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Die eigene Psyche als Bühnenstück

Der Gedanke, dass sich Menschen aus mehreren Teilpersönlichkeiten zusammensetzen, ist nicht neu. Das Modell, das Sybille Unique entwickelt hat, um die innere Vielfalt zu ordnen, dagegen schon. Es nutzt die Analogie des Theaters. Die Commedia dell‘arte liebt die Typisierung: In dem im 16. Jahrhundert populären Improvisationstheater agieren nicht nur die immer gleichen Charaktere – wie die lebenslustige Köchin oder der geizige Kaufmann. Ihre prägnanten Eigenschaften werden von den Schauspielern auch holzschnittartig überzeichnet. Das tut das Permeagramm, das Sybille Unique in ihrem soeben erschienenen Buch 'Unvollkommenheit wagen' vorstellt, zwar nicht. Das von der Offenburger Beraterin entwickelte Modell nutzt aber eine ähnliche Typisierung, um die Psyche eines Menschen zu beschreiben – und bedient sich deshalb der Metapher des Theaters.

Wir sind viele – Schauspieler

Nach Überzeugung von Coach Unique besteht die Psyche aus verschiedenen Teilpersönlichkeiten, die eine innere Schauspieltruppe darstellen und mal größere, mal kleinere Rollen übernehmen. Diese Teilpersönlichkeiten entsprechen weitgehend zwölf Typen, die jeweils in vier unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können: So ist ein Perfektionist die extreme Form eines korrekten Menschen und das Gegenteil  eines Versagers, der seinerseits die Extremausprägung einer lässigen Person ist.

Das Permeagramm als Bauplan der Psyche

Das metaphorische Schema, in das Unique diese Persönlichkeitsaspekte ('Spielerpaare') einordnet, ist aufgeteilt in Bühne, Empore und Theaterkeller. Die Bühne ist der gesunde Bereich, hier präsentieren sich Teilpersönlichkeiten entspannt und ausgeglichen – also beispielsweise als lässiger oder korrekter Mensch. Alle Charakterzüge sind in diesem Bereich grundsätzlich positiv. Wird ein Persönlichkeitsaspekt jedoch übertrieben, landet er auf der Empore und bestimmt das Geschehen auf der Bühne über Gebühr. Dies kann sowohl der Perfektionist als auch der Versager sein, je nachdem welches Extrem sich durchsetzt. Sein jeweiliger Gegenpart wird derweil unterdrückt und landet im Theaterkeller. Weil sie dort nicht bleiben will, sorgt die 'Kellerassel' jedoch für Unruhe, versucht immer wieder auf die Bühne zu kommen und setzt dadurch ihren Gegenpart auf der Empore unter Druck. Die Folge für die Psyche: innere Anspannungen, Stress, gesundheitliche Beeinträchtigungen und soziale Konflikte.

Sich selbst und andere besser verstehen

All dies lässt sich mithilfe ihres Permeagramms verhindern, weil es die zugrunde liegenden Konstellationen aufdeckt, verspricht Erfinderin Unique. Sie setzt das Modell im Coaching ein, betont aber auch: 'Jeder, der ehrlich zu sich selbst ist, kann sein eigenes Permeagramm erstellen und damit diejenigen Aspekte aufspüren, die sein Leben steuern.' So kann er sich unbewusst ablaufende Reaktionsmuster erklären und diese schließlich verändern. Hauptakteur bei der Veränderung ist der Regisseur des inneren Theaters: das bewusste Ich. Er kann geschult werden, die inneren Spieler beispielsweise mit der NLP-Methode der dissoziierten Beobachtung zu überwachen, und sie so gegebenenfalls auch von der Empore oder aus dem Keller schicken. Das ist zwar nicht einfach, gelingt aber mit etwas Übung, ist Unique überzeugt. Erst recht, wenn man die Sache mit einer guten Portion Humor und Selbstironie angeht – wie es die Commedia dell‘arte tut.
Das Buch 'Unvollkommenheit wagen', J. Kamphausen, Bielefeld 2009, kostet 19,80 Euro.
Autor(en): (Sylvia Lipkowski)
Quelle: Training aktuell 01/10, Januar 2010
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