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Rezension: Förderungsprogramme

Entwicklungsprogramme für Führungskräfte kosten Geld - sehr viel Geld. Sie sind meist groß angelegt, d.h. sie haben eine Laufzeit über mehrere Jahre, werden von der Trainerelite durchgeführt und verschlingen so zwangsläufig Unsummen an Euro. Grund genug, die einschlägigen Programme der Führungskräftequalifizierung kritisch unter die Lupe zu nehmen. Denn nur was effektiv und fachlich haltbar ist, lässt sich dem Finanzvorstand gegenüber rechtfertigen.

Rolf Th. Stiefel setzt in seinem Handbuch 'Förderungsprogramme' die Lupe besonders kritisch an und lässt an so manch arrivierten Maßnahmen der Personalentwicklung kaum ein gutes Haar. Insbesondere das klassische Assessment- bzw. Development-Center und der Portfolioansatz der Potenzialmessung rufen bei ihm deutlich Ablehnung hervor. Mit fachlichen bzw. empirischen Argumenten geht der Autor dabei recht sparsam um - ganz im Gegensatz zu polemischen Stereotypen als Mittel der Begründung seiner Thesen. 'Misstrauen Sie zutiefst den klassischen AC-Psychologen' fordert er beispielsweise und unterstellt im Zusammenhang mit der üblichen Praxis der Potenzialeinschätzung, dass diese 'mehr der Identität der Psychologen als der personellen Zukunftssicherung in Ihrem Unternehmen dient'.

Nützlich an dieser unverhohlenen Schelte ist lediglich, dass sich der Leser zu einer gedanklichen Dialektik genötigt sieht, um sich mit fachlichen Argumenten von den Standpunkten des Autors abzugrenzen. Schade eigentlich, denn Rolf Th. Stiefel hat in seinem Handbuch viele Facetten zum Thema Förderungsprogramme beleuchtet und gut lesbar zusammengetragen. Ein wenig mehr persönliche Zurückhaltung und beweiskräftige Argumente würden dem Inhalt und Aufbau des Buches zu mehr Glanz verhelfen. Nachdem eingangs der Stellenwert von Förderprogrammen in der Personalentwicklung erläutert wurde, folgt ein Kapitel über Design-Aspekte wie z.B. Entrepreneurship-Programme, MBA-Trainee-Programme und Action-Learning-Modelle. Anschließend schenkt der Autor verschiedenen Systemen der Nominierung, Zulassung und Auswahl von Nachwuchskräften besondere Beachtung, um im nächsten Schritt individuelle Lernstrategien unter Berücksichtigung der Selbststeuerungsfähigkeit zu thematisieren. Der größte Nutzen für den Praktiker in der Personalentwicklung wird sicherlich in der ausführlichen Darstellung von Praxisbeispielen sowie in den Übungs- und Arbeitsmaterialien liegen, die gemeinsam mit einer gelungenen Literaturkommentierung als polemikfreie Zone das Buch beschließen.

Fazit: Ein Buch, das provoziert und im besten Falle den Leser zur eigenen Meinungsbildung anregt - vorausgesetzt, genügend Vorkenntnisse und praktische Erfahrungen sind vorhanden.

Von Rolf Th. Stiefel, 431 S., geb., Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2003, ISBN 3-9310-8542-2, 49,80 Euro.
Autor(en): (Michael Merz)
Quelle: Training aktuell 01/05, Januar 2005
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