Hast du Zukunftsgeist?

Die meisten von uns fühlen sich mit Ungewissheit unwohl. Am liebsten hätten wir ein sicheres, vertrautes Skript für das, was mit uns passiert. Aber so laufen die Dinge im Leben nicht; und das wissen wir auch. Die Zukunft ist für uns daher ein kosmisches Wurmloch, das uns verunsichert. Wir wurden zwar als Spezies durch den Wandel geschaffen, aber wir sind nicht für den Wandel gemacht. Zumindest gilt das, sobald wir erwachsen sind. Während wir als Kinder noch neugierig, hoffnungsvoll und voller Erfindungsreichtum an Unbekanntes herangehen, schwindet unsere Begeisterung dafür beim Erwachsenwerden. Je stärker unsere Fähigkeiten und Ressourcen anwachsen – die es uns eigentlich erlauben würden, etwas Interessantes und Umwälzendes zu tun –, umso weniger lassen wir uns darauf ein. Stattdessen sitzen wir sorgenvoll da und fragen uns: „Was wird die Zukunft bringen?“ Dabei ist das die falsche Frage. Wir sollten uns nicht fragen, wie die Zukunft sein wird, wir sollten uns vielmehr fragen: „Welche Zukunft will ich gestalten?“ Was wir dafür brauchen? Zukunftsgeist!

Zukunftsgeist ist etwas anderes als ein Mindset. Zukunftsgeist meint die Perspektive, die wir in einem bestimmten Moment in Bezug auf die Zukunft einnehmen. Mit welchen Gedanken, welchen Gefühlen und welchem Fokus begegnen wir ihr? Sind wir mental bereit für alles? Und vor allem: Sind wir bereit, mutig Entscheidungen zu treffen? Denn die Zukunft ist kein Zufall. Sie ist das Resultat unserer Entscheidungen. Treffen wir Entscheidungen, schaffen wir Möglichkeiten. Lassen wir dagegen andere Entscheidungen treffen, summieren sich diese zu einer Zukunft, die dann auch von anderen bestimmt wird – und die möglicherweise nicht in unserem Sinne ist.

Wie aber gelingt einem das? Trotz Ungewissheit mutige Entscheidungen zu treffen? Ins Handeln zu kommen? Zukunft zu gestalten, statt sie geschehen zu lassen? In meinem (Berufs-)Leben, etwa als früherer Chief Innovation Evangelist bei Google, habe ich die Erfahrung gemacht, dass unser Zukunftsgeist vor allem dann erwacht, wenn es uns gelingt, unsere Fähigkeit auszubauen, kreativ an die Dinge heranzugehen. Kreativität ist das beste Mittel gegen Zukunftsangst. Denn mit Kreativität können wir aus Unsicherheit Möglichkeiten machen. Das Gute daran ist: Zukunftsangst entsteht aus dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben, doch unsere Kreativität können wir kontrollieren, können sie ausbauen und stärken. Sechs Dimensionen sind dabei entscheidend. Sind sie in uns nicht aktiviert, steuert oft Furcht unser Handeln – und bringt uns an Orte, an denen wir uns nicht wohlfühlen. Sind sie aber aktiviert, wirken sie wie ein Booster für unsere Fähigkeit, die Zukunft als Spielraum kreativer Gestaltung zu verstehen.