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Trendanalyse Weiterbildung

Im Sommer 2008 demonstrierte die Weiterbildungsbranche noch Stärke. Mehr Aufträge, höhere Honorare und Mitarbeitereinstellungen vermeldeten die Anbieter. Gleichzeitig spürten Institute wie Einzeltrainer aber deutlicheren Druck, die Wirtschaftlichkeit ihrer Weiterbildungen nachzuweisen. Auf diesen reagierten sie mit individuelleren und kompakteren Angeboten. Eine Taktik, die auch in der Rezession Erfolg versprechen dürfte.

Die Auftragsbücher waren gut gefüllt, neue Mitarbeiter wurden eingestellt und sogar die Honorarsätze zogen wieder an – im Sommer 2008 präsentierte sich die Weiterbildungsbranche noch in robuster Verfassung. Das zeigen die Ergebnisse der 13. Trendanalyse des Bonner Fachverlags managerSeminare, an der 324 Trainer und 62 Unternehmen teilgenommen haben. 15 Prozent der befragten Weiterbildungsanbieter gaben an, dass sich ihre Mitarbeiterzahl erhöht bzw. stark erhöht hat, lediglich knapp fünf Prozent bauten Personal ab. Schließt man die marktdominierenden Einzeltrainer aus, stellten sogar knapp 40 Prozent der Weiterbildner Personal ein. Wobei sich kleine Anbieter mit einer Hand voll Mitarbeiter ebenso einstellungsfreudig zeigten wie große Institute mit über 50 festen Angestellten. Somit verzeichnete die Branche das dritte Jahr in Folge einen Beschäftigungszuwachs.

Über vollere Auftragsbücher als im Vorjahr konnten sich rund 54 Prozent der befragten Weiterbildungsanbieter freuen, lediglich 17 Prozent verzeichneten einen Auftragsrückgang (siehe Abb. links unten). Damit wurden zwar nicht mehr ganz die hohen Werte des Vorjahres erreicht. Vor dem Hintergrund, dass das starke Auftragswachstum in den Vorjahren zu einem guten Teil auf Nachholeffekte aus dem Krisenzeitraum 2001 bis 2003 zurückzuführen ist, erscheint eine leichte Abschwächung des Wachstums aber nur normal.

Der Trend: Intensive Weiterbildung für Wenige

Trotz der insgesamt guten Zahlen sucht man vergeblich nach Euphorie. Fast hat es den Anschein, als hätte die Branche bereits im Juli 2008 (Umfragezeitraum) die aufziehenden schwereren Zeiten kommen sehen. Betont nüchtern und geschäftsmäßig fallen die Kommentare der befragten Trainer aus. Tenor: Wo Licht ist, ist auch Schatten. 'Es gibt wieder mehr Führungskräfteentwicklung und mehr aufbauende Qualifizierungsprozesse' und 'Coaching am Arbeitsplatz nimmt zu', lauten etwa zwei typische Teilnehmer-Statements. Im Umkehrschluss heißt das: Die Unternehmen schulen gezielter. 'Individuelle, auf persönliche Bedarfe bezogene Inhalte kombiniert mit Einzelgespräch und Coaching – auch bei offenen Seminaren', definiert die Personalentwicklerin eines Nahrungsmittelkonzerns die Parameter moderner betrieblicher Maßnahmen. Für die Weiterbildner bedeutet diese Entwicklung zusätzlichen Arbeitsaufwand. Für Vor- und Nachbereitung der Tranings muss mehr Zeit investiert werden.

Vor diesem Hintergrund relativiert sich die deutlich verbesserte Honorarsituation der Trainer. Beinahe jeder dritte Weiterbildungsanbieter konnte höhere Honorarsätze bei seinen Auftraggebern durchsetzen (Vorjahr: 23,5 Prozent), lediglich sechs Prozent sahen sich veranlasst, diese zu senken (Vorjahr: 15 Prozent). 'Kunden akzeptieren bei konkretem Nutzen höhere Honorare', konstatiert ein Trainer mit Schwerpunkt Verkauf.

Der Hauptgrund für den Wunsch nach einer konkreten Nutzenargumentation dürfte die bereits sprichwörtliche Legitimationskrise der Personalfunktion sein: Personalentwicklung sieht sich nach wie vor oft einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt, wie die Umfrageteilnehmer bestätigen. Dieser Druck wird 1:1 an die externen Dienstleister weitergegeben. 'Die Kosten werden genauer beleuchtet – die Sensibilisierung hinsichtlich Aufwand und Ertrag ist gestiegen', so die Erfahrung einer Trainerin. In der Rezession dürfte der Nutzenaspekt noch stärker in den Fokus der Weiterbildungseinkäufer rücken.

Auch Teilnehmer wünschen kompakte Weiterbildung

Im Fahrwasser der Entwicklung hin zu mehr Wirtschaftlichkeit in der Weiterbildung scheint es zwangsläufig, dass sich die Zeiten für Seminare und Trainings weiter verkürzen. 'Was früher ein 5-Tage-Training war, soll heute ein 3-Tage-Training sein', stellt eine Trainerin fest. Rund 36 Prozent der durchgeführten Seminare dauern inzwischen lediglich einen Tag oder sind noch kürzer. Nur noch jede zehnte Veranstaltung ist auf mehr als drei Tage angesetzt.
Dieser Trend zum Kürzen ist nicht nur dem Wunsch der Unternehmen geschuldet, die teure Abwesenheit der Mitarbeiter vom Arbeitsplatz zu reduzieren, wie der Leiter eines Bildungswerks feststellt: 'Auch die Teilnehmer selbst sind nicht mehr bereit, viel Zeit zu investieren, seit die Organisationen Weiterbildung verstärkt in die Freizeit der Mitarbeiter verlagern.'

Autor(en): (Jürgen Graf)
Quelle: Training aktuell 01/09, Januar 2009
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