Medien des Monats

Rezension: Einführung in die Rangdynamik

Die große Bedeutung der Gruppendynamik für ein gelingendes und konstruktives Miteinander einerseits und für das Erreichen von Zielen andererseits ist seit vielen Jahrzehnten von namhaften Persönlichkeiten wie Kurt Lewin, Jacob L. Moreno oder Bruce Tuckman ausgiebig wissenschaftlich untersucht und beschrieben worden. Die Autorinnen Christina Spaller und Andrea Tippe würdigen in ihrem neuen Fachbuch einen weiteren Vertreter: Raoul Schindler. Denn sein Interaktionsmodell der Rangdynamik kann ebenfalls als wichtiger Grundstein in diesem Forschungsfeld angesehen werden.

Dem Autorinnenduo gelingt es nicht nur, die umfangreiche Primärliteratur dazu zu sichten und die Quintessenz herauszufiltern, sondern auch die verschiedenen Entwicklungsphasen des Modells zusammenzufassen und an die heutigen Bedürfnisse von Training, Beratung, Lehrveranstaltungen und Therapie im Gruppensetting anzupassen. So entwickelte Schindler das Modell in den 1940er- bis 1950er-Jahren im therapeutisch-psychiatrischen Kontext und stieß dabei auf universelle Gesetzmäßigkeiten im Gruppengefüge, die auch außerhalb dysfunktionaler Familientherapiegruppen auftreten können.

Carl-Auer

Diese historischen Anfänge und Ursprünge des Modells bringen Spaller und Tippe der Leserschaft näher, bevor sie Schindlers Definitionen von Gruppe und Menge erläutern. Anschließend beziehen sie sich auf Schindlers Erkenntnisse und Ausführungen zu Rangordnungen, Positionen, Bewegungsrichtungen und Positionswechseln einzelner Gruppenmitglieder. Darüber hinaus fasste Schindler in seiner soziodynamischen Grundformel – dem Positionsmodell – die grundlegenden beteiligten Faktoren wie Aufgabe, Anführer, einfaches Mitglied oder Gegenposition zusammen und beschrieb, wie einzelne Rollen vergeben oder angenommen werden.

Seminar- und Gruppenleiterinnen bzw. -leiter dürften bei dieser Lektüre den einen oder anderen Aha-Moment erleben und eigene Erfahrungen bestätigt finden. Dies gilt etwa für die unsichere Findungsphase, die Gegenspieler im Team oder Rollen wie Expertin, Gruppenkasper oder Sündenbock.

TA-Fazit: Lohnenswerte Lektüre mit hohem Erkenntnisgewinn für die eigene Arbeit mit Gruppen.

Autor(en): Martina Cyriax
Quelle: Training aktuell 02/25, Februar 2025
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