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Beitrag von Petra Isabel Schlerit aus Training aktuell 10/25, Oktober 2025
Ein hybrides Projektteam steckt in einer Sackgasse: Konflikte haben sich über Monate hinweg verhärtet. Die Zusammenarbeit ist von Grüppchenbildung und offenen Gegnerschaften geprägt. Im Büro meiden einzelne Mitglieder den direkten Kontakt zueinander. In Online-Meetings bleiben die Kameras ausgeschaltet. Die Stimmung ist frostig, die Ergebnisse sind schlecht, die Krankenstände und die Fluktuation steigen. Um das bevorstehende Projekt nicht noch mehr zu gefährden, entscheiden sich die Verantwortlichen im Unternehmen für eine Teammediation. Auch die Mediatorin stellt im Erstgespräch fest, dass die Bereitschaft zu reden minimal ist. Ihr Vorschlag: „Lassen Sie uns das Gespräch in einer neuen Umgebung beginnen – in virtueller Realität (VR).“
In Situationen wie diesen ist VR häufig besser geeignet als Präsenzformate. Denn Virtual Reality bietet einen neutralen Raum, der Distanz ermöglicht, ohne den Kontakt zu verlieren. Ein zentraler Wirkfaktor ist die sogenannte Presence (zu Deutsch: Anwesenheit oder Präsenz). Dabei handelt es sich um das Gefühl, trotz des virtuellen Rahmens, wirklich dort zu sein. Gleichzeitig erweitert VR die von klassischen Methoden gesetzten Möglichkeiten. Inhalte werden nicht nur betrachtet, sondern körperlich umgesetzt. So entsteht ein tieferer Reflexionsraum, der gerade in der Konfliktschlichtung einen sicheren Rahmen für Gespräche bietet, die im realen Setting oft nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich wären.
Zudem senkt das ungewohnte Setting Hemmschwellen, weckt Neugier und löst Blockaden. Ob neue Erfahrungen tatsächlich für nachhaltige Veränderungen sorgen, hängt unter anderem stark davon ab, wie sie zum bereits vorhandenen Verständnis der Welt, den Denkweisen und den kognitiven Verzerrungen der Beteiligten passen. In einer immersiven Umgebung kann dieser mentale Filter bewusst irritiert werden, um damit Öffnungen zu schaffen, die in gewohnten Settings oft verschlossen bleiben. So wird nicht nur der Kopf, sondern auch das bestehende innere Weltbild in Bewegung gebracht – unabhängig von Ort, Hierarchie oder Gruppengröße. Das kann in der Konfliktmediation besonders hilfreich sein.
In VR wird nicht nur der Kopf, sondern auch das bestehende innere Weltbild in Bewegung gebracht – unabhängig von Ort, Hierarchie oder Gruppengröße.
Bevor es in den virtuellen Raum geht, werden in der Praxis aber erst einmal alle Beteiligten in einem Meeting über das Vorgehen informiert und zur generellen Bereitschaft befragt. Damit alle verstehen, was genau in VR auf sie zukommt, sollte die Mediatorin das Setting empathisch und detailliert erläutern. Im Praxisbeispiel hat das etwa folgendermaßen ausgesehen:
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