Pater Anselm Grün im Interview

Werte machen das Leben wertvoll

Er hat fast 300 Bücher geschrieben und hält rund 200 Vorträge pro Jahr. Er ist berühmt, aber nicht reich. Führungskräfte und Unternehmer suchen seinen Rat. Die Rede ist von Pater Anselm Grün. Der Kirchenmann hat nun eine weltliche Auszeichnung der Weiterbildungsbranche erhalten: Er ist in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen worden. Ich war bei der Ehrung im Kloster dabei und durfte ihn interviewen.



Man soll den Abend ja nicht vor dem Morgen loben. Doch auch wenn das Jahr noch nicht zu Ende ist, meine ich, mit dem Besuch im Kloster Münsterschwarzach und der Begegnung mit Pater Anselm Grün meinen aufregendsten Redaktionstermin 2011 gehabt zu haben.

Rückblick: Es ist der 13. Juli, sommerlich warm, und wir sitzen im Zug. Wir, das sind meine Kollegin Nina Peters, Fotografin für den Tag, Noch-GSA-Präsident Lothar Seiwert, PR-Beraterin Petra Spiekermann, Kameramann Sven Klawunder und Laudator Pfarrer Axel-Maria Kraus. Alle reden durcheinander, Pfarrer Kraus wird mit Fragen bombadiert: Wie spricht man den Pater korrekt an? Wie sieht sein Tageablauf aus? Was genau macht eigentlich ein Cellerar? Und was hat es mit den Regeln der Benediktiner auf sich? Kraus erzählt, erklärt auf. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir tauchen langsam ein in eine neue fremde Welt.

Und alsbald auch tiefer. Zu uns stoßen die Neu-GSA-Präsidentin Gaby Grauper und Vizepräsident Siggi Haider, wir schauen im Kloster einen einführenden Film und machen eine Klosterbesichtigung. Wir erfahren, dass die Mönche nicht etwa abgeschottet leben. Große Teile des Klosters sind frei begehbar. Auch für Weltliches sind sie empfänglich: Hin und wieder sieht man Aschenbecher herumstehen. Sie verfolgen die Fußballfrauen-WM im Fernsehen. Sie leben dennoch nach ora et labora, den Gelübden des Klosters (Enthaltsamkeit, Keuschheit, Gehorsam...), ihr Tag beginnt um 4:40 Uhr, sie werden mit einer Glocke geweckt. Um 5:05 Uhr startet das Morgengebet, dann gibt es eine innere Betrachtungszeit, um 6:15 Uhr bis 7:00 Uhr das Convent, dann Frühstück, ab 7:40 Uhr wird gearbeitet bis 17:00 Uhr, dazwischen Mittag und Mittagsschlaf, um 18 Uhr das Abendlob, danach Freizeit.

Es ist 12 Uhr, für uns steht die Mittagshore an, wir dürfen dabei sein, sitzen in der ersten Reihe. „Da, das ist er", sagt mein Banknachbar. Anselm Grün - so wie wir ihn von Fotos aus dem Internet kennen. Ruhig geht er zu seinem Platz. Wir beten, wir singen, wir sind angetan.

Wir essen zusammen. Nicht mit allen Mönchen, sondern in einem separaten Raum. Die erste engere Begegnung mit dem Pater. Der Raum ist schlicht, Holzstühle, Ambiente wie bei Großmutter. Es gibt Wein, Gemüsesuppe, Wirsing, Kartoffeln und Fleisch. Fleisch nur für uns, es ist ein Mittwoch, und Mittwochs gibt es normalerweise kein Fleisch. Mittagsgebet. Ich sitze gegenüber von Pater Anselm und teile mir ein Fleischstück mit ihm. Smalltalk mit einem Pater? Was sagt man da? Wir stellen Fragen wie zuvor schon Pfarrer Kraus. Pater Anselm antwortet. Ruhig, manchmal verschmitzt lächelnd, er ist extrem sympatisch.

Wir suchen einen Raum für die Ehrung. Pater Anselm läuft umher, er hat mehrere Ideen, vorbereitet ist für ihn jedoch nichts. Auch stößt niemand zu uns, kein weiterer Mönch, auch nicht der Abt. Wir landen schließlich in einem Büro des Vier-Türme-Verlags, in dem ein Großteil von Anselm Grüns publizistischen Werken verlegt werden. Es ist das Büro der Pressereferentin, die überrascht wirkt: eine Ehrung für Pater Anselm? Davon wusste sie nichts. Wir wählen das Bücherregal als Kulisse. Pfarrer Kraus spricht die Laudatio, wir stehen drumherum, Pater Anselm senkt bescheiden den Blick.

Wir gehen zusammen in den Klostergarten. Er erzählt: Die Benediktiner in Münsterschwarzach leben recht autakt. Sie züchten ihr eigenes Gemüse, haben eine eigene Metzgerei, einen eigenen Brunnen, einen eigenen Verlag, betreiben eine Schule und beschäftigen Mitarbeiter, auch Nicht-Mönche. Dafür müssen sie Geld verdienen, Anselm Grün ist dafür zuständig, er ist der Cellerar, der Verwalter. Er spekuliert an der Börse, und er verdient als "Medienstar". Er darf auch Urlaub machen, wie alle Mönche. Drei Wochen im Jahr. 500 Euro Taschengeld gibt es dafür. „Damit ist keine AIDA-Tour möglich", scherzt Pater Anselm Grün.

Kurz vor eben diesem seinem Urlaub hab ich ihn erwischt, um das Printinterview von ihm autorisieren zu lassen, das in der kommenden Ausgabe von managerSeminare zu lesen ist. Mitten in seinem Urlaub erwischte ihn dann meine Anfrage, ob er auf den Petersberger Trainertagen auftreten will. Nach seinem Urlaub kam die Antwort: Er will. Was für eine Freude.

20.09.2011
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