Schlauer lernen
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Bewegen Sie Ihr Denken!

Henning Beck erklärt, warum man sich körperlich bewegen muss, damit sich gedanklich etwas bewegen kann. ​

Kennen Sie die Figur „Der Denker“ von Auguste Rodin? Die ikonische Figur eines sitzenden Mannes, der seinen Kopf auf seine Hand stützt und angestrengt nachdenkt? Als würde er intensiv versuchen, ein Problem gedanklich zu lösen, oder über etwas grübeln. Was für ein starkes Symbol menschlicher Geisteskraft! Während alle Lebewesen auf physische Vorteile setzen, sind Menschen in der Lage, im Sitzen auf neue Ideen zu kommen.

Lassen Sie sich nicht täuschen. Niemals ist der menschliche Denkvorgang falscher dargestellt worden als in dieser Figur. Rodin mag ein Meister der impressionistischen Kunst gewesen sein – von unseren Gedankengängen hatte er jedoch offensichtlich keine Ahnung. Fragen Sie gerne mal bei Ihren Freunden oder Kollegen nach, bei welchen Gelegenheiten sie auf gute Ideen kommen. Niemand wird dann antworten: Während ich zusammengekauert auf einem Stuhl sitze und angestrengt auf den Boden schaue. Stattdessen sind Menschen in Bewegung: Typische Momente der Kreativität sind beim Spazierengehen, beim Sport, beim Geschirrabtrocknen, beim Autofahren, beim Duschen oder beim Staubsaugen. Merken Sie etwas? Neben der Bewegung scheinen noch zwei weitere Dinge wichtig zu sein: Erstens beschreiben Menschen oftmals Situationen, in denen sie allein sind. Und zweitens Momente, in denen man nicht auf einen Bildschirm schauen muss. Denn besonders wichtig für neue Ideen ist das Umherwandern – und zwar physisch wie psychisch.

„Mind Wandering“, das gedankliche Wandern, so lautet der wissenschaftliche Begriff für die Fähigkeit, mental abzuschweifen und sich in vermeintlicher Unachtsamkeit von neuen Eindrücken inspirieren zu lassen. Entscheidend dafür ist, dass man seine Umgebungen wechselt. Es gibt nicht den perfekten Ort für gute Ideen. Vielmehr ist es wichtig, dass man sich selbst bewegt, wenn es die Gedanken ebenfalls tun sollen. Gut belegt ist beispielsweise der „Türrahmeneffekt“: Man geht durch eine Tür hindurch, betritt einen neuen Raum – und hat vergessen, was man wollte. Das geht auch andersherum: Sie haben ein Problem, kommen nicht weiter, schreiten durch eine Tür – und kommen auf eine neue Idee. Denn der Raum beeinflusst, wie wir denken. Auf einer Toilette gehen Ihnen schließlich andere Sachen durch den Kopf als in der Küche.

Gedankliches Umherwandern setzt voraus, dass man sich nicht konkret auf etwas fokussieren muss. Auch aus diesem Grund sind Gespräche mit anderen mitunter kreativitätshemmend: Man fokussiert sich zu stark auf einen Sachverhalt, tritt zu wenig vom Problem weg. Ein praktisches Beispiel für die mangelnde Kreativität in Gesprächssituationen kennen Sie bestimmt: Ihnen fällt erst Minuten oder Stunden nach einer kontroversen Auseinandersetzung ein, was Sie besser hätten sagen können. Kein Wunder, denn neue (und schlagfertige) Ideen kommen dann, wenn man von einem Problem zurücktritt. Gleiches gilt für Bildschirme: Sie bündeln unsere Aufmerksamkeit, fordern uns auf, uns konkret zu fokussieren. Kein Wunder, dass Menschen in solchen Situationen selten wirklich inspiriert werden.

Wenn Sie wirklich auf gute Ideen kommen wollen, machen Sie das Gegenteil vom „Denker“: Stehen Sie auf, wechseln Sie Ihre Umgebung. Nehmen Sie sich Zeit für sich und tun Sie Dinge, bei denen Sie nicht gezwungen sind, ständig auf ein Objekt zu schauen. Denn wer mit seinem Blick umherwandern kann, wird es auch gedanklich tun.

Der Autor: ​Henning Beck ist Neurowissenschaftler, und zwar einer der verständlichen. In Vorträgen und Seminaren vermittelt er die spannenden Themen des Gehirns. Sein aktuelles Buch heißt „12 Gesetze der Dummheit“. Kontakt: ­​henning-beck.com

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