Führung meets Coaching
Führung meets Coaching

Wer schreibt, der bleibt am Ball

Martin Wehrle erklärt, wie sich die Chance deutlich erhöhen lässt, dass das Gegenüber gemeinsam getroffene Absprachen einhält und im Gespräch entwickelte Vorsätze umsetzt.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Da haben Sie, vielleicht zum Jahresende, ein langes Gespräch mit einer Mitarbeiterin geführt und sind mit ihr zu wichtigen Erkenntnissen gelangt, was sie anders machen sollte und was es unbedingt anzupacken gilt. Sie sind hochzufrieden mit dem Ergebnis. Doch der Dämpfer folgt in den nächsten Wochen und Monaten. Denn Sie stellen fest, von „anders“ oder „anpacken“ fehlt jede Spur: Die Dinge laufen weiter wie bisher. Den theoretischen Erkenntnissen folgen keine Taten in der Praxis. Im Coaching nennt man das einen „mangelnden Praxistransfer“.

Wie kommt es, dass so viele Vorsätze nicht umgesetzt und Absprachen nicht eingehalten werden? Selten kommt es dazu, weil es an gutem Willen fehlt. Und oft kommt es dazu, weil sich der Fokus im Alltag wieder zerstreut. Andere Dinge kommen dazwischen. Und mit jedem neuen Vorgang, jedem neuen Gedanken, der in die Aufgaben-Schublade des Kopfes gepackt wird, rutscht das Besprochene weiter nach hinten, bis es schließlich aus dem Bewusstsein verschwindet.

Also braucht es einen Weg, damit das Besprochene und Abgesprochene länger und nachhaltiger im Kopf bleibt. Ein guter Weg führt über die Schriftform. Bezogen auf das obige Beispiel könnte das heißen: Die Führungskraft bietet der Mitarbeiterin an, nach dem Gespräch das Ergebnis noch mal zusammenzufassen und ihr die Zusammenfassung zu schicken. Das ist auf den ersten Blick keine schlechte Idee, denn so wird das mündlich Besprochene aufs Papier gebannt und damit verbindlicher. Aber das ist auch keine gute Idee, denn wer ist in diesem Fall die Aktive? Nicht die Mitarbeiterin, sondern die Führungskraft. Und wer das Gefühl hat, dass sich die Führungskraft schon um die Sache kümmert, der wird nicht gerade zu großer Eigeninitiative animiert.

Empfehlenswert ist daher eine Methode, die sich auch für den Praxistransfer im Coaching bewährt hat: Das Gegenüber wird gebeten, die Erkenntnisse und Handlungsvereinbarungen des Gesprächs selbst zusammenzufassen. Die Führungskraft im Beispiel könnte dann etwa sagen: „Ich finde, wir haben in unserem Gespräch ein paar wichtige Punkte herausgearbeitet. Das kann eine Richtschnur für die nächsten Schritte sein. Und damit wir das im Auge behalten, bitte ich dich, die wichtigsten Ergebnisse noch mal kurz schriftlich zusammenzufassen und mir zu mailen. Ich lese das dann durch, ergänze vielleicht noch etwas und gebe dir dann eine kurze Rückmeldung.“

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So wird etwas Kostbares initiiert: Denn wenn die Mitarbeiterin das Gespräch in Gedanken noch einmal durchgeht, die Inhalte sortiert und die wichtigsten Punkte schriftlich festhält, verfestigen sich diese in ihrem Gedächtnis und erlangen eine größere Verbindlichkeit. Zudem eröffnet sich für sie so die Chance, in dem Dokument nachzulesen, sollte ihr etwas entfallen. Andersherum kann sich die Führungskraft aufs Dokument beziehen, zum Beispiel in einem Folgegespräch.

Wie heißt es so schön: Wer schreibt, der bleibt. Und in diesem Fall ließe sich hinzufügen – am Ball, statt eine Sache schnell aus dem Auge zu verlieren.

Der Autor: Martin Wehrle ist Karrierecoach und Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg. Sein aktuelles Fachbuch heißt „Die Coaching-Schatzkiste“. Kontakt: www.karriereberater-akademie.de

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