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Experiment zur Fehlerverarbeitung

Selbstwertgefühl steigert Lernfähigkeit

Ein hohes Selbstwertgefühl lässt uns nicht nur weniger Fehler machen, sondern auch besser aus Fehlern lernen. Diesen Schluss zieht die Psychologin Lisa Legault von der Clarkson University im Bundesstaat New York aus einem Versuch mit 38 Studenten. Diese bat sie, sechs ihnen wichtige Wertvorstellungen zu notieren – ganz gleich ob politisch, religiös oder ökonomisch – und sie nach ihrer Bedeutung in eine Reihenfolge zu bringen. Dann teilte die Forscherin die Probanden in zwei Gruppen: Die Mitglieder der ersten sollten binnen fünf Minuten in einem Text beschreiben, warum ihnen die Wertvorstellung auf Platz eins so wichtig ist. Den Studenten der anderen gab sie für die gleiche Zeit die Aufgabe, schriftlich zu erklären, warum ihr wichtigstes Ideal vielleicht doch gar nicht so wichtig sein könnte. Der Sinn der Übung: Durch die Erklärung ihrer wichtigsten Wertvorstellung stärkten die einen ihr Selbstwertgefühl, die anderen unterminierten es, weil sie gegen ihre Überzeugung argumentieren mussten. Danach setzte Legault alle Studenten vor einen Monitor. Immer wenn dort ein 'M' aufpoppte, sollten sie einen Knopf drücken, nicht drücken sollten sie, wenn ein 'W' erschien. Eigentlich einfach, weil sich die beiden Buchstaben optisch sehr ähneln, machten die Studenten dennoch Fehler – was ihnen durch ein aufblinkendes 'Falsch' direkt angezeigt wurde.

Dass die Gruppe der Studenten, die vorab ihr Selbstwertgefühl gesteigert hatte, signifikant weniger Fehler machte, war nicht überraschend. In mehreren Studien wurde bereits ein positiver Zusammenhang von Selbstwertgefühl und Fehlervermeidung nachgewiesen. Interessanter dagegen waren die Ergebnisse, die das Elektroenzephalogramm (EEG) lieferte, an das die Probanden während der Übung angeschlossen waren. Mit dem EEG lassen sich Gehirnströme messen. Die Resultate zeigten: Das höhere Selbstwertgefühl führt auch dazu, dass das sogenannte Error-Related-Negativity-Programm (ERN) im Falle eines Irrtums schneller anspringt und stärker aktiviert wird. Vereinfacht gesagt, ermöglicht das ERN dem Menschen, Fehler zu analysieren und mithin aus ihnen zu lernen. Besonders für die Pädagogik und die berufliche Aus- und Weiterbildung seien die Ergebnisse relevant, schreibt Legault im Studienbericht. Denn: Wer andere aufgrund ihrer Fehler kleinmacht, behindert den Lernprozess. Die Herausforderung für alle Lehrenden und Entwickelnden besteht also darin, anderen ihre Fehler so aufzuzeigen, dass dies nicht an ihrem Selbstwertgefühl kratzt.
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