Reflexion

Besser verunsichert
Besser verunsichert

Die seelische Selbstverbesserungsanstalt

„Ich muss etwas aus mir machen!“ – Was auf den ersten Blick wie gesunder Ehrgeiz klingt, ist häufig Ausdruck innerer Selbstablehnung. Getrieben vom Gefühl, nie zu genügen, unterziehen sich viele Menschen einer ständigen seelischen Selbstpädagogik, erklärt Berater Klaus Eidenschink. Im neuen Teil seiner Serie zeigt er, warum sich hinter dem Wunsch nach Selbstverbesserung oft unfruchtbare innere Konflikte verbergen – und was es braucht, um den dahinterliegenden Bedürfnissen wirklich näherzukommen.

Selbstablehnung kommt mehrheitlich im Mantel von Selbstverbesserungsaktivitäten daher. Das macht es unauffälliger. Menschen brüsten sich damit, was sie schon wieder alles unternommen haben, um gesünder, klüger, schöner oder reicher zu werden. Der Status quo ist unzulänglich: „Ich muss etwas aus mir machen!“ Neuerlich kann man hier die Frage von oben stellen: Wie geht es dem „Mir“, wenn das „Ich“ etwas aus ihm machen will? Seelisches oder körperliches „Aufbrezeln“ hat nichts mit gesundem Stolz, sondern mit kaschierter Minderwertigkeit zu tun. Diese wiederum entsteht, weil man sich selbst an Vergleichen misst, bei denen man immer schlecht wegkommen wird, denn auf Basis der eigenen Minderwertigkeit sieht man den anderen immer als besser an. Die Spirale nach oben endet nicht. Daher muss permanent nachgeholfen werden.

Seelisches oder körperliches „Aufbrezeln“ hat nichts mit gesundem Stolz, sondern mit kaschierter Minderwertigkeit zu tun.

Die innere Schule

So kommen Menschen mit solchen inneren Mustern aber nie aus der Schule heraus: Sie pädagogisieren sich selbst, stellen sich selbst täglich ihr Zeugnis aus. Meist suchen sie sich die Fächer aus, in denen sie gern brillieren wollen: Sport, Karriere, Besitz, Schönheit, Elternschaft etc. Aber immer geht es um ein Besser, um ein Richtigmachen und in die nächste „Klasse“-Kommen. Das Leben findet auf der Schulbank der seelischen Verbesserungsanstalt statt. Das führt bei den meisten zu permanenter Unzufriedenheit und ständigen Unzulänglichkeitsgefühlen. Wenigen gelingt es, denTriumph von Siegen und Bewunderung einzuheimsen oder mit der oberflächlichen Zufriedenheit der „Klassenbesten“ zu leben. Es muss immer weitergehen. Der hohe Preis, den wir für dieses Muster zahlen, ist fehlende Tiefe und Intensität eines Lebens, das Krisen durcharbeitet, innere Zweifel erforscht, mit Mängeln Frieden schließen kann und seelischen Abgründen nicht ausweicht.

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