Medien des Monats

Rezension: Schwebedialoge

Der Titel „Schwebedialoge“ des neuen Buches von Britta Albegger und Geza Horvat mag die Leserschaft zunächst ratlos zurücklassen. Nicht jedem dürfte der Begriff bekannt sein. Hinter „Schwebedialoge“ verbirgt sich nämlich ein Kommunikationsformat: Fragen stellen, ohne sie zu beantworten, Widersprüche ausdrücken, ohne sie aufzulösen, Konflikte darstellen, ohne sie auszutragen. Schwebedialoge vermeiden konsequent die Suche nach Lösungen und Einigungen. Auf diese Weise soll das Konzept einen Raum für den freien Austausch schaffen, um – salopp ausgedrückt – einfach zu verstehen oder auszudrücken, was gerade vor sich geht und wie das die beteiligten Personen tangiert.

Um die Gedanken jedoch gehaltvoll in der Schwebe zu halten, bedarf es einer professionellen Moderation und eines methodischen Vorgehens in vier Schritten: Landen (Ankommen der Teilnehmenden), Gestalten (Bemalen von sogenannten Schwebedialogkarten), Präsentieren (Gedanken und Gefühle mitteilen), Abheben (den Erfahrungen Zeit zum Reifen geben). Spätestens hier wird deutlich, an welche strikten Regeln das freie Schweben der Gedanken gebunden ist.

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Als Schlüssel in jedem Schwebedialog gilt zum Beispiel ausdrücklich: „Ich habe keine Ahnung“, was meint: nichts wissen, nichts verstehen, keine Meinung haben. Aber man darf sich strukturiert austauschen und alles darf so sein, wie es ist. Cui bono? Jeder lebenserfahrene Mensch weiß um die befreiende, inspirierende Wirkung eines informellen Gesprächs. Allerdings riecht das Konzept der beiden Autoren ein wenig nach L'art pour l'art.

Im dritten Teil des Buches will das Autorenteam dann Themen vertiefen, die dem besseren Verständnis des Konzeptes dienen sollen, was aber inhaltlich und stilistisch nicht so recht gelingt – nicht zuletzt, weil man sich mehr belehrt als inhaltlich überzeugt fühlt. So stellen Albegger und Horvat in ihrem Buch insgesamt ein spezielles Kommunikationsformat vor, dessen mehrfach betonte befreiende Wirkung sich mir allerdings nicht so recht erschließen will.

TA-Fazit: Wer sich in Beratung und Training auf dieses Format einlassen will, findet hier viele Anregungen.

Autor(en): Helmut Fischer
Quelle: Training aktuell 02/25, Februar 2025
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