Wissen

Selbstmanagement und Lebensqualität

Der Abschied vom 'Macher'

Der personifizierte Erfolg hat hochgekrempelte Ärmel, ist agil und voller Tatendrang. Dieses Bild des Managers hat sich tief in unser Bewußtsein eingegraben und beherrscht längst unser Denken und Handeln. 'Packen wir´s an!' gilt als universale Lösungsstrategie für jedes Problem. Viele Führungskräfte bezahlen dieses Rollenverständnis mit dem Verlust ihrer Lebensqualität. Ihr Selbstmanagement beschränkt sich darauf, innere Leere und operative Hektik möglichst effizient zu organisieren. Wo sind die Auswege?
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Noch nicht einmal vierzig Jahre alt und schon graue Haare, Juniorchef eines Ingenieurbüros, schwitzend schnaubt er die Mitarbeiter an: 'Das muß bis Freitag fertig sein, ist mir egal wie!' Schließlich ist er ja Unternehmer und nicht Unterlasser, denkt er sich. Er ist dynamisch, voller Power - eben ein richtiger 'Macher'.

14 Stunden-Tag, heute aber früher Feierabend, Stammtisch der Selbständigen. Treffen mit dem Steuerberater, um ihn noch mal auf die Steuerstundung anzusprechen. Der Kunde in Wien hat noch nicht gezahlt und Steuernachzahlung und Gehälter, daß ist diesen Monat nicht drin. Gespräch mit dem Tischnachbarn. Er ist zum erstenmal hier, Versicherungsmakler. Na ja, wenn er das gleiche bietet zu besseren Konditionen, warum nicht? 'Heutzutage mußt du am Ball bleiben, etwas tun', eröffnet der Vorsitzende den Stammtisch. Alle stimmen nickend zu, denn nicken ist ja auch Tun. Ein Kollege beklagt sich: 'Ich arbeite und arbeite und es kommt nichts dabei herum.' Jammern gehört auch zum Tun, wieder nicken alle Anwesenden.

Vielleicht ist ja einer dabei, den diese Analyse nachdenklich stimmt, der darüber nachdenkt, ob es mit dem 'Tun' alleine schon getan ist. In Deutschland hat man ein falsches Führungsverständnis aufgebaut. Die weitverbreitete Meinung, daß 'Macher' gefragt sind, ist eine Illusion. Allzu schmal ist die Grenze zur Zwangsneurose. Die Neurose beginnt dann, wenn verständliche Bedürfnisse des Menschen zu einem unverrückbaren Anspruch an das Leben werden. So jedenfalls definiert es die amerikanische Psychologin Karen Horney 1950 in ihrem Buch 'Neurose und menschliches Wachstum'. Nun kann man ja mit Neurosen offensichtlich ganz gut leben, man bekommt ja keine blaue Zunge davon. Aber vielleicht andere psychosomatische Erkrankungen, wie z.B. Herzinfarkt, Magenkrankheiten, Asthma oder ähnliches. Und: Neurosen sind zutiefst unökonomisch. Karen Horney schreibt weiter: 'Durch neurotische Ansprüche verlieren wir einen Teil der Lebenskunst, die uns befähigt, Dinge spielend leicht zu nehmen.' Neurosen sind Energiefresser, oder anders herum gesagt: Würden wir den neurotischen Anspruch, ständig etwas tun zu müssen, auf ein funktionales Tun zurückschrauben, so hätte das nichts mit Faulheit zu tun, sondern mit Lebensqualität und einem leichteren Erreichen der Ziele…
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