Für alle Fragen rund um unsere Webseite, unsere Medien und Abonnements finden Sie hier den passenden Ansprechpartner:
Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Stefan Kaduk und Dirk Osmetz aus managerSeminare 326, Mai 2025
Unhintergehbar: Warum ohne Kunden alles nichts ist
Ungebrochen: Warum es immer wieder zu kurzfristigem Zweckverlust kommt
Uneindeutig: Warum der Zweck oft verschachtelt und nicht eindeutig ist
Unproduktiv: Selbstbeschäftigungsfallen auf die Spur kommen
Kennen Sie Matrjoschkas? Die ineinander geschachtelten Holzpuppen? In ihrem Inneren befindet sich eine kleinere Ausgabe der Puppe, und wenn man diese öffnet, wieder eine kleinere – bis man schließlich zu der kleinsten Auspägung gelangt ist, die man nicht weiter öffnen kann. Diese kleinste Matrjoschka ist die wichtigste, sie ist die Wurzel, der Kern. Auf Organisationen übertragen wäre dieser Kern der Zweck, die Existenzberechtigung, der Urgrund für das Betreiben von Geschäften. Philosophen würden vielleicht von einer Letztbegründung sprechen. Visionen, Ziele und alles andere, was sonst noch in der Diskussion über das Fundament einer Organisation auftaucht, befinden sich erst in den größeren und nachrangigeren Matrjoschkas.
Es war Peter F. Drucker, der schon 1954 dazu ermahnte, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Als hätte die Managementlegende geahnt, dass 70 Jahre später bei Brown Bag Lunches hitzig über Purpose diskutiert wird und dass Arbeitgeber gefeiert werden, wenn sie endlich Hunde am Arbeitsplatz zulassen. Natürlich ist es angebracht, eine stumpfe Rendite- und Shareholder-Value-Denke zu überwinden und sich als Unternehmen Sinn-Diskussionen zu stellen. Aber es hilft alles nichts: Der Zweck einer Organisation ist nicht zu hintergehen. Und den definiert Peter F. Drucker im fünften Kapitel von „The Practice of Management“ ganz unaufgeregt (jedenfalls für erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Organisationen): „If we want to know what a business is we have to start with its purpose. And its purpose must lie outside the business itself. (…) There is only one valid definition of business purpose: to create a customer.“
Formulieren wir es bewusst platt: Ohne Kunden ist alles nichts! Was wie der Vortragstitel eines Vertriebsseminars aus den 1990er-Jahren klingt, ist schlicht und einfach wahr, sogar die Zuspitzung ist in diesem Fall sinnvoll. Etwa dann, wenn in der Praxis die Ausschüttung von Boni mit der Erreichung organisationsinterner Ziele begründet wird (etwa die Zufriedenheit der Mitarbeitenden oder die Anzahl von Frauen auf C-Level-Positionen). Das ist Selbstreferenz par excellence. Zwar sind die beispielhaft genannten Ziele hochgradig relevant und sinnvoll, haben aber zunächst nichts mit der Kernaufgabe zu tun. Vielmehr illustrieren sie die Tendenz von Organisationen, sich (mit sich) selbst zu beschäftigen und den Zweck aus den Augen zu verlieren. Sicherlich ließe sich anführen, dass Zufriedenheit und Frauenquote indirekt auf den Zweck einzahlen. Das wäre eine Um-zu-Argumentation: Wer zufrieden und motiviert ist, wird in seinem Tätigkeitsbereich – und vielleicht sogar darüber hinaus – alles für die Kundenzufriedenheit tun. Und mehr Frauen in Führungspositionen erhöhen selbstredend die Qualität von Managemententscheidungen.
mit unserer Testmitgliedschaft von managerSeminare:
für nur 10 EUR einen Monat lang testen
Zugriff auf alle Artikel von managerSeminare
Sofortrabatte für Bücher, Lernbausteine & Filme