Reflexion

Konfliktberatung
Konfliktberatung

Management by Mediation

Wird Konfliktberatung in Organisationen als reine Problemlösung verstanden, verlangt das Beraterinnen und Beratern einiges ab. Nicht zuletzt, was das eigene Rollen- und Werteverständnis angeht. Mediator Stephan Krahe gibt einen Einblick in das entstehende Spannungsfeld – und plädiert für ein neues Verständnis der innerbetrieblichen Konfliktvermittlung.

Mediatorinnen und Mediatoren kennen das nur allzu gut: Konflikte in Organisationen werden von den Verantwortlichen bereits in der Auftragsklärung nicht immer als solche erkannt und benannt. Stattdessen werden die üblichen Beratungsanlässe wie Kundenunzufriedenheit, sinkende Umsätze, erhöhte Reibungsverluste zwischen Abteilungen oder schlechte Stimmung im Team vordergründig einem bestimmten Anlass zugesprochen. Hinter dem steckt dann die Erwartung, über klassische Interventionsinstrumente wie Machtausübung oder Änderung von Strukturen und Prozessen das „Problem schnell aus der Welt zu schaffen“. Im Beratungsprozess zeigt sich jedoch bald, dass ohne eine professionelle Bearbeitung der dahinter liegenden Konflikte ein nachhaltiger Projekterfolg kaum möglich ist. Beratende tun daher gut daran, hierfür das methodische Instrumentarium der Organisationsentwicklung anzuwenden, zu dem ich auch die verschiedenen Varianten der Konfliktanalyse und -bearbeitung zähle, also etwa das Konfliktklärungsgespräch, die Harvard-Methode, die Supervision oder die Mediation.

Missverständnisse auf beiden Seiten

Doch auch anders herum kommt es oftmals zu Überraschungen: Die ursprünglich als Mediation in Auftrag gegebene Intervention entpuppt sich als tiefsitzendes strukturelles, kulturelles oder personenbezogenes Problem, das über das klassische Stufenschema nicht ausreichend erfasst werden kann. Eine schnelle Lösung des Konflikts als Entscheidung per Dekret hat geringe Halbwertszeiten und verschärft die Belastung für alle Seiten. Dazu kommt, dass auch die klassischen Konfliktanlaufstellen im Betrieb – Personalmanagement, Betriebsrat, Gesundheitsmanagement, Sozialberatung oder Rechtsabteilung – mit der Handhabung komplexer Konflikte oft überfordert sind.

Die ursprünglich als Mediation in Auftrag gegebene Intervention entpuppt sich häufig als tiefsitzendes strukturelles, kulturelles oder personenbezogenes Problem, das über das klassische Stufenschema nicht ausreichend erfasst werden kann.

Anfang 2022 habe ich gemeinsam mit anderen erfahrenen Mediatorinnen und Mediatoren zu dieser Thematik einen Workshop für den Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt (BMWA) mit rund 60 Teilnehmenden durchgeführt. Eine Wortwolke, die die Antworten zu der Frage „Welche unterschiedlichen Rollen nimmst du in Mediationssituationen ein?“ abbildete, zeigte dabei knapp 80 verschiedene Begriffe. Das spiegelt die Vielfalt der gefühlten Erwartungen und Rollenwahrnehmungen wider: von vielgenannten Rollen wie Vermittler, Mediatorin, Coach und Zuhörer erstreckte sich das Feld über Moderator, Berater und Dompteurin bis hin zu Ermutiger, Mülleimer, Dolmetscher und Organisatorin.

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