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ASTD 1999: Die Zukunft der Weiterbildung

Unter dem Motto 'Invest in Performance' stand die 52. Jahrestagung der ASTD American Society for Training and Development vom 22. bis 27. Mai 1999 in Atlanta, Georgia. Insgesamt 12.000 Teilnehmer aus 80 Ländern - darunter auch 83 deutsche Weiterbildner - fanden sich zu der Großveranstaltung ein, um von den Amerikanern zu lernen.

Wenig Vorbildcharakter dürften die USA beim Thema Breitenbildung haben, wie der Vortrag 'Competing in a Global Economy' von Lester Thurow, MIT, zum Auftakt des Kongresses zeigte. Thurow reflektierte den Weg in die Wissensgesellschaft - nicht mehr Ölvorräte, sondern das intellektuelle Kapital der Menschen würden im nächsten Jahrhundert den Wohlstand einer Nation bestimmen. Und dabei stünden die USA vor einem großen Problem: Die deutsche Maschinenbaufirma Trumpf z.B. müsse ihre Maschinen nach wie vor mit einer einfacheren Bedienung für den amerikanischen Markt nachrüsten.

Mitarbeiterloyalität in der Krise

Darüber hinaus stellt sich den Amerikanern angesichts abnehmender Mitarbeiterloyalität die Frage, wie Unternehmen künftig sinnvoll in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren können. Schon heute liegt in den USA die durchschnittliche Verweildauer bei einem Arbeitgeber unter fünf Jahren. Weniger als 50 Prozent aller Beschäftigten bezeichnen sich als loyal zu ihrem Arbeitgeber - vor 30 Jahren lag dieser Wert noch bei über 80 Prozent. Nach Ansicht von Tom Stewart, dem Mitherausgeber der Zeitschrift Fortune, ist der Verfall der Mitarbeiterloyalität daher die Herausforderung an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Er plädierte für eine Qualifizierung des Schlüsselpersonals, d.h. der Know-how-Träger im Unternehmen. Das Ziel: 'A key enabler for knowledge management'. Hier sieht Stewart ein Aktionsfeld für Corporate Universities, die - entsprechend dem Modell von General Electric - einen Rahmen schaffen sollen, damit Führungskräfte lernen, selbst die Verantwortung für die Mitarbeiterentwicklung zu übernehmen.

Die Bedeutung des Mitarbeiters stellte auch Rosabeth Moss Kanter von der Harvard Business School in ihrem Referat 'Erfolgsstrategien im globalen Wettbewerb' heraus. Ihrer Ansicht nach sind die Unternehmen erfolgreich, die ihre Mitarbeiter zu den Trägern der Veränderung machen. War das 20. Jahrhundert die Ära der Maschinen, folge nun das Zeitalter der Mitarbeiter.

Best Practices und innovative Konzepte erfolgreicher Personalentwicklung präsentierten Unternehmen wie BP Amoco, GE Capital und Walt Disney in mehr als 125 Vorträgen und Fallstudien. Die diesjährigen Leitthemen waren Globalisierung, Erfolgssteuerung der Weiterbildung, Organisationsentwicklung und Change Management sowie Performance Management und Lerntechnologien. Im Vergleich zum Vorjahr gab es wenig revolutionär Neues. Deutlich wurde jedoch, daß die Technik-Euphorie des Lernens mit Neuen Medien inzwischen einer realistischen Einschätzung gewichen ist.

Vom Lernen zum Handeln

Nicht Training und Lernen allein, sondern das Handeln und die ständige Wissensweitergabe werden daher die Organisation der Zukunft kennzeichnen, lautet das Fazit der ASTD-Konferenz. Mentoring-Programme sowie 360°-Feedback spielen dabei eine wichtige Rolle. Allerdings sollte, so Bill Dirks von Shell Technology, der bewertete Mitarbeiter - nicht sein Vorgesetzter - die Ergebnisse erhalten und über deren Verwendung entscheiden. Die damit erreichte Sensibilisierung unterstütze den organisatorischen Wandel wirksamer als Sanktionen von oben. Nach Ansicht von Kathleen Borges von Hewlett Packard ist die Implementierung eines Mentoring Programmes nicht nur wichtiger Baustein der Mitarbeiterentwicklung, sondern auch der Mitarbeiterbindung.

Wenngleich der ASTD-Kongreß die Weiterbildung nicht neu erfunden hat und sich ab und zu der Eindruck festigte, auf dem Wege von der Trainings- zu der Prozeßorientierung sei man hierzulande sogar weiter, war sich die kleine Delegation deutscher Weiterbildner einig: Die Veranstaltung bot wieder einmal eine Vielzahl an Ideen und Anregungen. Damit zu der nächsten Großveranstaltung vom 20. bis 25. Mai 2000 mehr deutsche Trainer und Personalentwickler den Weg nach Dallas finden, plant der Verband Berufliche Qualifizierung bereits jetzt eine Gruppenreise (Kontakt: Thomas Lorenz, Tel. 02195-6 90 70). Dr. Karlheinz Schwuchow
Quelle: Training aktuell 07/99, Juli 1999
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