Management

Ulrich Lichtenthaler über die PUMO-Welt
Ulrich Lichtenthaler über die PUMO-Welt

Umgang mit dem Undenkbaren

Das unkalkulierbare Verhalten eines Donald Trump, ständig neue Aufregungswellen in den Social Media, die massiven Umwälzungen von Mobilität und Energiemarkt, die disruptive Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ... So schnell und drastisch, wie sich die äußeren Umstände derzeit ändern, stellt sich bei vielen ein diffuses Gefühl der Überforderung und des Getriebenseins ein. Ein neu entwickeltes Framework namens PUMO soll helfen, diese Stimmung und ihre Ursachen fassbar zu machen und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Ein Gespräch mit dem Entwickler.

Preview

Extreme Gegensätze: Was Unternehmen in einem Klima der gesellschaftlichen Spaltung (nicht) tun müssen

Krasse Szenarien: Wie es möglich wird, sich auf das Undenkbare vorzubereiten

Heimatlose Unternehmen: Warum Werte und Kernkompetenzen im Dauerwandel wichtiger werden

Hochkochende Nervosität: Wie Unternehmen in aufgeheizten Debatten bestehen

Proaktive Planung: Wie man sich in der PUMO-Welt neue Handlungsoptionen schafft


Cover managerSeminare 326 vom 25.04.2025Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 326

Herr Lichtenthaler, Sie haben ein neues Akronym in die Welt gebracht: PUMO. Wofür stehen diese Buchstaben?

Ulrich Lichtenthaler: Die Abkürzung PUMO steht für die Begriffe Polarized, Unthinkable, Metamorphic und Overheated und beschreibt die Welt, in der wir uns momentan bewegen. Die ist geprägt von einer starken gesellschaftlichen Spaltung und davon, dass viele Dinge passieren, die kurz vorher noch undenkbar schienen. Dinge ändern sich in einer andauernden Metamorphose, und zwar so substanziell, dass es über die übliche Dynamik weit hinausgeht. Und das alles wird von Debatten begleitet, die gerade in der Öffentlichkeit zunehmend überhitzt geführt werden [eine ausführlichere Erklärung im Kasten, Anm. d. Red.].

Was ist das PUMO-Framework?

Das PUMO-Framework wurde von Ulrich Lichtenthaler, Professor für Management und Entrepreneurship an der International School of Management (ISM) in Köln, entwickelt. Es beschreibt die aktuellen Herausforderungen der Unternehmenswelt in einer Zeit tiefgreifender wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und technologischer Veränderungen. PUMO steht für vier zentrale Dimensionen, die Unternehmen strategisch bewältigen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein:

Polarized – Die Welt ist zunehmend von Gegensätzen geprägt, sei es politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich. Unternehmen müssen lernen, mit polarisierenden Dynamiken umzugehen – und wann sie sich wie in diesem Spannungsfeld positionieren.

Unthinkable – Szenarien, die einst als undenkbar galten, werden zur Realität und verändern Märkte und Geschäftsmodelle. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, radikale Veränderungen vorherzusehen und durch vielfältige Szenarien strategische Flexibilität zu entwickeln.

Metamorphic – Wandel ist nicht mehr episodisch, sondern ein dauerhafter Zustand, der keine Fixpunkte mehr übrig lässt, an denen man sich orientieren kann. Für Unternehmen heißt der Dauerwandel paradoxerweise, dass sie sich mehr auf ihre Kernkompetenzen und ihre Werte konzentrieren müssen.

Overheated – Öffentliche Debatten, soziale Medien und nervöse Stakeholder-Erwartungen erzeugen ein überhitztes Umfeld voller Druck und schneller Eskalationen. Unternehmen müssen Wege finden, sich nicht von kurzfristigen Empörungswellen mitreißen zu lassen – und da aktiv zu werden, wo es für sie relevant ist.

Das PUMO-Framework dient als strategisches Modell, um Unternehmen dabei zu helfen, sich in dieser neuen Realität zu orientieren und langfristig erfolgreich zu bleiben. Es grenzt sich bewusst von den bekannten Frameworks VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) und BANI (Brittle, Anxious, Non-linear, Incomprehensible) ab. Die warnen vor einer Veränderlichkeit, an die sich Unternehmen aber bereits gewöhnt haben; und setzen vor allem auf Agilität als Gegenmittel, um sich an Veränderungen anpassen zu können. PUMO mahnt indes an, nicht nur auf Äußeres zu reagieren, sondern sich proaktiv auf mögliche Entwicklungen vorzubereiten und dabei eigene Akzente zu setzen.

Quelle: managerseminare.de; Ulrich Lichtenthaler.

Die Buchstabenkombinationen VUCA und BANI weisen bereits seit Jahren auf Veränderlichkeit und Unwägbarkeit hin. Was beschreibt PUMO aus Ihrer Sicht besser?

VUCA und BANI sind jetzt nicht von heute auf morgen unzutreffend. Aber dass ein Umfeld volatil ist und unsicher, wie es VUCA beschreibt, oder dass Entwicklungen laut BANI nicht linear sind, hat keinen Neuigkeitswert mehr. Viele Unternehmen sagen, das sei für sie mehr oder weniger Alltag, sie hätten sich daran gewöhnt. Seit 2024 höre ich jedoch vermehrt Stimmen, dass Unübersichtlichkeit und Unsicherheit noch mal eine höhere Stufe erreicht haben. Es gibt vielerorts ein deutliches Gefühl der Überforderung und des Getriebenseins.

Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem Artikel

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