Führung

Musterbruch
Musterbruch

Entmachtete Strategiearbeit

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Gegen Partizipation hat niemand etwas einzuwenden. Es sei denn, es handelt sich um eine traditionell als hoheitliche Chefsache geltende Aufgabe: die Arbeit an der Strategie und deren Weiterentwicklung. Dabei hat die Involvierung von Mitarbeitenden gerade da Sinn. Stefan Kaduk und Dirk Osmetz mit einem Beispiel für eine entmachtete Strategiearbeit.

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Die Blinden und der Elefant: Warum Strategiearbeit der Elefant ist

Operative Unzulänglichkeit: Nebenwirkungen des strategischen Einheitsbreis

Strategie als Thema für alle: Das Ende elitärer Runden

Mut zu Narrationen: Erforschung des eigenen Unternehmens

Macht macht’s: Lizenz gegen die Struktur


Cover managerSeminare 295 vom 16.09.2022Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 295

„Ich bin ein Freund von Involvierung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wenn es um die Strategie des Unternehmens geht, dann funktioniert das nicht. Die Strategie muss an der Spitze der Organisation entschieden werden“, so die klare Aussage eines Unternehmers vor einigen Jahren. Strategie ist hoheitliche Chefsache. Darüber ist man sich zumindest im Businesskontext einig. Und nicht nur hier. Auch Behörden, NGOs und natürlich auch Staaten sollen zu gewissen Themen Strategien entwickeln. So liest man im Moment vor aktuellem Hintergrund von der Forderung nach einer neuen „Strategie für Gasimporte“ in der Presse oder von einem COVID-19-Strategiepapier des Robert-Koch-Instituts. Im August titelt Die Zeit „Wie kommen wir von China los?“ und reflektiert die China-Strategie der Bundesregierung und diverser Konzerne, die sich, entgegen aller offenkundiger Gefahren (von Taiwan-Blockade über abgeriegelte Häfen bis hin zur Unterstützung Putins) weiterhin in die Abhängigkeit der autokratischen Wirtschaftsmacht begeben.

Strategisches Management – oder die Blinden und der Elefant

Ohne Zweifel sind in all diesen Fällen Strategien gefragt. Doch was ist das überhaupt, eine Strategie? Die Definitionen sind recht uneinheitlich. Bewusst wird einem das, wenn man Henry Mintzbergs Buch „Strategy Safari“ in die Hände bekommt. Der kanadische Professor und Management-Vordenker, als den man ihn gerne bezeichnet, beginnt das Buch mit dem Gleichnis „The blind men and the elephant“ – ursprünglich von John Godfrey Saxe –, in dem sechs blinde Menschen einen Elefanten beschreiben sollen. Je nach Körperteil, das sie ertasten, haben sie eine andere Vorstellung vom Elefanten: Der eine beschreibt ihn als Wand, die nächste als Speer, der dritte als Schlange usw. Die Parallele, die Mintzberg zieht, liegt auf der Hand: „Wir sind die Blinden, und die Strategieentwicklung ist unser Elefant.“ Er findet bei seiner Strategie-Safari dann sogar zehn Schulen, die von einem konzeptionellen über einen visionären bis hin zu einem reaktiven Prozess reichen. Das bedeutet, dass Strategie auf ganz unterschiedliche Art und Weise entwickelt werden kann und ganz und gar nicht so einheitlich verstanden wird, wie man das auf den ersten Blick denken könnte.

Wenn es verschiedene Möglichkeiten gibt, eine Strategie zu entwickeln, dann könnte es vielleicht hilfreich sein, danach zu fragen, ob das einleitend beschriebene Muster, dass die strategischen Fragen an der Spitze entschieden werden, wirklich das einzig mögliche ist. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass das Top-Management oder die Unternehmerin die strategische Macht nicht abgeben will. Schließlich gibt Strategie die Richtung vor, bündelt Aktivitäten, definiert die Organisation und sorgt für Beständigkeit. Wenn etwas nach wie vor den exklusiven Kernaufgaben des Top-Managements zugerechnet wird, dann ist es die Arbeit an der Strategie und deren Weiterentwicklung. Der Unternehmer Reinhold Würth definiert in einem Interview Strategie als „Wichtiges, Langfristiges und Chefsache“.

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