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BDU-Personalberatertag: Die Trendwende ist geschafft

Mit guten Nachrichten konnte der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) die Personalberater auf dem Petersberg bei Bonn begrüßen: Aus dem ersten Hoch im vergangenen Jahr scheint sich eine stabile Gutwetterlage für die Branche entwickelt zu haben. Die Marktstudie des BDU weist erneut ein Umsatzplus von fast zehn Prozent aus. Bis 2007 wollen die externen HR-Experten an alte Umsatzrekorde angeknüpft haben.

Nasskalt und grau war das Wetter am 18. Mai 2006 auf dem Petersberg. Doch zu trüber Stimmung gab es beim achten Personalberatertag keinen Grund. Denn beim 'führenden Branchentreff der Personalberater' konnte der Veranstalter, der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU), seiner Zunft positive Nachrichten überbringen: Die dunklen Wolken über der Branche haben sich wohl endgültig verzogen - die Trendwende für die Personalberater scheint geschafft.

Die Branche erwirtschaftet ein Umsatzplus von 9,6 Prozent

Grundlage für die positiven Nachrichten sind die Ergebnisse der Marktstudie 'Personalberatung 2005/2006', die der BDU auf dem achten Personalberatertag vorstellte. Wichtigstes Ergebnis: Der Gesamtumsatz der Personalberatungsbranche legte im Jahr 2005 im Vergleich zu 2004 um 9,6 Prozent auf 970 Millionen Euro zu (2004: 880 Millionen Euro). Das bedeutet: Nach der Schwächeperiode der Jahre 2001 bis 2003, in der die Umsatzkurve fiel, scheint die Nachfrage nun stabil zu wachsen. Die 350 Personalberatungsunternehmen, die dem BDU im März und April 2006 Einsichten in ihre Auftragsbücher und Einschätzungen über ihre Marktaussichten gegeben hatten, sehen ein langfristiges Hoch auf ihre Branche zukommen: Über 80 Prozent erwarten für das laufende Jahr weitere Umsatzzuwächse.

BDU erwartet weitere Neueinstellungen

Auch längerfristig zeigt sich der BDU euphorisch: Bis Ende 2007 soll der bisherige Umsatzrekord der Personalberater aus dem Jahr 2000 erreicht werden (1,27 Milliarden Euro), so die Prophezeiung. Der Grund für die positiven Erwartungen ist das Ende der Wirtschaftsrezession: Die Kunden der Personalberater investieren wieder. 'Das Eis ist gebrochen. Die Unternehmen reagieren mit Neueinstellungen auf die verbesserten Absatzchancen', gab BDU-Vizepräsident Dr. Joachim Staude zu verstehen.

Mit der Neubesetzung von Stellen wollen die Personalberatungsunternehmen auch in Zukunft wieder den meisten Umsatz generieren. In den Jahren der Rezession hatten vor allem große Unternehmen versucht, durch ergänzende Angebote wie Karriereberatung Geld zu verdienen. Dr. Wolfgang Lichius, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung, erklärt: 'In den schwierigen Jahren von 2001 bis 2003 mit einem schwachen Arbeitsmarkt hatten viele Personalberater zusätzliche Dienstleistungen angeboten. Jetzt konzentriert man die eigenen Beraterkapazitäten wieder auf das Kerngeschäft.'

Volle Ränge beim Branchentreff

Von der wieder anziehenden Konjunktur der Personalberater profitierte auch der Personalberatertag: 150 Consultants hatten den Weg ins ehemalige Gästehaus des Bundes auf den Petersberg gefunden - rund 30 mehr als im vergangenen Jahr. Und diese stellten der Veranstaltung gute Noten aus. Zwar bot das Programm mit Vorträgen und Diskussionen keine weltbewegend neuen Perspektiven auf die Arbeit der Berater, aber das hatten die Besucher ohnehin nicht erwartet. 'Beratung ist Beratung, welche großartigen Innovationen sollen sich da schon ergeben?', so etwa der nüchterne Kommentar eines Teilnehmers beim Mittagessen.

Praxis-Tipps stehen höher im Kurs als neue Theorien

Dafür aber schätzten die Besucher die guten Möglichkeiten zum Networking - ebenso wie die Praxis-Tipps, die Personalexperten auf dem Podium gaben. Dr. Rüdiger Hossiep, Dozent an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, beleuchtete beispielsweise die Bewerber-Auswahl in und für deutsche Unternehmen und kam zu dem Schluss, dass die Rolle des Recruitings in Deutschland eindeutig unterschätzt werde. 'Schmidt sucht Schmidtchen', nannte Hossiep das oft angewandte System, nach dem bei der Auswahl neuer Mitarbeiter auf Ähnlichkeiten geachtet werde und Querdenker zu selten berücksichtigt würden. Die Folge: 'Hier zu Lande wird zu viel Zweitklassigkeit generiert und zu wenig auf Leistungsexzellenz geachtet', mahnte Hossiep.

Aufwändigere Personalsuche lohnt sich

Der Universitäts-Dozent schärfte den anwesenden Beratern und Personalentscheidern auch ein, bei der Auswahl neuer Mitarbeiter auf verschiedene valide Auswahlverfahren wie Persönlichkeits- und Leistungstests zu setzen. Dieser Merhraufwand lohnt sich, ist Hossiep sicher. Er gab den Beratern eine Formel an die Hand, mit deren Hilfe sich ausrechnen lässt, wie viel das Unternehmen durch einen idealen Mitarbeiter gewinnt - selbst wenn das Auswahlverfahren aufwändig war.

Vieles rund um das Geschäft der Personalberatung wurde erläutert - eines allerdings konnte auf dem Podium nicht geklärt werden: 'Quo Vadis, Personalberatung?' lautete die spannende Frage des Abschlussplenums. Antworten gab es - trotz hochkarätiger Besetzung in der Expertenrunde - keine, weil die Moderatorin nicht durch die Diskussion führte, sondern selbst darin herumstolperte und mit ihren Fragen sogar das Publikum verwirrte. 'Das ist nicht optimal gelaufen', bedauerte auch BDU-Sprecher Klaus Reiners den Abschluss der ansonsten perfekt organisierten Veranstaltung.

Eine Antwort auf die Frage, wohin sich die Personalberatung entwickelt, bleibt der BDU dennoch nicht schuldig - er gibt sie in seiner Studie. Der Untersuchung zufolge führt der Weg der Berater immer öfter über Ländergrenzen hinweg. Der Grund: Deutsche Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft produzieren vermehrt grenz-übergreifend und bieten Dienstleistungen in anderen Ländern an. Damit ist auch die Nachfrage nach geeigneten Kandidaten aus dem Ausland gestiegen. Zwar werden noch in 71 Prozent aller Fälle Anwärter für einen neuen Job im Inland gesucht. Doch bei immerhin schon 23 Prozent aller Aufträge müssen die Berater auch jenseits der Grenze auf die Suche gehen. Bei bereits sechs Prozent aller Stellenneubesetzungen wird ein neuer Mitarbeiter ausschließlich im Ausland gesucht.

Berater müssen in mehreren Regionen präsent sein

Mit dem Trend zur länderübergreifenden Personalsuche steigen auch die Anforderungen an die Personalberater: Sie müssen in mehreren Regionen vertreten sein. 'Die großen, internationalen Personalberatungshäuser begegnen dieser Anforderung in der Regel mit eigenen Büros. Kleine und mittelgroße Häuser setzen hingegen auf die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern vor Ort, mit denen sie entweder auftragsgebunden oder langfristig zusammenarbeiten', erläuterte Staude auf der Pressekonferenz, auf der die BDU-Studie vorgestellt wurde.

Nicht nur in verschiedenen Ländern müssen sich die Personalberater umschauen. Immer öfter müssen sie auch verschiedene Kommunikationswege bemühen, um neue Mitarbeiter für ihre Klienten zu finden. Auf die Arbeit bei der Stellenbesetzung hat das direkte Auswirkungen: Die so genannte kombinierte Suche hat markant zugenommen. In bereits 28 Prozent aller Fälle schalteten die Personalberater Anzeigen in verschiedenen Medien und Internetangeboten und sprachen zusätzlich geeignete Kandidaten direkt an. In 2003 machten sich die Consultants in nur 16 Prozent aller Fälle so viel Mühe.

Open BC wird Türöffner zu neuen Jobs

Während die kombinierte Suche immer wichtiger wird, verliert die reine Internetsuche an Bedeutung: Bei nur 3,6 Prozent aller Aufträge wurde ausschließlich im Netz eine Anzeige geschaltet. In der Marktstudie 2003 hatte der Anteil mit sechs Prozent noch deutlich höher gelegen.

Die Jobbörsen im Netz werden bei der Kandidatensuche also unwichtiger, eine andere Web-Plattform gewinnt hingegen an Bedeutung. 'Virtuelle Business-Communities wie Open BC werden für die Besetzung offener Stellen immer wichtiger', berichtete Dr. Wolfgang Lichius. Der Berater von Kienbaum Executive Consultants berichtet: 'Diese Plattformen werden als zusätzliche Informationsquellen über Kandidaten immer öfter genutzt.'
Autor(en): (com)
Quelle: Training aktuell 07/06, Juli 2006
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