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Studie zu strukturellem Rassismus
Studie zu strukturellem Rassismus

Der blinde Fleck der Coachingbranche

Coaching und Rassismus? Das passt nicht zusammen, dürften wohl die meisten Coachs meinen. Eine aktuelle Studie belegt aber, dass auch die Coachingbranche nicht vor strukturellem Rassismus gefeit ist – ein bislang blinder Fleck. Wie sich dieser Rassismus zeigt und was die Coachingcommunity dagegen tun kann, hat ein britisches Forschungsteam herausgefunden.

Hat die Coachingbranche ein Rassismusproblem? Diese Frage stellte sich der britische Coach und Coachingforscher Jonathan Passmore erstmals auf dem Coachingtag 2019 der International Coaching Federation (ICF), als der weltweit größte Coachingverband zum letzten Mal vor der Corona-Pandemie zu einer großen Präsenzveranstaltung nach London geladen hatte. Auf dem Weg zu der Konferenz in der Londoner U-Bahn waren etwa ein Drittel der Fahrgäste BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), wie Passmore beobachtete. Auf dem Event selbst hingegen machten sie nur etwa ein Prozent der Anwesenden aus. Diese Diskrepanz gab Passmore, der das Henley Centre for Coaching an der Henley Business School leitet, zu denken. Gemeinsam mit seiner Kollegin Charmaine Roche, Coach und Geschäftsführerin von Lifeflowbalance Coaching und Consulting Ltd., beschloss er, das Thema zu erforschen. Dafür sprachen sie mit BIPoC-Coachs, Vertreterinnen von Coachingverbänden, Coachausbildern und Coachingplattformen in Großbritannien, den USA, Afrika und Neuseeland.

Die Coachingszene schweigt

Ergebnis ist die qualitative Studie „Racial Justice, Equity and Belonging in Coaching“, die dieses Jahr erschienen ist und die Passmore beim Coachingtag 2021 vom ICF Germany Charter Chapter am 11. November präsentierte. „Wenn es um Rasse geht, gibt es eine Lücke, ein Schweigen, einen blinden Fleck in unserer Profession“, stellt die Studie gleich zu Beginn fest. Das zeigt sich laut Roche und Passmore etwa darin, dass nach dem Tod von George Floyd im Mai 2020 und den nachfolgenden „Black Lives Matter“-Protesten, die weltweit zahlreiche Solidaritätsbekundungen von Einzelpersonen, aber auch von Organisationen auslösten, keine Stimmen aus der Coachingbranche zu hören waren. Während die Themen Hautfarbe und Rassismus in benachbarten Disziplinen (z.B. in der Psychotherapie) schon länger diskutiert würden, seien sie in der Coachingszene bislang weitgehend aus der Debatte ausgeklammert worden, so die Studie. Auch in der Coachingfachliteratur und -forschung würden sie noch kaum berücksichtigt.

Während Rassismus in benachbarten Disziplinen schon länger diskutiert wird, wird das Thema in der Coachingszene bislang weitgehend aus der Debatte ausgeklammert.

Viele Coachs empfinden sich selbst laut Studie als „farbenblind“ – in dem Sinne: „Ich sehe die Hautfarbe eines Menschen gar nicht.“ Obwohl diese Haltung meist gut gemeint ist, kann sie dazu führen, dass die zahlreichen Diskriminierungen ausgeblendet werden, von denen BIPoC betroffen sind, ebenso wie der systemimmanente Rassismus, der dem Ganzen zugrunde liegt. „Wir sind alle in einem rassistischen System aufgewachsen“, betont Passmore in seinem Vortrag. Und die Coachingbranche als Teil der Gesellschaft ist hier eben keine Ausnahme. Die Studie identifiziert vor allem zwei Faktoren, an denen sich ablesen lässt, dass BIPoC auch als Coachs benachteiligt werden.

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