Reflexion

Denkimpuls
Denkimpuls

Konkurrenz belebt das Geschäft

Im heutigen Sprachgebrauch wird Konkurrenz häufig mit Wettbewerb gleichgesetzt. Warum der Konkurrenz damit Unrecht getan wird und welches Learning sich ergibt, wenn die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs herangezogen wird, erklärt Coach und Supervisor Horst Lempart in seinem diesmaligen Denkimpuls.

Eine Klientin von mir arbeitet als Sozialberaterin in einer Behörde – und zwar neuerdings zusammen mit einem Kollegen auf demselben Posten, den sie vorher alleine eingenommen hat. Sie kam ins Coaching, um Klarheit in ihre Rolle zu bekommen. Was sie besonders beschäftigte, war die neue Konkurrenz-Situation: Zu wem kommen die Klientinnen und Klienten eher? An welcher Stelle wird Kommunikation zum „Verkaufen/Anpreisen der eigenen Persönlichkeit“? Einerseits fand sie es sehr schmeichelhaft, wenn Klientinnen und Klienten zu ihr in die Beratung kamen, teilweise mit Wartezeiten. Die Nachfrage bestärkte sie in ihrer professionellen Rolle und Kompetenz. Andererseits hatte sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie mehr zu tun hatte als der Kollege. Es gab aber auch „Konjunktur-Tiefs“ bei ihr, während der Kollege alle Hände voll zu tun hatte. Ihre Befürchtung: „Wir machen uns da gegenseitig Konkurrenz. Das möchte ich nicht.“

Konkurrenz versus Wettbewerb

Tatsächlich stammt „Konkurrenz“ aus dem Lateinischen, gebildet aus dem Präfix „con“ (zusammen) und dem Verb „currere“ (laufen). Erst seit gut 100 Jahren verwenden wir die Begriffe Konkurrenz und Wettbewerb synonym. Wettbewerb wird dabei häufig auch mit „Wettkampf“ – vor allem beim Leistungsmessen im Sport – gleichgesetzt. Die „Wett(e)“ ist dabei der Einsatz, der Preis, mit dem ich in den Leistungsvergleich einsteige, mich bewerbe. Beim Wettbewerb gibt es Rangfolgen: Wer steht auf dem Siegertreppchen ganz oben? Wer hat den größten Umsatz, die meisten Kunden? Manchmal gibt es Gewinner und Verlierer – zum Beispiel bei einem Match wie Fußball oder Tennis. Man kann auch Kundinnen und Kunden an Wettbewerber „verlieren“.

„Konkurrenz“ stammt aus dem Lateinischen, gebildet aus dem Präfix „con“ (zusammen) und dem Verb „currere“ (laufen).

Ganz anders verhält es sich beim Kon-kurrieren im Sinne des Zusammen-Laufens: Man kann Wege gemeinsam laufen, wie eine Wander- oder Jogging-Gruppe. Man kann gemeinsam in ein Ziel einlaufen oder auch nacheinander. Wir sagen im Deutschen auch: „Wir bringen das miteinander ans Laufen.“ Besonders hilfreich war für die Klientin die Reflexion dieses Laufs: Was läuft zwischen uns beiden gut/weniger gut? Was geht miteinander oder auch alleine besser? Wo wollen wir hinlaufen – und wie gehen wir mit abweichenden Bedürfnissen und Zielen um? Das „Miteinander-Laufen“ erfordert eine Beziehungsklärung, da hier (mindestens) zwei Akteure zueinander in Beziehung stehen. Konkurrenz ermöglicht durch diese Klärung eine Art Spielplan für die Zusammenarbeit. Dieser ist besonders hilfreich in Konfliktsituationen – und nicht nur da: Tatsächlich belebt Konkurrenz das Geschäft, zumindest im Hinblick auf die inneren Angelegenheiten.

Der Autor: Horst Lempart ist Coach, Supervisor, Autor und Speaker mit eigener Praxis in Koblenz. Er bezeichnet sich selbst als „Der Persönlichkeitsstörer“. Zu seinen Kernthemen gehören: Persönlichkeitsentwicklung, Selbststeuerung und Wandel gestalten. Kontakt: horstlempart.de

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