Sinnerleben in der Arbeitswelt

Erfüllt ohne Purpose

Sinn ist in. Der Purpose – verstanden als übergeordneter nobler Zweck eines Unternehmens – gilt neuerdings als der heilige Gral der Arbeitswelt. Vor allem viele New-Work-Bewegte werden nicht müde, zu betonen: Ein Job ohne Purpose ist ein Bullshit-Job. Doch stimmt das eigentlich? Fühlen wir uns erfüllter, wenn unser Job einen übergeordneten Sinn hat? 
 
 

Fühlen wir uns erfüllter, wenn unser Job einen Sinn hat?

Der Autor unseres diesmaligen Titelthemas meldet Zweifel an, ja mehr noch: Ingo Hamm, Professor für Wirtschaftspsychologie, widerspricht dem Sinn des An-den-Sinn-Glaubens und Herausposaunens desselben. Er erklärt: Ein Mensch, der bei einer Organisation arbeitet, die sich ernsthaft für einen guten Zweck einsetzt, kann mit seinem Job zutiefst unzufrieden sein und ihn sinnlos finden. Gleichzeitig kann ein Mensch, der in einer Waffenfabrik arbeitet, zutiefst glücklich und sinnerfüllt sein – so amoralisch das klingen mag. 
 
Woran das liegt? Daran, dass Menschen, psychologisch betrachtet, ihr Sinngefühl aus etwas anderem ziehen als aus großen philosophischen und moralischen Warum-Fragen. Sie empfinden Sinn, weil sie in einer Tätigkeit, die zu ihnen passt, aufgehen. Weil sie bei der Arbeit Selbstwirksamkeit erleben. Weil der Job an ihre Werte andockt. Wichtiger also als einen übergeordneten Purpose zu propagieren, ist, Menschen dabei zu helfen, ein besseres Gespür dafür zu bekommen, was für sie, jenseits der großen Sinnfrage, wirklich zählt. Eine Haltung, die dem zuträglich ist, ist laut Hamm die des Existenzialismus. Welche Fragen und Einsichten damit in den Fokus rücken, erklärt er in dem diesmaligen Titelthema von managerSeminare.
 
Dass der Purpose eines Unternehmens für das Sinnerleben des Einzelnen nicht zwangsweise nötig ist, heißt im Übrigen nicht, dass eine Werteorientierung von Unternehmen unnötig ist. Kundinnen und Kunden kaufen nämlich längst nicht mehr nur Produkte oder Dienstleistungen, sondern sie entscheiden sich mindestens genauso und manchmal sogar noch mehr für die Werte, die dahinterstehen. Diese Entwicklung ist so bedeutend wie robust, dass man sie als eine der wichtigsten Businesstrends überhaupt bezeichnen kann. Aus Vertriebsperspektive betrachtet ist sie sogar eine Art Megatrend, meint Andreas Buhr. Allerdings ist sie nicht die einzige Entwicklung, die massiv auf den Vertrieb wirkt. Es gibt weitere Megatrends, die Buhr in seinem Artikel darlegt. Alle haben einen unterschiedlichen, aber gleichsam starken Impact. Und für alle gilt: Unternehmen, die sie ignorieren, werden verlieren – Umsatz, Kunden und im Worst Case sogar ihre Wettbewerbsfähigkeit.
 
Alle Themen der Ausgabe auf einen Blick:
Viel Spaß beim Lesen und viel Erkenntnisgewinn!
 
 
 

Der Beitrag wurde geschrieben von

Nicole Bußmann
Nicole Bußmann, Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
21.01.2022
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