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Sir John Whitmore: 'Coaching boomt überall'

Rennfahrer, Manager, Sporttrainer, Coach - Sir John Whitmore kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Am 3. März 2005 kommt der Coaching-Experte nach Frankfurt, um den diesjährigen Coaching-Kongress einzuleiten: In einem eintägigen Pre-Workshop widmet sich der Brite dem Thema International Executive Coaching und stellt seine Methodik vor. managerSeminare befragte Sir John vorab über den Status quo in der Branche.

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Coaches heutzutage stellen müssen?

Sir John Whitmore: Die größte Herausforderung - gerade für Coaches, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen - besteht heute darin, sich gegen die Konkurrenz all der anderen Coaches zu behaupten, die auf den Markt strömen. Zu Beginn ist es da am einfachsten, sich in bekannten Gebieten zu spezialisieren, beispielsweise IT oder Verkauf, um sich eine Reputation aufzubauen.

Um Transparenz und Qualitätsmaßstäbe in den Markt zu bringen, bieten viele Verbände neuerdings Zertifizierungsverfahren an. Glauben Sie, solch ein Zertifikat kann einem Coach helfen, sich am Markt zu etablieren?

Sir John Whitmore: Natürlich muss sichergestellt werden, dass Coaches hohe professionelle Standards einhalten, dass sie erfahren sind und nach ethischen Grundsätzen handeln. Akkreditierungen sind ein Weg, das zu erreichen. Allerdings belegen sie nur, dass jemand ein Training absolviert und den Test bestanden hat. Sie sind keine Garantie dafür, wie gut der Coach ist. Mit den meisten Verbandsstandards verhält es sich ähnlich.

Viele Menschen klagen über den Verlust von Sinn und Bedeutung in ihrem Arbeitsleben. Kann Coaching ein Weg sein, ihnen diese Werte zurückzugeben?

Sir John Whitmore: Niemand kann sagen, was ein anderer als Sinn und Zweck empfindet. Allerdings ist Coaching sehr hilfreich, wenn es gilt, mit Leuten zu arbeiten, die dieses Problem der Sinnentfremdung haben. Für den Coach bedeutet das: Er muss sich Kompetenzen aneignen, um an den tieferen Problemen arbeiten zu können, die Manager und Mitarbeiter in schwierigen Zeiten zunehmend haben.

Was sind das für Kompetenzen?

Sir John Whitmore: Ich spreche von tieferen psychologischen und teilweise auch spirituellen Kompetenzen. Der Coach muss sich mit verschiedenen Diagnosemodellen auskennen und auch die Fähigkeit haben, nicht-rationale Techniken zu nutzen, um tiefer in das Unterbewusstsein des Klienten zu gelangen - beispielsweise Visualisierungen oder freies Zeichnen.

In vielen Unternehmen wird Coaching als Allheilmittel genutzt. Gibt es immer noch Missverständnisse darüber, was man mit Coaching erreichen kann?

Sir John Whitmore: Wenn der Coach kompetent genug ist, kann Coaching tatsächlich in nahezu allen Situationen eingesetzt werden. Aber es ist wichtig, dass Coaches nicht versprechen, dass Coaching ein Allheilmittel ist. Es ist besser, die Klienten mit einem großartigen Ergebnis zu überraschen, als es ihnen anzukündigen.

Aber es gibt doch auch sicherlich Situationen, in denen ein Training besser geeignet ist als ein Coaching?

Sir John Whitmore: Ich glaube nicht, dass ein Training jemals besser geeignet ist als ein Coaching - besonders weil Coaching durchaus auch Trainingstechniken beinhalten kann. Deren Basis dann aber die Prinzipien des Coachings sind.

In Deutschland boomt Coaching. Wie sieht das in anderen Ländern aus?

Sir John Whitmore: Coaching boomt überall, denn das alte Kommandieren und Kontrollieren ist ebenso wie vorschreibendes oder instruierendes Verhalten im Geschäftsleben nicht mehr akzeptabel. Z.B. haben Spanien, Italien, die Niederlande, Skandinavien, Korea, Russland und Australien Coaching im großen Stil für sich entdeckt. Wie verbreitet das Interesse mittlerweile ist, zeigt auch, dass mein Buch 'Coaching for Performance' mittlerweile in 17 Sprachen veröffentlicht worden ist. Ich merke selbst, dass ich heutzutage auf sehr viel weniger Widerstand stoße, wenn es um Coaching geht, als noch vor fünf Jahren.
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