Wie es ist, Menschen aus verschiedenen Kulturen zu führen, davon vermitteln die vielseitigen Beiträge dieses Buches einen lebendigen Eindruck. Die knapp 30 Autoren bearbeiten das Thema sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praxisorientierter Perspektive. In sieben Interviews beschreiben Führungskräfte, wie interkulturelle Führung in verschiedenen Feldern wie Politik, global agierenden Konzernen und einem Zirkus aussehen kann. Daneben machen die Beschreibungen deutlich, wie unterschiedlich Zusammenarbeit in Ländern wie Russland, China, Indien oder Japan funktioniert.
In den Beiträgen zu den Grundlagen interkultureller Führung werden die gängigen Konzepte interkultureller Kommunikation vorgestellt. Die Studien von Edward T. Hall, Geert Hofstede und Fons Trompenaars beschreiben vor allem die Dimensionen von Kultur: Diese sind zwar nicht sichtbar und weitgehend unbewusst, dafür aber prägend für das individuelle Verhalten. Beispiele hierfür sind die Einstellung zu Raum, Zeit, zur Individualität beziehungsweise dem Kollektiv oder dem Stil der Kommunikation.
Für das Erlernen interkultureller Kompetenzen reicht es nach Meinung der Autoren nicht aus, sich im Ausland aufzuhalten und Erfahrungen mit anderen Kulturen zu sammeln. Für Führungskräfte sei es stattdessen wichtig, sich in einem Führungskräfte-Training oder einem 'Cultural Awareness Coaching' der eigenen unbewussten Werte und Vorstellungen bewusst zu werden, um zu lernen, in kritischen Situationen ein individuell passendes Verhalten zu entwickeln.
Manager sollten die Herausforderung interkultureller Führung als persönlichen Lernprozess begreifen, damit die globale Diversity zum viel beschworenen Wettbewerbsvorteil werden kann statt zum meist zu beobachtenden 'Sand im Getriebe'.
TA-Fazit: Ein interessantes und vielseitiges Buch für Führungskräfte und Berater, die zum Thema interkulturelle Führung arbeiten.
Hubert KuhnConnie Vogt (Hrsg.): Interkulturell führen, 293 S., geb., Gabal Verlag, Offenbach 2009, 47 Euro