Reflexion

Kolumne
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Raus aus der Tretmühle

Viele kleine Projekte, weit entfernte Coachings, komplexe Jobs – Trainer, Beraterinnen und Coachs fühlen sich schnell mal wie in einer Tretmühle. Wenn Überforderung droht, empfiehlt es sich, einen Schritt zurückzutreten und durchzuatmen, um dann den Kurs bewusst zu korrigieren.

„Ich habe gut zu tun, aber meine Engagements laufen nicht, wie sie sollen, weil mir alles über den Kopf wächst. Viele Kleinprojekte und Trainings, die mich über Wasser halten, aber zu wenig einbringen. Ein richtiges Beratungsprojekt will keiner, und Executive Coachings sind zu selten oder zu weit weg. Permanent bin ich auf Achse und habe kaum Zeit für die Familie oder Sport. Und wenn ich mal zur Ruhe kommen könnte, geht mir das ganze Chaos nicht aus dem Sinn.“

Als ich das im Mentoring hörte, war mir eines sofort klar: Schnelle Hilfe musste her, bevor sich der Kollege der dauerhaften Verbesserung seiner Situation zuwenden kann. Ich nenne solche Akutreaktionen „adaptive Maßnahmen“, und deren erste Regel lautet: unbedingt entspannen! Das sagte ich auch dem Kollegen: „Die Basis von Stress ist meistens, dass man glaubt, mehr schaffen zu müssen, als man kann. Wenn du in deinen Arbeitstag einen Halbtagsworkshop packst, zwei Akquisecalls und zwei Statusmeetings, musst du dich nicht wundern, dass dir die Puste ausgeht. Ganz zu schweigen davon, dass du garantiert keine Performance lieferst und weder dir noch dem Kunden einen Gefallen tust.“

Also riet ich dem Kollegen zwei, drei Tage auszuspannen und die Kunden und Klientinnen anzurufen, dass er gesundheitlich für kurze Zeit ausfällt. Auch eine mentale Ursache ist ernst zu nehmen, obwohl unser Arbeitsethos das eigentlich nicht zulassen will. In so einer Situation ist es völlig egal, ob man im Wald spaziert oder Asterix-Hefte liest. Hauptsache, man kommt erst mal zur Ruhe. Das gibt dann auch den Raum für Schritt Nummer zwei: korrektive Maßnahmen. Raus aus den diffusen Gefühlen, rein in klare Statements. Was ist ein wirkliches Problem, und was hat bloß den Anschein?

Es gilt, klare Prioritäten zu setzen und sich daran zu halten, auch wenn einem der Impuls etwas anderes einflüstern will.

Raus aus den diffusen Gefühlen

Unter Stress setzen können Gedanken wie: „Wenn ich den Workshop schlecht vorbereite, brauche ich für das Projekt länger als nötig.“, „Wenn ich das Statusmeeting absage, hält man mich für unzuverlässig.“, „Wenn ich mich sonntags mit Charts rumquäle, statt mit meinem Sohn zu spielen, verliere ich die Bindung zu ihm.“ Doch wie findet man heraus, was davon wirklich ein Problem ist? Ich riet dem Kollegen, das unbedingt schriftlich zu machen, um schnell zu entlarven, was kein echtes Problem ist, und klar zu sehen, was er anpacken muss.

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Danach kommt Schritt drei: präventive Maßnahmen. Was kann man dauerhaft ändern? Schluss mit komplexen Jobs für vierstellige Honorare? Mehr regionales Marketing, um Trainings und Coachings stärker in Wohnortnähe anzubieten? Keine Termine mehr ab Freitagmittag, um Zeit für die Familie zu haben? Was immer es ist: Es gilt, klare Prioritäten zu setzen und sich daran zu halten, auch wenn einem der Impuls etwas anderes einflüstern will. So kommt man aus der Tretmühle sicher wieder raus!

Der Autor: Der Strategie- und Veränderungsexperte, Vortragsredner und Autor (jüngst: „Die Berater-Bibel“) Matthias Kolbusa berät Konzerne wie Daimler und die Telekom sowie High-Performance-Mittelständler. Als Kopf und Inhaber von Consulting Mastery teilt er sein Wissen in einer Online-Akademie, bei Live Events und in Vier-Augen-Coachings mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Kontakt: kolbusa.de

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