Management

Unternehmensethik

Bloß nicht anfassen!

Ist die soziale Marktwirtschaft ein in die Jahre gekommener Anachronismus? Gewinnt auf globalen Märkten nur noch der Skrupellose vor dem Rücksichtslosen? Polemische Angriffe gegenüber Wirtschafts- und Unternehmensvertretern häufen sich. Die attackierten Führungskräfte reagieren auf die aufkeimende Wertediskussion bisher nur widerstrebend. Unternehmen, die nichts anderes zu bieten haben außer einer glänzenden Bilanz, bekommen jedoch massive Legitimationsprobleme - vor allem unter den eigenen Mitarbeitern. Dabei wirkt in wirtschaftlichen Umbruchzeiten ein gelebter Wertekonsens stabilisierend auf die Unternehmensentwicklung und den wirtschaftlichen Erfolg.
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'Vertrauen ist der Anfang von allem', umschmeichelt die sanftmütige Stimme allabendlich den Fernsehzuschauer. Weichgezeichnete Bilder nehmen uns gefangen vom jungen Mann, der seiner Auserwählten am See auf Knien den Heiratsantrag macht. Oder vom Freund und Mäzen, der den tollkühnen Ingenieur unterstützt, den Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Gut erinnern wir uns noch an den Namen, der mit diesem Vertrauen verbunden ist: 'Deutsche Bank'. Die Werbebotschaft kam rüber - und als Bumerang zurück. 'Vertrauen ist der Anfang vom Ende' hielten die um ihre Existenz bangenden Handwerker ebenso medienwirksam ihre Plakate vor der Frankfurter Zentrale des Banken-Primus in die Kameras. Das Schneider-Desaster wurde zum Paradebeispiel, wie das sorgfältig gepflegte Image einer ganzen Branche über Nacht zur nationalen Lachnummer mutierte. Ein Musterbeispiel gründlich mißglückter Öffentlichkeitsarbeit. Und doch viel mehr: Spätestens das Gerichtsverfahren offenbarte, daß gestandene Banker mit ihrem werbewirksam kommunizierten Anspruch vom Vertrauen einigermaßen überfordert schienen. Allzu naive Leutseligkeit und mangelndes Verantwortungsbewußtsein mußten sie sich jedenfalls vom Vorsitzenden Richter bescheinigen lassen.

Mit zunehmendem Sarkasmus registriert die Öffentlichkeit, wie Führungskräfte und Konzernspitzen mit ihrem Verhalten und ihrem Selbstverständnis bestehende Vorurteile nähren: Management und Moral schließen sich aus. Unsere Marktwirtschaft entwickelt sich zunehmend zum ethikfreien Raum, in dem Aktienkurse mehr zählen als soziale Stabilität und Renditen wichtiger sind als die optimale Erfüllung von Kundennutzen. Das Gros der Führungskräfte fügt sich ergeben in ihre offenbar unvermeidliche Rolle und bemüht sich erst gar nicht, die verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Die Frage nach ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung ist ihnen unangenehm. Lieber verschanzen sie sich hinter möglichst inhaltslosen Wortgebilden, argumentieren mit der 'Globalisierung' und der 'Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit', die inzwischen als Begründung für nahezu alle schwierigen und erklärungsbedürftigen Entscheidungen herhalten müssen…
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