News

Interkulturelle Kompetenz: Verhaltensforschung - virtuell und narrenfrei

Ein bekannter Werbespot geht so: An einem strahlenden Sommertag lässt sich eine Gruppe japanischer Geschäftsleute in einem bayerischen Biergarten nieder. Engagiert blättern die Herren aus Nippon im Deutsch-Japanischen-Wörterbuch und irritieren die Bedienung mit Sätzen à la 'Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen, bitte.' Trotz des verbalen Nonsens kommt am Schluss die richtige Biermarke auf den Tisch... Ist es in der Werbung die Sprache, die den Austausch zwischen Fernost und West erschwert, so liegen die größten Verständigungsbarrieren im realen Leben oft vor allem im nonverbalen Bereich: Mit kaum etwas eckt man so unangenehm an wie mit den falschen Verhaltensweisen. Um sich die richtigen anzueignen, hilft indes nur eines: versuchen, aus dem Verhalten des fremdkulturellen Gegenübers die richtigen Schlüsse zu ziehen. Weil das in der Realität peinlich enden kann, tüfteln Wissenschaftler der Universität Augsburg derzeit an den technischen Voraussetzungen für eine Multimedia-Anwendung, mit der der Nutzer - sozusagen im narrenfreien Raum - lernen soll, fremdkulturelles Verhalten richtig zu interpretieren. Der Clou des Programms: 'Es soll dynamisch auf das Verhalten des Benutzers reagieren', erläutert Dr. Matthias Rehm, einer der federführenden Wissenschaftler im Projekt CUBE-G, kurz für: 'CUlture-adaptive BEhaviour Generation for interactions with embodied conversational agents'. Die Interaktionen ermöglichen sollen Interface-Techniken, über die das System beispielsweise Gesten des Benutzers wahrnimmt, die dann - sollten sie beleidigend sein - zur Verärgerung des virtuellen Gegenübers führen.

Wohlgemerkt: In dem Projekt geht es zunächst lediglich darum, die technischen Grundlagen zu schaffen. Didaktisch sinnvollen Input sollen später Arbeitspsychologen kreieren, erklärt Rehm. Es ist zu vermuten, dass sich die didaktische Umsetzung als schwieriger erweisen wird als die technische. Immerhin wollen die Wissenschaftler ein System erschaffen, dass nicht nur für Verhaltensweisen in einer, sondern in verschiedenen Kulturen sensibilisiert, auch wenn zunächst nur mit Content aus der japanischen Kultur experimentiert wird. Der erste virtuelle Treffpunkt, den die Wissenschaftler für das Zusammentreffen von deutschen Lernern mit virtuellen japanischen Charakteren bereits kreiert haben, ist übrigens ein Biergarten...
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
Akzeptieren Nicht akzeptieren
nach oben Nach oben