Learntec 2013

Digitale Relevanz statt digitale Demenz

„Digitale Medien machen uns dumm“ - seit Manfred Spitzers Buch „Digitale Demenz“ steht diese These im Raum. Die Messe Learntec, seit über 20 Jahren dem Thema computergestütztes Lernen verschrieben, wollte die Botschaft des Hirnforschers nicht unkommentiert lassen. Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Digitale Relevanz“ setzte sie einen Kontrapunkt.





Auch wenn die Veröffentlichung von Manfred Spitzer und die damit kolportierten Botschaften ("Digitale Medien machen dick, dumm und einsam") den Learntec-Machern kaum gefallen haben können, boten sie doch eine Steilvorlage, um zu kontern. Und diese nutzte die Kongressmesse Ende Januar 2013 in Karlsruhe. Geladen waren Zukunftsforscher Gerhard de Haan von der Freien Universität Berlin und der Medienwissenschaftler Peter Vorderer von der Universität Mannheim, um die Frage zu klären, wie sich das Lernen der Zukunft sinnvoll gestalten lässt.

Die beiden Professoren plädierten für einen entspannten Umgang mit den digitalen Medien. Übermächtige Effekte seien weder im positiven noch im negativen Sinne zu erwarten. Zwar würden manche Kompetenzen an Bedeutung verlieren, etwa das deklarative Faktenwissen. Dafür aber würden die digitalen Medien neue Kompetenzen schulen, etwa die Fähigkeit zur Problemlösung und das Erkennen von Zusammenhängen. Digitale Medien, so zeigten sich die Wissenschaftler überzeugt, bieten in der Bildung einige Vorteile: So sei eine stärkere Individualisierung des Lernstoffs möglich, man könne Unsichtbares sichtbar machen und habe die Lernform der Simulation. Eine Fähigkeit wird nach Einschätzung der beiden Professoren in der Lernwelt der Zukunft jedoch stets wichtiger: die Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen. Sie wird zukunftsrelevant werden.

Insgesamt verlief die Diskussion ohne große Aufregung. Einer Fachmesse zum Thema Bildungstechnologie angemessen wurde sich differenziert mit dem Sujet auseinandergesetzt. Von einer Gegnerschaft zu Spitzer wollte Kongressbeirat Peter Henning daher auch nicht sprechen. „Das Thema ist für die Messe wichtig, weil Spitzer mit seinem Buch eine grundsätzliche Diskussion angestoßen hat. Der Erfolg von Spitzer belegt, dass es diesbezüglich in unserer Gesellschaft grundlegende Ängste und Bedenken gibt. Die müssen wir aufnehmen, diskutieren - und, wenn möglich, entkräften", zeigte sich der Informatik-Professor überzeugt. Die Zuspitzung auf das Schlagwort "Digitale Relevanz" in Abgrenzung zur "Digitalen Relevanz" brachte dennoch Aufmerksamkeit und volle Stuhlreihen im Bildungsforum. Damit war der Learntec gelungen, was viele andere Bildungsmessen vermissen lassen: gesellschaftsrelevante Fragestellungen aufzugreifen und Position zu beziehen.

18.02.2013
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