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„Wer Coaching sagt, muss Coaching liefern“

In der Coachingszene klagt man gern darüber, wie sogenannte Pseudo-Coachs den Ruf der Branche gefährden, indem sie das Label Coaching auf jedes noch so hanebüchene Angebot kleben. Dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Coachingsverbandes dvct Lars-Peter Linke zufolge fehlt es den Wehklagen jedoch an Selbstreflexion. Statt die Schuld im Außen zu suchen, sollten sich auch Anbieter, die sich professionellen Richtlinien verpflichtet fühlen, auch einmal an die eigene Nase fassen. Denn, so Linke: Auch sie haben bewusst oder unbewusst zur Verwässerung des Coachingbegriffs beigetragen.

In der Coachingbranche wird zurzeit viel geklagt. Zum Beispiel über unseriöse Pseudo-Coachs, die mit zweifelhaftem Geschäftsgebaren und hanebüchenen Methoden die ganze Branche in Misskredit bringen. Über zu niedrige Zugangsschwellen zum Markt: ein Account, ein Versprechen, ein Funnel – fertig ist der Coach. Über KI-Bots, die – angeblich – coachen können wie ein Profi. Oder auch über ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 12. Juni 2025 gegen einen Online-Kursanbieter. Entscheidend dabei war, dass der Weiterbildner seine Offerte nicht als Fernunterricht nach dem Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) hatte zertifizieren lassen. Er hatte sie vielmehr unzertifiziert angeboten und „Coaching“ genannt – obgleich sie aus Sicht des Gerichts eben kein Coaching war, sondern die Kriterien eines Fernunterrichts erfüllte. Auch daraufhin: große Verunsicherung in der Branche. Wer wird als Nächstes belangt, weil er sein Angebot nicht hat zertifizieren lassen? Dabei besteht in vielen Fällen für diese Sorge gar kein Anlass. Denn klassisches 1:1-Coaching fällt als individuelle Prozessbegleitung ohne Curriculum, ohne standardisierte Module oder Prüfversprechen in der Regel nicht unter das FernUSG. Mischformen sind hingegen riskanter. Und auch die Art und Weise, wie Coachs sich und ihr Angebot vermarkten, kann sie ins Risiko bringen.

Womit wir beim Kern des Problems wären: Zwar klagt die Coachingbranche gern über möglicherweise rufschädigende Gefahren von außen. Die eigentliche Gefahr für den guten Ruf steckt jedoch im Inneren. Denn nicht nur in der Sphäre der sogenannten Pseudo-Coachs mit ihren „Finanz-“ oder „Flirt-Coachings“ wird allzu großzügig mit dem Coachingbegriff umgegangen. Ich beobachte die Tendenz, alles mögliche Coaching zu nennen, schon seit Längerem, und zwar auch in jenen Teilen der Branche, die sich als „seriös“ verstehen.

Im Kern ist das Problem der Coachs, die ihren guten Ruf und ihre Marktposition in Gefahr sehen, ein Sprachproblem: Sie haben den Begriff nicht selten selbst so weit ausgedehnt, dass er seine Kontur verloren hat. So nimmt es nach meiner Beobachtung auch mancher Coach, der eine gute Ausbildung vorzuweisen hat und kompetent arbeitet, nicht so genau mit sprachlichen Abgrenzungen, wenn er zusätzlich als Berater oder Trainerin unterwegs ist. Folgenreicher noch: Das eigene Angebot wird, selbst wenn ein klassisches Coaching dahintersteckt, im Marketing häufig mit immer ausgefalleneren und vielversprechenderen Adjektiven ausgeschmückt. Da ist dann von achtsamem, ganzheitlichem oder transformativem Coaching die Rede. Viele Anbieter greifen neben solchen Wortblumen auch zu vollmundigen Erfolgsversprechen: Karriereziele erreichen, Fokus gewinnen, Sinn finden ... Der Kern dessen, was Coaching eigentlich ist – und was es kann –, rückt angesichts dieses Überbietungswettbewerbs in den Hintergrund.

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