu bearbeiten sind und die drittens genügend Spielraum für neue Ideen lassen. Dabei bergen die Freiräume nach Dr. Matthias zur Bonsen keine Gefahr, weil niemand vor so vielen Kollegen ein Thema ansprechen würde, von dem er nicht überzeugt ist. Zur Bonsen: 'So findet man die Energieträger im Unternehmen, in denen ungeachtet ihrer Position und Funktion ein Feuer für eine Sache brennt. Das Ergebnis sind innovative und unerwartete Durchbrüche.'
Folgerichtig nennt zur Bonsen als Gegenanzeige eine Führungsriege, die ihren Mitarbeitern keine Freiräume läßt. 'Im Grunde ist die Open Space-Konferenz nur Vorlauf und Übungsfeld für die 'Open Space-Organisation', in der der einzelne Initiative zeigt, eine passende Gruppe über Hierarchie- und Funktionsgrenzen hinweg zusammenholt, Pläne ausarbeitet und umsetzt - eben ein pulsierendes, lebendiges Unternehmen', so der Berater. Sinnvoll scheint die Konferenzform demnach hauptsächlich dann, wenn weiterführende Projektarbeit möglich ist.

Aller Anfang ist schwer

Laut ILOI eignet sich die Konferenzform jedoch auch unternehmensübergreifend - vor allem dann, wenn die Teilnehmer aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen kommen. Das Ergebnis sei ein effektiver Gedanken- und Ideenaustausch. 'Derzeit ist aber vor allem wichtig, daß die Teilnehmer die Vorzüge der neuen Konferenzform kennenlernen', so Dirk von Felbert, stellvertretender Geschäftsführer des Instituts. Mit der Pionierarbeit jedoch will es nicht so recht vorangehen: Das ILOI mußte seine für Juli 1997 angekündigte Open Space-Veranstaltung zum Thema 'Innovations- und Veränderungsmanagement' mangels Teilnehmern absagen. Interesse sei jedoch genug vorhanden. Dennoch ist der zweite Anlauf erst für Anfang 1998 geplant.
Bereits stattgefunden hingegen hat das Open Space-Symposium der österreichischen Gesellschaft für Personalentwicklung (GfP) zum Thema 'Quo vadis Personalentwicklung?'. Die Thesen, die aus den Workshops hervorgegangen sind, stellt die GfP auf ihrer Homepage http://www.gfp.co.at/gfp/pe zur Diskussion.
Autor(en): (abi)
Quelle: Training aktuell 09/97, September 1997
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