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Neue Business-Ausbildung

Berufsgleitend Kaospilot werden

Sicher durch das Chaos der Führungswelt navigieren – das kann man an der Berner Kaospilotenschule ab Frühjahr 2014 erstmals berufsbegleitend lernen. Die Schule ist vor gut einem Jahr an den Start gegangen – als Ableger der renommierten Kaospiloterne im dänischen Aarhus.

Um viertel vor neun fängt der gemeinsame Tag an. Frühsport steht auf dem Stundenplan. Die 30 Minuten Arbeit mit dem Körper sollen den Geist wach machen und aufnahmefähig für den sogenannten Check in. Der sieht so aus: 15 Lernende setzen sich in einer Runde zusammen und sprechen darüber, was der Tag bringen soll. 'Was wollen wir heute erreichen? Worauf setzen wir den Fokus?' Es wird diskutiert, eine Agenda für den Lerntag festgelegt.

Was auf den ersten Eindruck wie ein Treffen von Spontis wirkt, die eine Lern-AG aufmachen wollen, ist in Wirklichkeit der tägliche Start in eine umfassende Ausbildung. An deren Ende steht der Abschluss als 'Kaospilot'. Kaospilot? Da war doch mal was? Stimmt. Vor mehr als 20 Jahren wurde die Kaospiloterne im dänischen Aarhus gegründet. Die Chaospilotenschule wurde schnell zum Liebling vieler, die sich mit Managementausbildung befassten. Personaler tingelten im Dutzend nach Dänemark. Journalisten und TV-Teams aus ganz Europa gaben sich die Klinke in die Hand. Gründer Uffe Elbaek wurde zum gefeierten Star vieler Business-Konferenzen.

Nachdem es zwischenzeitlich um die Schule ruhiger geworden war, gibt es wieder Neues zu berichten. Vor gut einem Jahr hat die dänische Schule einen Schweizer Ableger bekommen. Kaospilots heißt die Berner Schule und ist ein Abziehbild des dänischen Originals. Ebenso wie in Aarhus sollen in Bern Menschen dazu ausgebildet werden, sicher durchs Chaos der Berufswelt zu navigieren und andere zu führen. 'Sie werden darauf vorbereitet, dass im wirklichen Leben Erfolg nie auf geraden Wegen kommt und eine Turbulenz die andere ablöst', erklärt Gründer und Schulleiter Matti Straub. Dazu wird ihnen ein Wissensmix aus Betriebswirtschaft, Pädagogik, Psychologie und Projektmanagement an die Hand gegeben.

Ein Konzept, das den Zeitgeist zu treffen scheint. Trotz hoher Studiengebühren und einem auf drei Jahre angelegtem Vollzeitlernprogramm war der erste Kurs gleich voll. Auch der zweite Kaospiloten-Jahrgang, der im Oktober 2013 auf die Startbahn ging, war gut gebucht. Der Erfolg hat Matti Straub er­mutigt, eine neue Zielgruppe für seinen Lehrgang anzusprechen: Berufstätige, die ihre Karriere nicht unterbrechen wollen. Für diese startet im Frühjahr 2014 eine Lightversion des Kaos­pilotenprogramms. New Business heißt es und besteht aus zehn Modulen, die je drei Tage dauern. Die inhaltliche Ausrichtung ähnelt der des Vollzeitprogramms, wobei die Themen Ge­­schäftsgründung und Change später im Fokus stehen. Die Leitfrage des New-Business-Programms: 'Wie schaffen wir in­­spirierende neue Geschäftsideen und -strukturen, die sinnvoll, spannend, attraktiv, wirtschaftlich und auch noch enkeltauglich sind?'

Lernen in echten Projekten bei echten Kunden

Sowohl im Vollzeit- als auch im neuen Teilzeitprogramm steht der Lerntag unter der Überschrift 'Du sollst dich bewähren'. Diesem Ziel dient auch die Selbstverpflichtung der Schule, jeden Lernstoff gleich mit praktischer Umsetzung zu kombinieren. Das heißt in der Kaos­pilots-Diktion: Umgang mit echten Projekten bei echten Kunden. Im Vollzeitprogramm gehen die Studenten etwa immer wieder über Wochen in die Praxis, in einer Rolle, die mal der eines Beraters, mal der eines Interimsmanagers ähnelt. So verhelfen sie einem etwas an­­gestaubten Club ausländischer Manager zu einer neuen Positionierung am Markt, oder sie erarbeiten für eine große Eisenbahngesellschaft ein Programm, das allen Mitarbeitern gleiche Karrierechancen eröffnen soll. 'Da geht richtig die Post ab, die Studenten sind extrem ambitioniert. Sie arbeiten von morgens bis abends, oft auch am Wochenende', beschreibt Straub die Einsatzfreude. Dabei geht es immer um das Tun. Die Kaos­pilotenschüler verfassen keine akademischen Papiere. 'Rede nicht lange, probiere deine Ideen aus', so lautet einer der zentralen Glaubenssätze der Schule.

Das klingt nicht besonders ungewöhnlich. Verspricht heute nicht jede Business-Ausbildung Erfahrungslernen und Praxis-orientierung? Nur: Den meisten Hochschulen sind BWL-Lehrbücher, Vorlesungen und schriftliche Fallstudien so wichtig, dass sie nicht wirklich davon lassen können. Sie leben die althergebrachten Formate, binden sich an Hörsaal und Bibliothek als Orte des Lernens, was Praxis und Erfahrung Grenzen setzt.

Bei den Kaospiloten dagegen stehen freies Denken und Sich-selbst-Kennenlernen im Mittelpunkt der Ausbildung. In den Räumen der ehemaligen Wifag Druckmaschinenfabrik, die heute die Schule beherbergen, und bei den Praxisprojekten sollen Lernende Erfahrungen machen, die Hochschulen nur bedingt bieten können – gewinnen, scheitern, Widerstände überwinden und Ideen verkaufen. 'Es ist die richtige Mischung aus angewandter Kreativität und kritischem Denken', sagt Karlheinz Schwuchow, ehemaliger Leiter zweier Business Schools und heute Professor für internationales Management an der Hochschule Bremen.

Marc Schütz ist einer von '14 Kaospiloten in Ausbildung', wie sich die Studenten selbst gerne nennen. Er schrieb sich zum ersten Studienbeginn im Oktober 2012 ein. Zuvor war er lange auf der Suche nach einer weiterführenden Qualifizierung. 'Die meisten Angebote am Markt fand ich zu spezialisierend. Ich wollte ein breites Spektrum abdecken und beim Lernen gleich ausprobieren.' Nach Bern wie auch in das Stammhaus in Aarhus kommen Menschen mit Berufserfahrung, die Training für eine Arbeitswelt suchen, die sich im ständigen Umbruch befindet, und die selbst gerne unglatte Wege gehen. Kaospilot Schütz, 33 Jahre, beschreibt seinen Werdegang so: 'Sekundarschule. Ausbildung als Heizungsmonteur. Dann eine weitere als Bankkaufmann. Bei der Großbank UBS gearbeitet. Pressesprecher des Circus Knie gewesen. Eine Zeitarbeitsfirma geführt, dann drei Jahre bei der Post-Finance gearbeitet.'

Den inneren Piloten entwickeln

Menschen, die so viel Erfahrung auf dem Buckel haben wie Schütz, kann man nicht mehr mit den vier Ps der Marketingtheorie (Produkt, Preis, Place und Promotion) kommen. Sie wissen längst aus der Praxis, was im Marketing geht und was nicht. In der Schule geht es um andere Dinge: '30 Prozent des gesamten Programms fokussieren wir auf die Entwicklung dessen, was ich als 'inneren Piloten' bezeichne', sagt der Gründer des dänischen Originals, Uffe Elbaek. So gehören etwa Selbstbehauptung und Stress­prävention zum Angebot an beiden Schulen. In einem der Gänge in der Schule in Bern hängt ein großes Schild, darauf geschrieben ein paar einfache Regeln: 'Hab Mut und sprich deine Gedanken aus' ist eine davon, 'Sei aufmerksam gegenüber allen deinen Sinnen' eine andere. Und: 'Bleibe kritisch!'

Vermittelt werden soll zudem praktisches Basis-Know-how. Elbaek: 'Die Studenten lernen, wie man eine Idee entwickelt, wie Arbeit in Gruppen funktioniert, wie man mit den Medien umgeht und Verwaltungsaufgaben handhabt.' Eigeninitiative und Selbstverantwortung werden dabei großgeschrieben. 'Wir haben uns selbst die Projekte ausgesucht. Das sind keine akademischen Turnübungen, sondern Lösungen für reale Probleme in der realen Welt', sagt Konrad Ritter, der den Lehrgang vor ein paar Monaten an der Schule in Aarhus abschloss. Es gab keinen Tag, an dem er nur zugehört und mitgeschrieben hat. 'Wir waren ständig interaktiv', sagt der ehemalige Student, der seit Juni 2013 zurück im Berufsleben ist – als Geschäftsführer des Alpine Resorts, einer Ferienanlage auf der Lauchneralp.

Dass man mit dem, was man an den beiden etwas anderen Business Schools lernt, in der Praxis etwas anfangen kann, zeigt auch das Beispiel des Berner Chefpiloten Matti Straub. Er ist Absolvent der Schule in Aarhus, arbeitete vorher als Helikopterpilot und Coach in Veränderungsprozessen. Die Schule in Bern hat er komplett mit selbst beschafftem Geld hochgezogen, ohne Subventionen vom Staat.

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Kaospilots Switzerland: Die Ausbildungen


  • Die dreijährige Ausbildung für kreative Führung, verantwortungsvolles Unternehmertum und Veränderungsprozesse ist ein Vollzeitprogramm und startet jedes Jahr im Oktober. Die Bewerbungsunterlagen sind bis Anfang März einzureichen. Die Ausbildung kostet 13.000 Euro. Weitere Informationen: www.kaospilots.ch
  • Zusammen mit dem Berner Beratungsunternehmen changels hat die Schweizer Kaospilotenschule den berufsbegleitenden Mastery-Lehrgang New Business konzipiert. Er ist eine Art Lightversion der dreijährigen Ausbildung mit einem stärkeren Fokus auf Geschäftsgründung und Change. Der Lehrgang startet erstmals im Frühjahr 2014. Jeweils im April, im Mai und im Juni wird ein Intro-Modul angeboten, nach dem man sich entscheiden kann, ob man das gesamte Training mit neun mal drei Tagen absolvieren möchte. Die Teilnahme an einem der Intro-Module kostet ca. 1.470 Euro, für die weiteren Module werden rund 12.270 Euro fällig. Weitere Infos unter www.changels.ch Button 'New Business' in der Kopfnavigation.
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