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5. IT-Trainings-Kongress ´99: Die Suche nach Grips in den Chips

So sehen also Familientreffen aus: Die rund 450 Teilnehmer des 5. IT-Trainings-Kongresses vom 11. bis 12. November 1999 in der Bonner Beethovenhalle mussten sich des Öfteren mit Stehplätzen begnügen. Ein Drittel mehr Besucher als im Vorjahr registrierten die Organisatoren von der Bonner Synergie GmbH. Das familiäre Insider-Treffen einiger Software-Programmierer mit einer Handvoll technik-interessierter Trainer, Personalentwickler und Medienpädagogen hat sich zu einem etablierten Branchentreff gemausert. Kein Wunder: Die technische Entwicklung ist atemberaubend - und die geldwerten Vorteile der Informations- und Kommunikationstechnologie (I.u.K.) für ortsunabhängige und arbeitsplatznahe Just-in-time-Weiterbildung sind es auch.

Der digitale Kelch kommt bestimmt

'60 Prozent des Schulungsgeschäftes werden durch CBT kannibalisiert', bestätigte Dr. Markus Cordes vom Dienstleistungszentrum Bildung der Deutschen Bahn AG die wohl schlimmsten Befürchtungen jener Trainer und Dozenten, die immer noch hoffen, der digitale Kelch werde an ihnen vorüber gehen. Und Hans-Ulrich List, Geschäftsführer der TA-Telearbeit GmbH, wusste zu berichten, dass das amerikanische Unternehmen Cisco-Systems bereits 90 Prozent seines Verkäufertrainings via Tele-Learning-Einheiten abwickelt. Mit der Content- und Coursefactory präsentierte Dr. Rudolf Schröder, Wirtschaftspädagoge an der Uni Paderborn, eine Datenbank, die das unternehmenseigene Wissensmanagement unterstützt und in konkrete Lerninhalte überführt. Das hochgesteckte Ziel: Wissen - insbesondere das Wissen um Prozesse und Verfahren - soll für alle Mitarbeiter zugänglich und nachvollziehbar gemacht werden.
Zwei Trends wurden auf der Veranstaltung offenkundig: Auf der technischen Ebene suchen die großen Konzerne nach web-basierten Lösungen, um Lernarrangements zentral aktualisieren und dezentral über Intranet an jedem Arbeitsplatz bereitstellen zu können. Auf Mitarbeiterebene kommt dem Erwerb von Medienkompetenz eine ähnliche Schlüsselrolle zu wie der sozialen Kompetenz.
Ob der Mensch mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung mithalten kann, war dann auch eine der zentralen Fragen, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Vorträge zog. Die Antwort fiel den Referenten nicht leicht, wollten sie doch den Eindruck vermeiden, dass diese lauten könnte: 'Er muss.'

Piranhas des Bildungssystems

Deutliche Worte fand Jörg Menno Harms, Vorsitzender der Geschäfsführung der Hewlett Packard GmbH. In seinem Eröffnungsreferat zeigte er sich zwar zuversichtlich, dass sich die Kongressteilnehmer ob ihrer Innovationsfähigkeit 'nicht die Butter vom Brot bzw. den Grips von den Chips nehmen lassen' müssten. Dennoch mahnte er Tempo an - sonst würden die heute schon im Netz verfügbaren internationalen Bildungsangebote 'wie Piranhas' über unser schwerfälliges Bildungssystem herfallen.
'Erst muss der Umgang mit I.u.K. gelernt werden, bevor I.u.K. als Werkzeug zum Lernen akzeptiert wird', brachte Prof. Friedhelm Mündemann von der FH Brandenburg diese Schwerfälligkeit auf den Punkt. Ergo: Trainer und Weiterbildner sind aufgefordert, sich das entsprechende Know-how schnellstens anzueignen, um als Multiplikatoren fungieren zu können. Mündemann präsentierte seine über die ets in Halblech vermarktete und bereits angelaufene Telecoach-Ausbildung. In dieselbe Lücke stößt das Online-Seminar 'Teledozent - Didaktik & Methodik online' der Münchener mev Gesellschaft für medienentwicklung und -vertrieb. Ende 1999 wollen Deutsche Bahn, Lufthansa, VW Coaching, Deutsche Post, IBM Deutschland, Synergie und Metro gemeinsam das CBT 'Medienkompetenz für Trainer' auf den Markt bringen.

Neues Betätigungsfeld für Trainer

Fazit: WBT und CBT haben durchaus die didaktische Qualität, um konventionelle Schulungen zu ersetzen. Gleichzeitig ergeben sich mit dem Einsatz Neuer Medien auch neue Lernerfordernisse - und damit neue Betätigungsfelder für Trainer. 'Auch der Telelerner braucht Führung im Lernprozess', fasste Schröder seine Erfahrungen zusammen. Sonst springt er ab. So fesselnd ist das neue Lernen dann auch wieder nicht.
Autor(en): (jgr)
Quelle: Training aktuell 12/99, Dezember 1999
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