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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Sonja Höhn und Stefanie Philippi aus managerSeminare 326, Mai 2025
Kritische Beharrlichkeit: Wie wir uns durch Rechthaberei ins kommunikative Abseits schießen
Gefährliche Erwartungen: Was passiert, wenn wir uns von positiven Rückmeldungen anderer abhängig machen
Schädliche Entschuldigungen: Wie wir durch Vorabrechtfertigungen schmerzhafte Kritik provozieren
Widriges Wegducken: Wie wir durch das Wegschieben von Verantwortung Selbstwirksamkeitserfahrungen verhindern
Schwächende Abwertungen: Wie wir durchs Abwerten anderer unser Selbstwertgefühl beschneiden
Das Meeting ist eigentlich nur für eine Stunde angesetzt, dauert mittlerweile allerdings bereits fast drei. Und seit mindestens zweieinhalb Stunden dreht sich die Diskussion im Kreis. Alle haben sich an einer Grundsatzfrage festgebissen, zu der sich um zwei Wortführerinnen Meinungslager gebildet haben. Jeder zweite Satz beginnt mit den Worten „Ja, aber …“. Fürs weitere Vorgehen spielt diese Diskussion keine Rolle, sie ist rein theoretischer Natur. Trotzdem verteidigen beide Seiten ihre Positionen mit Zähnen und Klauen. Letztlich geht es dabei nur noch um eines, doch das scheint allen Beteiligten extrem wichtig. Du ahnst es wahrscheinlich schon, denn du kennst die Situation sicher auch. Genau, du hast recht: Es geht ums Rechthaben.
Diskussionen ums Rechthaben sind nicht nur in Beziehungen, Familien und unter Freunden gang und gäbe, sondern in allen sozialen Kontexten, auch im Arbeitskontext. Doch was bringt uns dazu, etwas nicht einfach so stehen lassen zu können, immer weiter diskutieren zu müssen? Es ist das Bedürfnis, das eigene Selbst oder genauer gesagt, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen. Dieses Bedürfnis ist so universell, dass es alle Menschen – mehr oder weniger stark – treibt: Dafür bauen wir um unsere eigenen Überzeugungen Barrikaden, auf denen wir gegenteilige Meinungen bekämpfen – und tun noch einiges mehr. Was vielen dieser typischen, letztlich menschlichen Selbstwertschutzstrategien gemein ist: Sie sind doppelt dysfunktional.
Zum einen erschweren sie das soziale Miteinander, haben zusammengenommen sogar das Potenzial, die Arbeitsatmosphäre zu vergiften und Teams, Abteilungen oder sogar ganze Unternehmen zu lähmen und zu spalten. Zum anderen wirken sie ähnlich wie Zucker. Sie können einen kurzen Selbstwertschub liefern, der aber schnell abklingt und nach mehr verlangt. So reproduzieren sich diese Verhaltensweisen selbst, wobei sie immer größere – um in der Zucker-Metapher zu bleiben – Selbstwertlöcher erzeugen, die immer schwerer zu füllen sind. Im Worst Case manövrieren wir uns mit diesen Strategien in eine Selbstwert-Abwärtsspirale, die dann unser negatives Selbstwertgefühl weiter verfestigt oder sogar sukzessive sinken lässt.
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