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Coaching-Projekt der Konstanzer Seminare: Bisher nur ein Teilerfolg

Vor einem halben Jahr ist Ulrich Dehner, Inhaber des Beratungsunternehmens Konstanzer Seminare, mit einer Idee für ein gemeinnütziges Projekt an die Öffentlichkeit getreten. Das Konzept: Coaches sollen Langzeitarbeitslose ehrenamtlich vier Stunden pro Monat beraten. managerSeminare hat nachgefragt, was aus der Aktion geworden ist.

Herr Dehner, es ist nun schon einige Monate her, dass Sie das Projekt 'Ehrenamtliches Coaching von Langzeitarbeitslosen' angestoßen haben. Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf?

Ulrich Dehner: Nicht ganz. Zunächst war ich überrascht, wie gut die Sache anlief, denn viele Kollegen, die ich angemailt habe, waren sofort bereit, mitzumachen. Im Moment sind 215 Coaches dabei. Wobei ich sagen muss: Einige sind schon wieder abgesprungen und das hauptsächlich deshalb, weil die Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen oft nicht funktioniert. Mit diesen Schwierigkeiten habe ich - ehrlich gesagt - nicht gerechnet.

Ihre Idee war ja: Die Arbeitsagenturen vermitteln den Coaches Langzeitarbeitslose - und das funktioniert nun nicht?

Ulrich Dehner: Das klappt in vielen Fällen nicht, weil die Agenturen nicht mitspielen. Wir hatten vorher Kontakt zur Nürnberger Zentrale aufgenommen, und dort war man der Meinung, es sei am besten, wenn sich die Coaches gleich persönlich an die einzelnen Agenturen vor Ort wenden. Das hat sich aber in vielen Fällen als Flop erwiesen. Ich habe mehrere Briefe von Coaches bekommen, denen schlicht der Kragen geplatzt ist. Das muss man sich mal vorstellen: Um eine ehrenamtliche Leistung an den Mann zu bringen, haben sie sich die Finger wund telefoniert, haben vielleicht gesagt bekommen: 'Das ist eine gute Idee' - nur um dann nie wieder etwas von der Arbeitsagentur zu hören. Oder sie sind gleich mit dem Argument 'Brauchen wir nicht' abgeschmettert worden. Manche sind sogar regelrecht beschuldigt worden.

Inwiefern?

Ulrich Dehner: Im Sinne von: 'Das können Sie uns jetzt nicht erzählen, dass Sie das nicht auch aus Eigennutz machen wollen.' Kurzum: Es gibt da einen großen Argwohn, dass die Coaches auf heimtückische Weise eben doch Geld verdienen wollen. Darüber hinaus hat es sich generell als schwierig erwiesen, überhaupt an die Langzeitarbeitslosen heranzukommen, weil die Arbeitsagenturen für diese - was ich vorher nicht wusste - teilweise gar nicht zuständig sind. Wir hier von den Konstanzer Seminaren haben uns mit dem örtlichen Arbeitsamt dann darauf geeinigt, dass wir auch Personen coachen, die zwar erst ein paar Monate Arbeit suchend sind, aber dringend Unterstützung brauchen und kein Geld haben.

Wie erfolgreich läuft die Zusammenarbeit zwischen den Coaches und Arbeitslosen?

Ulrich Dehner: Die Erfahrungen sind gemischt. Manche Kollegen sagen mir, es läuft ganz gut und sie hätten auch etwas bewegen können. Vor allem, was die Stärkung des Selbstbewusstseins der Klienten betrifft. Nach einigen Monaten Arbeitslosigkeit, zig Bewerbungen und Absagen geht das Selbstbewusstsein bei vielen nun einmal in den Keller. Es wieder aufzubauen, ist etwas, was man als Coach gut kann. Es gibt sogar einige Kollegen, die sagen, dass sie ihre Coachees wieder in Arbeit gebracht haben. Ein Berater hat z.B. eine Frau gecoacht, die kurz vor Hartz IV stand und sich jetzt recht erfolgreich selbstständig gemacht hat. Das Coaching war zumindest hilfreich, weil es ihr Mut gemacht hat, die Dinge in die Hand zu nehmen. Doch was die Langzeitarbeitslosen angeht, mussten viele Kollegen erkennen, dass sie da an Menschen geraten sind, die eigentlich eher eine Therapie bräuchten als ein Coaching. Unter den Langzeitarbeitslosen sind viele, bei denen man mit Coaching überhaupt nichts ausrichten kann. Da ist man als Coach mit seinem Repertoire und Zeitbudget schnell überfordert. Zum Teil sind die Arbeitslosen auch sehr passiv. Und Coaching funktioniert bekanntlich ja nur dann, wenn der Coachee aus freiem Willen mitmacht...

Sind Sie vielleicht zu naiv an die Sache herangegangen?

Ulrich Dehner: Na ja, so kann man’s auch wieder nicht sagen. Mir war durchaus klar, dass man nicht alle Langzeitarbeitslosen coachen kann. Aber ich bin davon ausgegangen, dass die Arbeitsagenturen als Filter fungieren und die Personen vorab ausklammern, bei denen ein Coaching ohnehin keinen Sinn hat. Gedacht war ja: Wir coachen die, bei denen die echte Chance besteht, dass damit etwas bewirkt werden kann.

Was wollen Sie tun, um doch noch eine bessere Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen zu erreichen?

Ulrich Dehner: Ich bin gerade dabei, ein Anschreiben mit Ausschnitten aus den kritischen Rückmeldungen der Coaches zusammenzustellen. Das will ich an die Hauptverwaltung schicken. Ich denke nämlich, es wäre besser, Nürnberg würde uns doch unterstützen und bei den Agenturen vor Ort einführen. Zusätzlich werden wir aber auch die Möglichkeiten verbessern, sich als Arbeitsloser direkt an einen der Berater zu wenden. Publik gemacht haben wir das Projekt vielerorts über die lokale Presse und wir können grundsätzlich durch Internetrecherche gefunden werden. Bisher sind die Coaches allerdings nur mit ihrem Namen auf unserer Homepage www.coachingfuerarbeit.de gelistet. Nun wollen wir auch direkte Kontaktmöglichkeiten angeben.
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