Schlauer lernen
Schlauer lernen

Ändern Sie Ihre Meinung!

​Henning Beck erklärt, warum wir weniger Flexibilität haben als Affen. ​

Verändern Sie sich! Passen Sie Ihre Denkweisen an! Seien Sie adaptiv, wenn es um das Lösen von neuen Problemen geht! In der Evolution überlebt schließlich nicht der Starrköpfigste, sondern der Anpassungsfähigste. Wer hingegen in seiner ökologischen (oder ökonomischen) Nische festgefahren bleibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er bald weg vom Fenster ist. Fragen Sie den Pandabären, den Inbegriff der Inflexibilität, ob das stimmt. Er ernährt sich ausschließlich von Bambus (schon mal keine gute Idee, wenn man anpassungsfähig sein will), bleibt in seinem angestammten Lebensraum, vermehrt sich selbst unter menschlicher Aufforderung äußerst ungern. Was für ein Loser! Immerhin: Er ist knuffig – vielleicht rettet ihn das. Aber nicht, weil er anpassungsfähig wäre.

Wirtschaftliche Pandabären gibt es ebenfalls. Uns allen sind die mahnenden Beispiele von Kodak, Nokia oder Blockbuster bekannt, die zu lange auf ihr angestammtes Geschäftsmodell setzten und den Punkt verpassten, an dem sie ihre Denkweise ändern mussten. Ein ähnliches Schicksal könnte vielleicht auch Apple erleiden: Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass seine neue Apple-KI voraussichtlich erst 2027 auf den Markt kommt. Viel zu spät, wenn Siri dann wirkt wie Clippy, die sprechende Büroklammer aus den frühen 2000ern: strunzdumm – aber lustig.

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Kurzum: Sich schnell anzupassen, ist eine der wichtigsten Denkeigenschaften überhaupt. Das sieht der „Future of Jobs“-Report des World Economic Forums übrigens ähnlich und setzt „Flexibilität“ auf Platz zwei der wichtigsten Denkeigenschaften des 21. Jahrhunderts (knapp hinter „analytisches Denken“ übrigens). Trotzdem fällt es Menschen extrem schwer, die eigene Denkposition zu räumen und eine neue Strategie einzuschlagen. Eine besonders eindrückliche Studie machte das schon 2019 deutlich: Damals traten 60 Studenten gegen 22 Kapuzineräffchen und sieben Makaken-Affen in einem sehr simplen Test an. Man sollte auf einem Bildschirm eine feste Reihenfolge an Symbolen tippen, um zu einer Belohnung zu kommen. Nachdem diese Reihenfolge (sprich: das Denkmuster) gelernt war, erfolgte jedoch der Clou: Selbst wenn man die Reihenfolge nicht einhielt und gleich auf das letzte Symbol tippte, bekam man die Belohnung. Und während 70 Prozent aller Affen sofort auf die neue Strategie einschwenkten und sich die Belohnung holten, tat es nur ein einziger menschlicher Teilnehmer.

Auch wenn man den Teilnehmern zeigte, dass es eine schnellere Route zum Ziel gab, war der Effekt erstaunlich: Fast zwei Drittel der Menschen nutzten niemals die Abkürzung und blieben bei der ursprünglich gelernten Denkweise. Flexibilität? Fehlanzeige – ganz im Gegensatz zu den Affen, von denen praktisch alle die alte Denkweise über Bord warfen und direkt zum Ziel gingen.

Wir fordern die Flexibilität im Denken, doch oftmals sind soziale Normen stärker. Bedenken Sie: Wie oft gelten diejenigen, die ihre Meinung ändern, als „Umfaller“, als „Opportunisten“, als „prinzipienlos“? Flexibilität im Denken hat nur dann einen guten Stand, wenn es in der Krise erfolgt. Doch aus einer Position der Schwäche seine Meinung zu ändern, ist kein Zeichen von kognitiver Fähigkeit, sondern schlicht eine Notwendigkeit, um zu überleben. Gewiss, wir sollten nicht vorschnell unsere Meinungen ändern, wir müssen soziale Erwartungen berücksichtigen (auch deswegen sind Menschen manchmal nicht so flexibel wie Affen). Doch die cleversten Menschen sind vor allem dann in der Lage, sich zu ändern, wenn es ihnen gut geht. Dann wird aus Opportunismus ein echter evolutionärer Vorteil.

Der Autor: ​Henning Beck ist Neurowissenschaftler, und zwar einer der verständlichen. In Vorträgen und Seminaren vermittelt er die spannenden Themen des Gehirns. Sein aktuelles Buch heißt „12 Gesetze der Dummheit". Kontakt: ­​henning-beck.com

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