Neues System durchforstet Lehrvideos nach Inhalten

Die Möglichkeit, ganze Vorlesungsreihen auf Video aufzunehmen und den Lernenden via Internet zur Verfügung zu stellen, erfreut sich wachsender Beliebtheit: Immer mehr Hochschulen und Bildungseinrichtungen bieten digitale Bibliotheken mit Vorlesungs- und Schulungsvideos an. Doch wer auf der Suche nach speziellen Inhalten oder Unterthemen ist, muss meist Zeit und Geduld mitbringen: Gilt es doch, die in der Regel ca. 90-minütigen Aufzeichnungen bis zu dem Abschnitt durchzusehen, der wirklich interessant ist.

Für Abhilfe will ein Forscherteam vom Institut für Informatik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sorgen: Die Wissenschaftler haben ein System entwickelt, das Videomitschnitte mit inhaltsbezogenen Metadaten ausstattet und anschließend eine inhaltsbasierte Recherche ermöglicht - und zwar automatisch, ohne dass die Videos aufwendig per Hand verschlagwortet und mit einem Index versehen werden müssen. Der Name: Osotis - eine Anlehnung an das griechische Wort Myosotis, 'Vergissmeinnicht'.

'Alles, was Osotis braucht, sind die Vorlesungsaufzeichnungen und die Powerpoint-Folien des Vortragenden', erklärt Christian Hellfritzsch, einer der Entwickler. 'Diese Daten werden synchronisiert bzw. die Inhalte der Folien mit den einzelnen Videosequenzen verbunden.' Der Nutzer kann dann wie bei einer Internetsuchmaschine ein Schlagwort eingeben, und das System liefert ihm eine Liste von relevanten Videoabschnitten.

Eine Testversion von Osotis steht unter www.osotis.de zur Verfügung: Der Datenpool besteht aus über 500 Videos, die u.a. aus den Fachbereichen Informatik und Psychologie der Universität Jena stammen. Wann das System marktfähig ist, kann Christian Hellfritzsch noch nicht mit Bestimmtheit sagen: 'Wir hoffen aber, dass es in der zweiten Jahreshälfte soweit ist.'