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Übersicht AnsprechpartnerIn der HR-Szene gibt es ja mehrere interessante Worte, um Mitarbeiter zu beschreiben: Human Kapital beispielsweise, um den ökonomischen Wert zu betonen. Oder Best Ager als Euphemismus für die Älteren. Und B-Player für die zweite Garde, die nicht als High Potentials gelten. Jetzt gibt es dank Siemens-Chef Peter Löscher noch einen neuen Begriff: "Lehmschicht".
Löscher hat den Begriff bemüht, um anzuzeigen, welche gut 16.000 Mitarbeiter er bei Siemens abbauen will. Die Lehmschicht, das sind die Mitarbeiter, die man auf den ersten Blick nicht sieht, die irgendwie unter der Oberfläche irgendwas verstopfen: das untere und mittlere Management, die normalen Angestellten in der Verwaltung, die Sachbearbeiter.
Wer Lehmschicht sagt, wird sicher nicht von Human Kapital sprechen. Obgleich Human Kapital 2004 zum Unwort des Jahres gewählt wurde, muss man ehrlich zugestehen: Die Fokussierung auf den ökonomischen Wert eines Menschen kann man angesichts der abzutragenden Lehmschicht kaum als Degradierung begreifen. Immerhin zeigt der Begriff, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter als Gewinn bringenden Faktor sehen. Oder?
Und die Best Ager? Haben Sie mal einen 60-Jährigen gefragt, ob er sich als „Best Ager“ empfindet? Entweder er versteht kein Englisch oder ihm wird sofort klar, dass Sie trotz seiner Qualifikation sein Alter ansprechen. Und was sagt das „Best“ dem 40-Jährigen? Vielleicht, dass er in einem schlechten Alter ist? Immerhin: Man bemüht sich um einen Euphemismus, ist Alter doch nach wie vor ein Tabu...
Durchweg wenig charmant klingt indes der Begriff B-Player. Die Assoziationen kommen von selbst: Mittelmäßigkeit, die zweite Reihe, Fußvolk, keinesfalls die erste Wahl. Und all die Assoziationen sind auch nicht falsch, denn mit dem Begriff B-Player werden tatsächlich die „mittelmäßigen“ Mitarbeiter bezeichnet. Dabei meint man es natürlich wieder mal nicht so böse, wie es klingt. Denn die zweite Garde in einem Unternehmen ist dessen Rückgrat, dessen Bank. Es sind die Mitarbeiter, die nicht zu den High Potentials zählen und die gleichsam auch nicht durch schlechte Performance auffallen. Schlicht: Es ist der Großteil der Mitarbeiter – es sind die 80 Prozent, die ordentlich und unauffällig ihren Job erledigen. Das Problem mit diesen Mitarbeitern: Sie werden gerne mal übersehen.
So ist es dann wohl auch mit der Lehmschicht. Lange nicht gesehen, offenbar immer weiter aufgebaut, jetzt aber entdeckt und jetzt muss sie weg. Wie Dreck. Mit Baggern vielleicht und Schlammschlacht als Spektakel...