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Bundesagentur für Arbeit: 'Schwarze Schafe werden wir aussortieren'

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus: 2005 stand die Behörde im Kreuzfeuer, weil sie ihr Budget für berufliche Weiterbildung massiv zurückgefahren hatte. Dieses Jahr begann mit einer Rüge vom Bundesrechnungshof: Er moniert, dass die Agentur nichts über die Wirksamkeit der von ihr bezahlten Weiterbildungsmaßnahmen sagen kann.

Training aktuell sprach mit John-Philip Hammersen, dem PR-Leiter der Bundesagentur für Arbeit über die Anschuldigungen, die Erwartungen und die Zukunft der geförderten Weiterbildung.

Der Bundesrechnungshof moniert in einem internen Bericht, dass die BA keine wirksame Qualitätsprüfung der Weiterbildungsanbieter durchführt. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

John-Philip Hammersen: Die Vorwürfe sind nicht gerechtfertigt. Der Bericht tut so, als gebe es keinerlei Bemühungen von unserer Seite, gute Weiterbildungsinstitute zu identifizieren. Doch das ist nicht wahr. Unter anderem haben wir seit 2004 die so genannten Fachkundigen Stellen eingerichtet. Sie zertifizieren Weiterbildungsinstitute, die unseren Qualitätskriterien entsprechen. Geld von uns bekommen nur noch solche Institute, die beispielsweise über ein leistungsfähiges Qualitätsmanagement-System verfügen.

Wie kann es trotzdem dazu kommen, dass fragwürdige Institute von der BA gefördert werden?

Hammersen: Zum Beispiel dadurch, dass ein Institut das Qualitätssiegel bekommt, aber danach in seiner Leistung deutlich absackt. Hier ist eine periodische Erneuerung der Zertifikate nötig, die wir auch angedacht haben. Wir müssen wissen, ob der Anbieter sein Niveau hält, ob wir die, die wir vor einem Jahr gut fanden, auch heute noch gut finden.

Wo liegen die Schwierigkeiten bei solchen Qualitätsprüfungen?

Hammersen: In den Dimensionen. Alles, was mit dem Thema Arbeitslosigkeit zu tun hat, hat gewaltige Dimensionen - so auch die Zahl der Weiterbildner, die wir unter die Lupe nehmen müssen. Vor ein paar Jahren gab es noch rund 60.ooo Anbieter von arbeitsamtgeförderten Maßnahmen. Heute sind es immerhin nur noch rund 30.000. Das zeigt doch auch, dass wir es bereits geschafft haben, Spreu von Weizen zu trennen. Aber auch die Kontrolle von 30.000 Instituten ist eine Mammutaufgabe, die wir nicht allein leisten können.

Woran liegt es, dass die BA mit dieser Aufgabe überfordert ist?

Hammersen: An unserer derzeitigen Situation und an unserer Personaldecke. Durch die internen Umstruktierungen und die Umstellung auf Hartz IV haben wir aktuell so viele Baustellen, da können wir keine zusätzlichen Leute abziehen und sagen: So, ihr prüft jetzt die Bildungsanbieter, und das auch noch mehrmals.

Wie ist es dann möglich, schlechte Anbieter schnell zu erkennen?

Hammersen: Wir sind auf die Hinweise der Arbeitssuchenden angewiesen. Wenn uns jemand sagt, 'der Kurs ist Schrott', dann ist das ein hilfreicher Hinweis. Und wenn wir sowas öfter hören, dann bekommt der Anbieter Probleme mit uns. Diese schwarzen Schafe werden wir aussortieren, indem wir sie von Ausschreibungen ausschließen.

Der Bundesrechnungshof rügt, dass die BA nicht die Erfolgsquoten einzelner Maßnahme benennen kann. Wo liegt das Problem?

Hammersen: In der wahnsinnigen Komplexität. Jeder Mensch hat eine andere Vita, andere Motivationen und andere Vorkenntnisse. Ganz zu schweigen von den großen regionalen Unterschieden. Eine Umschulung kann in einer Region sehr erfolgreich sein, weil eine Firma das nachfragt, in anderen Städten ist sie für die Katz. Trotzdem muss es unser Ziel sein, dass wir irgendwann mal sagen können, welche Maßnahme Aussicht auf Erfolg hat und welche die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich nur verlängern wird. Wir testen gerade ein Instrument, dass solche Aussagen erlaubt. Im Sommer erwarten wir die ersten Ergebnisse.

Was ist das langfristige Ziel dieser aufwendigen Analysen?

Hammersen: Wir wollen der Politik sagen können, welche Maßnahme was bringt. Und zwar nicht aus einem Bauchgefühl heraus, sondern wir wollen klar mit Zahlen belegen, welche Investitionen richtig sind. Die Politik muss dann entscheiden, welche Maßnahmen sie fortführt und welche nicht.
Autor(en): (com)
Quelle: Training aktuell 02/06, Februar 2006
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