Schlauer lernen
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Mach dein Hobby niemals zum Beruf!

Henning Beck erklärt, warum wir uns in unserer Freizeit mit Dingen beschäftigen sollten, die mit unserem Job nichts zu tun haben.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf meinem Rennrad. Ich fahre durch den Taunus, lasse den Blick schweifen und komme genau in dieser Ablenkung auf die Idee zu dieser Kolumne. Im Grunde habe ich noch niemals einen Text geschrieben, wenn ich am PC gesessen habe. Natürlich tippe ich den Text irgendwann ab, damit Sie ihn lesen können. Aber die eigentliche Schreibarbeit fand schon viel früher statt – und zwar ganz ohne Tastatur. Ohne mein Hobby wäre ich wahrscheinlich weder auf die Idee zu diesem Text gekommen noch auf die konkreten Formulierungen.

Mit dieser Balance zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit bin ich keineswegs alleine. Kürzlich machte die Meldung die Runde, Mark Zuckerberg hätte erfolgreich bei einem Jiu-Jitsu-Turnier teilgenommen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Nicht für seine Platzierung, sondern allein für die Tatsache, dass er etwas macht, was mit seinem üblichen Job nichts zu tun hat. Denn genau das fördert kreatives und problemlösendes Denken – und den Erfolg im eigentlichen Beruf.

Untersucht man nämlich, was die optimale Balance zwischen Hobby und Arbeit ausmacht, stellt sich heraus: Nicht jede Freizeitbeschäftigung fördert das geistige Wohlbefinden. Wer schon im Job ständig vor dem Bildschirm sitzt, sollte bei seinem Hobby nicht genauso am PC versauern. Wichtig ist der Kontrast. Die cleversten Typen, die ich in Kalifornien getroffen habe, haben deswegen allesamt ein Hobby, das in klarem Widerspruch zu ihrem Beruf steht. Sie fahren Rennrad, lassen Drachen steigen, spielen Musik oder surfen. Denn wer etwas ganz anderes macht als üblicherweise, aktiviert dafür auch andere Hirnregionen. Man denkt beim Sport weniger analytisch, kann gedanklich besser abschweifen – um dann ausgeruhter zur beruflichen Tätigkeit zurückzukehren. Genauso wie ich gerade diesen Text abtippe, nachdem ich vorher auf dem Rad war.

Hinzu kommt noch ein anderer Effekt: Es reicht nicht, einfach nur ein bisschen Freizeit zu haben, man sollte schon ambitioniert sein. Wer nur ein wenig joggen geht, für den wird dieses Hobby einen weniger positiven Effekt auf die geistige Leistung haben, als wenn man sich einen Wettkampf vornimmt. Denn wer auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet, kann in einem nicht beruflichen Umfeld Selbstwirksamkeit erleben: Wenn man sein Ziel geschafft hat, wirkt sich dieses positive Gefühl dann auch auf andere Bereiche des Lebens aus. Selbst die bloße Aussicht darauf, etwas zu tun, auf das man anschließend stolz sein kann, motiviert für Tätigkeiten, die nichts mit dem eigentlichen Hobby zu tun haben.

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Ein praktischer Abstrahleffekt, den man viel zu selten nutzt. Leben wir nicht in einer Zeit, in der die scheinbar sinnlose Beschäftigung mit nicht beruflichen Dingen einen geringen Stellenwert besitzt? Wer sich in seinem Terminkalender jeden Tag anderthalb Stunden für morgendlichen Sport blockt, kann in dieser Zeit schließlich nicht produktiv arbeiten. Das Gegenteil ist tatsächlich der Fall: Man ist durch ein Hobby nicht nur gedanklich ausgeglichener, sondern in der restlichen Zeit auch leistungsfähiger.

Wenn das jedoch stimmt, sollten Sie Ihr Hobby niemals zum Beruf machen. Denn gerade der bewusste Kontrast zum Job macht ein Hobby so wirkungsvoll. Genau aus diesem Grund habe ich eine Radsportkarriere früh an den Nagel gehängt. Ich wäre zwar mehr geradelt – aber es hätte mir weniger gebracht.

Der Autor: Henning Beck ist Neurowissenschaftler, und zwar einer der verständlichen. In Vorträgen und Seminaren vermittelt er die spannenden Themen des Gehirns. Sein aktuelles Buch heißt „Das neue Lernen heißt Verstehen“. Kontakt: ­www.henning-beck.com

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