Rezension: Neuroleadership

Im Kern geht es bei Neuroleadership darum, Führung im Sinne der Neurowissenschaft hirngerecht zu gestalten. Heike Surrey diskutiert in ihrem Buch zu dem Thema zunächst neurowissenschaftliche Erkenntnisse und entwirft dann mit Blick auf Entwicklungen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) Kriterien für eine neurologiebasierte Sicht auf Führung.

Anschließend betrachtet sie die technischen, komplexen, autopoietischen und sozialen Systeme aus Sicht des Soziologen Niklas Luhmann. Diese Perspektive behält die Autorin auch bei, wenn sie sich auf die wachsende Bedeutung intuitiver und künstlicher Web-Intelligenz für Leadership-Können fokussiert. 

In der komprimierten Darstellung etablierter Leadership-Ansätze im Spiegel von Neuroscience und Systemtheorie diskutiert Surrey Modelle wie Gerald Hüthers „Gehirngerechte Führung“, David Rocks „SCARF Modell“ oder das „AKTIV-Modell“ und „PERFEKT-Schema“ nach Theo Peters und Argang Ghadiri. Die anschließende Erörterung neuer Coaching- und Beratungsformate zeigt hohe Einigkeit darüber, dass auch deren Fortentwicklung durch Neurowissenschaften signifikant beeinflusst wird. 

Das zitatensatte Werk referiert zwar detailliert den Stand der wissenschaftlichen Theorie, in den weiteren Schlussfolgerungen scheinen Theorie und Praxis allerdings noch weit auseinanderzuliegen. Das Konzept des Neuro-based View of Leadership soll die Erkenntnisse der Systemtheorie und der Neuroscience verbinden und so das individuelle psychische System durch intuitive, künstliche und Web-Intelligenz erweitern. Wie das aber zur Entwicklung von zukunftsfähigen Führungskonzepten in der Coaching- und Beratungspraxis umgesetzt werden kann, bleibt weithin offen. Außerdem sind solide Englischkenntnisse für das Studium des Buchs hilfreich. 

TA-Fazit: Empfehlenswertes Kompendium für die Vertiefung von theoretischen Grundlagen, Bedingungen und Verfahren des Neuroleadership.