Rezension: Integrative Beratung

Mit ihrem Buch „Integrative Beratung“ wollen Ulrich Giesekus und Eva Maria Jäger in einer Welt zunehmender Komplexität und Polarisierung Gegensätze verbinden und unterschiedliche subjektive Wirklichkeiten in einen Dialog bringen. Hierzu führen sie Beiträge aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren zusammen.

Ihr Credo lautet: Integrative Beratung beschränkt sich nicht nur auf methodische Ansätze, sondern steht vielmehr für eine ganzheitliche Sicht des Menschen sowie für Offenheit und Wertschätzung gegenüber anderen Kulturen. Außerdem beziehen sie Aspekte der persönlichen Identität und des individuellen religiösen Glaubens mit ein.

Der inhaltlich wie sprachlich luzide Beitrag von Friedemann Schulz von Thun etwa zeigt beispielhaft die persönliche Konfrontation mit der eigenen diffusen Unentschiedenheit. Seine bekannte Methode des „Inneren Teams“ bewährt sich als strukturiertes Tool zum Umgang mit dem inneren Meinungspluralismus. Mit ähnlicher Zielrichtung will auch die Ego-State-Therapie, um die es in einem der Texte geht, differierenden Ich-Zuständen einen Entwicklungsraum geben.

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Weitere Beiträge befassen sich neben bekannten therapeutischen Verfahren mit den besonderen Bedingungen interkultureller Kommunikation, den Herausforderungen durch Migration und dem Eintritt in den Ruhestand. Letzterer ist für viele Menschen eine kritische Lebensphase, an der uns der Autor Michael Herbst im Selbstversuch teilhaben lässt.

Die verschiedenen Themen folgen einem roten Faden bzw. einem Konzept – der integrativen Beratung –, lassen aber auch erkennen, wie weit dieser Begriff inhaltlich zu fassen ist. Das Buch beschreibt dabei nicht nur die Theorie, sondern stellt auch immer wieder Bezüge zur praktischen Beratungsarbeit her.

TA-Fazit: Das Buch liefert ein sehr hilfreiches Konzept für eine wissenschaftlich fundierte ganzheitliche Beratung.

Ulrich Giesekus, Eva Maria Jäger (Hrsg.): Integrative Beratung, 263 Seiten, V&R 2023, 28 Euro.