Richard David Precht

Neugier als Voraussetzung fürs Lernen kultivieren

Persönlichkeitsentwicklung muss in den Mittelpunkt jeglicher Bildung gestellt werden – sowohl der schulischen wie der betrieblichen. Diese These vertrat Richard David Precht auf der Messe Zukunft Personal Mitte September in Köln. Der Philosoph und Sachbuchautor hielt eine Keynote-Speech zum Wert der Bildung für die künftige Lebens- und Arbeitswelt. Ich traf ihn hernach zum Interview.
Die Bude war rappelvoll - gemeint ist das Keynoteforum der Messe Zukunft Personal Mitte September in Köln, als Richard David Precht sprach. Der Philosoph, vor allem bekannt geworden durch sein Buch "Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?" und natürlich durch seine Fernsehsendung im ZDF, war geladen, um über den Wert der Bildung für die künftige Lebens- und Arbeitswelt zu sprechen. Laut Messeveranstalter war er gebrieft worden, dass er vor Personalern redet, doch Prechts Ausführungen bezogen sich größtenteils auf das System Schule.

Sein Vortrag war dennoch gut anzuhören, seine Thesen waren zwar weder außergewöhnlich noch sonderlich neu, dafür aber eingängig und plakativ. Beispiel: „Wissen als Wissen allein ist nichts mehr wert. Mit all dem, was Sie wissen, können Sie nichts“. Er plädierte für eine Konzentration aufs Können, nicht verstanden als Verengung auf die Erledigung von Aufgaben, nicht verstanden als Vorbereitung auf den Beruf. Seine Begründung: „Zweidrittel aller Kinder, die heute eingeschult werden, werden in Berufen arbeiten, die es noch gar nicht gibt". Schule soll seiner Vorstellung nach daher Persönlichkeitsentwicklung leisten und Kompetenzen herausbilden. Er stellt sich eine Schule vor, die nicht vom Leben abgetrennt stattfindet, die Wege nicht vorzeichnet und nach der 6. Klasse in Projekten stattfindet, die sich verabschiedet vom Primat der Schriftlichkeit zugunsten dem Primat der Rede („Rhetorik ist wichtiger als Rechtschreibung“), die Kinder lehrt, dem Aufmerksamkeitsraub durch Spielzeuge, Werbung etc. zu widerstehen. Er beschwor viele schöne Wortgebilde wie etwa den „Regisseur der eigenen Fähigkeiten“, zu dem wir werden sollen, und sprach sich gegen das Effizienzstreben aus.

„Effizienz ist das Zauberwort der Wirtschaft, doch Effizienz tötet Kreativität“. Mit solchen Aussagen wusste Richard David Precht dann auch sein Publikum der Personaler zu begeistern. Er blieb auch nicht der einzige Redner auf der Messe, der den Fokus auf die Wirtschaftlichkeit, der in den vergangenen Jahren dominierte, kritisierte. Davon ab blieben Prechts Aussagen zum Unternehmenskontext eher vage. Vielleicht eine Reaktion auf die schlechte Presse, die er in jüngster Vergangenheit erfahren hat. Kritisiert wird, dass er zu allem was zu sagen hat. Vor ein paar Tagen erschien ein fiktives Interview mit Gott, das die Diskussion um Precht persifliert. Lustig zu lesen, aber wahrlich auch böse.

15.10.2013
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